"Tatort"-Kritik "Tatort": "Wofür es sich zu leben lohnt": Ein würdiger Abschied vom Bodensee

Das war’s. Der „Tatort“ verabschiedet sich vom Bodensee. „Wofür es sich zu Leben lohnt“ war die letzte Folge, die der SWR im Süden der Republik produziert hat. Es war ein würdiges Finale.
Die Fälle
Seltsam und rätselhaft sind die Fälle, mit die Kommissare Klara Blum (Eva Mattes), Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) und Mattheo Lüthi (Roland Koch) befasst sind. Da ist der Rechtsradikale Josef Krist (Thomas Loibl), der mit Schnittwunden übersäht in einem geschmückten Boot auf dem Bodensee treibt. Oder der Anlagebetrüger, der in seinem eigenen Garten vergiftet wird.
Zwei harte Nüsse für die Beamten, denn die Zeugen machen den Job nicht leichter. So richtig verdächtig ist zunächst niemand. Täter sein könnte jedoch jeder. Zum Beispiel die Witwe und Tochter des Rechtsradikalen, die verdächtig gefasst sind. Oder die Witwe des Anlagenbetrügers, die statt zu trauern sich nun freut, das große Haus für sich haben. Im Zuge der Ermittlungen lernt Klara Blum eine seltsam verschworene Schwesternschaft kennen und freundet sich mit ihnen an. Doch auch die Damen aus dem verwunschenen Garten machen keinen lupenreinen Eindruck.
Dann brennt in Bangladesch auch noch eine Textilfabrik. Was hat das mit dem Bodensee zu tun? Erstmal noch nichts, außer, dass der verantwortliche Produzent der Textilien aus der Gegend kommt. Auch er wird in den Fall integriert. Zu allem Übel ist da dann auch noch die Geschichte von Klara Blum und ihrem Herzen.
Die Auflösung
Es waren mal wieder die, von denen es man am wenigsten erwartet hat. So haben etwas nicht die zunächst wenig trauernden Witwen ihre Männer getötet. Sondern die drei lieben Damen aus der Gärtnerei, die offenbar gar nicht so lieb sind, sondern eher an Hexen erinnern.
Die Damen setzen sich für ihre Vorstellung einer besseren Welt ein. Auch, weil sie in der Vergangenheit nahe Angehörige verloren haben. Deshalb töten sie nun Rechtsradikale und Anlagebetrüger.
Sie fliegen auf, als Klara Blum sie überraschend besucht. Zu diesem Zeitpunkt „zelebrieren“ sie gerade den Mord an Textilproduzent Maximilian Heinrich (Matthias Habich). Der hat durch den Brand viele Menschenleben auf dem Gewissen und muss deshalb sterben.
Klara Blum, eingesperrt in einem Käfig, erleidet eine Herzattacke und schießt währenddessen Catherina (Hanna Schygulla) an. Die drei Frauen paddeln daraufhin selbst in einem Boot auf den Bodensee und sprengen sich in die Luft. Blum und Heinrich werden gerettet.
Die Ermittler
Blum und Perlmann zeigen sich nicht als eingespieltes Team. Das liegt daran, dass Blum ihre Herzproblematik verschweigt und ihren Kollegen anlügt. Auch bei den Ermittlungen gehen die beiden getrennt vor. Das wird ihnen fast zum Verhängnis. Blum freundet sich mit den Mörderinnen an, während Perlmann sich in die Ehefrau des rechtsradikalen Krist verguckt. Beides höchst unprofessionell.
Fazit
„Wofür es sich zu Leben lohnt“ ist ein gelungenes Verwirrspiel, das den Zuschauer lange im Dunklen lässt. Die Spannung bleibt bis in die letzten Minuten erhalten, ein tolles Drehbuch. Auch die Charaktere sind gut dargestellt. Anna Krist (Julia Jäger), der Witwe des Rechtsradikalen, nimmt man ihre Rolle ebenso ab wie den drei älteren Damen. Auch die Kommissare liefern eine tadellose Leistung ab.
Es ist ein würdiges Finale. Nun heiß es: Adieu Bodensee. Zumindest beim „Tatort“.