Vorstadtweiber

09.05.2016, 22:01
V.l.n.r. Sabine Herold (Adina Vetter), Maria Schneider (Gerti Drassl), Nicoletta Huber (Nina Proll), Caroline Melzer (Martina Ebm), Waltraud Steinberg (Maria Köstlinger). Foto: ARD/ORF/Thomas Ramstorfer,
V.l.n.r. Sabine Herold (Adina Vetter), Maria Schneider (Gerti Drassl), Nicoletta Huber (Nina Proll), Caroline Melzer (Martina Ebm), Waltraud Steinberg (Maria Köstlinger). Foto: ARD/ORF/Thomas Ramstorfer, epa ansa

Wien -  In der vornehmen Wiener Gesellschaft sind die gefährlichsten Feinde die vermeintlich engsten Freunde. Zumindest wenn es nach den «Vorstadtweibern» geht: Intrigen, Korruption, Erpressung stehen dort auf der Tagesordnung.

Die rasanten Geschichten aus der Feder von Uli Brée sind deutlich überspitzt. Kein Klischee wird ausgelassen. Die Eigenproduktion des Österreichischen Rundfunks (ORF) in Zusammenarbeit mit der ARD geht in die zweite Runde. Die zweite Staffel gibt es von diesem Dienstag (20.15 Uhr) im Ersten zu sehen.

Im Fokus der Serie steht eine Gruppe von Geschäftsmännern, Lobbyisten und Politikern, die mit mehr oder weniger legalen Mitteln versuchen, ihr schönes Leben zu finanzieren. Das Sagen haben aber eigentlich die Frauen hinter ihnen. Gelangweilt von ihrem Luxusleben ziehen sie die Fäden. Anspielungen auf die österreichische Politik und Medienlandschaft sind kaum zu übersehen.

Dabei ist bei weitem nicht alles Gold, was glänzt. «Erst, wenn nach draußen dringt, dass wir pleite sind, dann sind wir pleite. Solange wir den Schein wahren, vertrauen mir die Leute ihr Geld an», erklärt Georg Schneider (Juergen Maurer) sein Weltbild. Finanzielle Sorgen, Ehekrisen und ungewollte Schwangerschaften dominieren das Leben der Protagonisten. Moral spielt nur in den seltensten Fällen eine Rolle.

Die heile Welt bricht für die naive Maria Schneider (Gerti Drassl) gleich zu Beginn der neuen Staffel endgültig zusammen. Sie hat nicht nur mit der körperlichen Beeinträchtigung ihres untreuen, schwulen Mannes zu kämpfen, sondern auch mit unerwartetem Familienzuwachs. Ihre Schwangerschaft bringt für Waltraud Steinberg (Maria Köstlinger) Existenzsorgen mit sich. Ihr ermordeter, ungeliebter Mann hinterlässt sein ganzes Geld, dem Vater des ungeborenen Kindes, dem minderjährigen Sohn von Maria Schneider.

Die junge Caro Melzer (Martina Ebm) versucht ihre Ehe mit dem deutlich älteren Banker mit sexuellen Gefälligkeiten aufrecht zu erhalten. Gleichzeitig holt sie ein dunkles Geheimnis ihrer Vergangenheit ein. Nicoletta Huber (Nina Proll) versucht ihr Leben nach ihrem Gefängnisaufenthalt wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Ihre Prioritäten sind dabei klar: «Eine Frau kann sich von ihrem Mann trennen, mit den Freundinnen brechen und das Land wechseln, aber niemals darf sie ihren Frisör verlassen.» Unterstützung bekommt sie von der ebenso verruchten wie toughen Anwältin Tina (Proschat Madani).

«Viele verzweifelte Frauen zwischen schicken Kleidern und schönen Autos», fasst Proll den Inhalt der Serie zusammen. Ihre Kollegin erkennt Identifikationsflächen für alle Zuseher: «Ob es Schadenfreude ist oder Betroffenheit – man kennt das», sagt Köstlinger.

Das Publikum dankt den Sendungsverantwortlichen mit besten Quoten. Durchschnittlich erreichte die erste Staffel 857 000 Personen in Österreich bei einem Marktanteil von 28 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen sahen 36 Prozent zu. In Deutschland schalteten in der ersten Staffel durchschnittlich 4 Millionen den Fernseher ein. Das entspricht einem Marktanteil von 13,8 Prozent.

Zu den bestehenden «Vorstadtweibern» stößt in der zweiten Staffel Julia Stemberger dazu. Die Schauspielerin zeigt ohne Scham, dass Erotikszenen auch mit über 50 Spaß machen können. Auch Österreichs Hoffnung auf einen weiteren Sieg beim Eurovision Songcontest, Zoe Straub, ist mit viel nackter Haut in der Badewanne zu sehen.

Hinter der Kamera scheinen sich die Darsteller jedenfalls auch prächtig zu verstehen: In der Serie macht Köstlinger den egozentrischen Maurer zum Großvater. Im echten Leben treten die beiden händchenhaltend am Roten Teppich auf.

Ein Ende der Serie ist vorerst nicht in Sicht: Die dritte Staffel ist bereits bestellt. Der Drehstart für die nächsten zehn Folgen ist für den kommenden Herbst geplant. (dpa)