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Fernsehen Thomas Holländer ist Profi für „Tatort“-Nebenrollen

Wenn es brennt bei der Besetzung von Nebenrollen im „Tatort“, ist Ex-Feuerwehrmann Thomas Holländer zur Stelle. Bereits mehr als 20 Mal spielte der Pfälzer als Komparse im Sonntagskrimi. Ein Besuch.

Von Wolfgang Jung (Text) und Uwe Anspach (Foto), dpa Aktualisiert: 19.03.2024, 06:31
Wenn es brennt bei der Besetzung von Nebenrollen im „Tatort“, ist Ex-Feuerwehrmann Thomas Holländer zur Stelle. Bereits mehr als 20 Mal spielte der Pfälzer als Komparse im Sonntagskrimi.
Wenn es brennt bei der Besetzung von Nebenrollen im „Tatort“, ist Ex-Feuerwehrmann Thomas Holländer zur Stelle. Bereits mehr als 20 Mal spielte der Pfälzer als Komparse im Sonntagskrimi. Uwe Anspach/dpa

Ludwigshafen - Viele kennen sein Gesicht, wenige seinen Namen. Nicht alle Darsteller in Deutschlands TV-Dauerbrenner „Tatort“ waren so oft zu sehen wie er - sogar einige Ermittler nicht. Thomas Holländer war Bodyguard, Feuerwehrmann, LKA-Beamter und Filmleiche, er drehte mit Ulrike Folkerts, Heike Makatsch und Robert Atzorn. Mehr als 20 Mal spielte der Pfälzer im Sonntagskrimi mit - als Komparse. „Wenn ich böse schaue, will der Regisseur das so“, sagt der 61-Jährige. „Privat bin ich ungefährlich wie ein Schmetterling.“

Begonnen hat alles vor mehr als 20 Jahren mit dem Ludwigshafen-„Tatort: Der Präsident“. Holländer, damals bei der örtlichen Berufsfeuerwehr, hat eine Minirolle als - Feuerwehrmann. „Ich habe das als netten Ausflug in die Filmwelt gesehen und zum Regisseur gesagt: Bitte die Feuerwehr nicht rausschneiden. Später hieß es, ob ich nicht für vier Tage nach Baden-Baden kommen könnte - der Regisseur wolle mich für eine Rolle als Polizist.“

Holly goes to Hollywood?

Es folgten weitere Drehs, auch für den Otto-Waalkes-Film „Otto`s Eleven“, die Serie „Bloch“ oder „Die Entführung“ mit Heiner Lauterbach. Markantes Gesicht, kahlrasierter Schädel, durchtrainierte Statur - das komme bei den Produktionsfirmen an, meint Holländer - Spitzname „Holly“, Vorbild Bruce Willis. Er musste sich für die Drehtage in Mainz, Stuttgart oder im Schwarzwald bis zur Rente im vorvergangenen Jahr Urlaub nehmen. „Ich hätte nie gedacht, dass sich das so entwickelt. Ich werde sogar manchmal auf der Straße erkannt.“

Holly goes to Hollywood? Nein - an einen Wechsel in die Filmbranche habe er nie gedacht, sagt Holländer. „Wenn du Kinder hast, musst du das gut abwägen. Funktioniert es oder nicht?“ Zudem habe er Respekt vor der Schauspielerei. „Bei einer mehrfachen Filmprobe einer Schlägerei hat mein Partner jedes Mal geweint. Durchgehend. Auf Kommando. Das war faszinierend. Wenn jemand sagt, er kann da einfach mitspielen - so leicht ist das nicht. Das muss man hart erlernen.“

Hat eigentlich ein Autor beim Verfassen eines Drehbuchs bereits eine konkrete Person für eine bestimmte Rolle im Kopf? „Ich nicht, ich kann natürlich nur für mich sprechen“, sagt Harald Göckeritz, der etliche „Tatort“-Skripte geschrieben hat. Es könne natürlich sein, dass man von jemandem, den man kenne, inspiriert werde. „Aber dann eher unbewusst, würde ich sagen.“ Hingegen würde er in einem Drehbuch schon beschreiben, wie die Figur sein sollte. „Sie hat ja eine dramaturgische Funktion.“ Für das Drehbuch von „Grüße aus Kaschmir“ hatte Göckeritz den Adolf-Grimme-Preis erhalten. Der Udo-Jürgens-Zweiteiler „Der Mann mit dem Fagott“ wurde unter anderem mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet.

Wenn Rauchen im Drehbuch steht

Reich werde man als Komparse nicht, sagt Holländer, der 8 Jahre bei der Bundeswehr und 33 Jahre bei der Berufsfeuerwehr war. „Das ist eher eine Aufwandsentschädigung, und ich sehe es als Spaß.“ Man treffe viele interessante Menschen. „Ich habe zum Beispiel immer noch Kontakt mit Otto Waalkes und mit Andreas Hoppe, der im Ludwigshafen-„Tatort“ früher an der Seite von Ulrike Folkerts gespielt hat. Die meisten sind sehr kollegial. Und wenn einer mal Ruhe braucht, merkt man das schnell.“

Man erlebe auch kuriose Situationen. „Im Mainz-„Tatort“ musste ich in einer Tankstelle rauchen - als Feuerwehrmann. Immerhin waren die Zapfsäulen abgestellt. Ich habe gewusst: Wenn das ausgestrahlt wird, werde ich von den Kollegen etwas zu hören bekommen. So war es dann auch“, sagt Holländer und lacht. Grundsätzlich sei das Schwierige am Drehen nicht das Lernen von Texten. „Das Schwierige ist, den Text so rüberzubringen, dass die Leute glauben, was du sagst.“ Gute Übung habe er durch seine Rollen im Amateurtheater Deidesheim, in dem er regelmäßig spiele.

Einen Nachteil habe seine Karriere aber, räumt Holländer ein. „Ich kann fast keinen Film schauen, ohne auf das Verhalten der Schauspieler zu achten. Wenn zum Beispiel jemand in einer Szene läuft, sage ich zu meiner Frau: Um das perfekt zu drehen, ist der arme Kerl jetzt bestimmt 25 Mal gerannt.“