Paranoia-"Tatort" aus Frankfurt "Tatort" "Wendehammer": Brix Janneke Big Data und die mörderische Nachbarschaft

Köln/Frankfurt - Die ARD zeigt am Sonntag (20.15 Uhr) die 1004. Tatort-Folge. Der Titel: „Wendehammer“. Für das Frankfurter Ermittlerduo Anna Janneke und Paul Brix ist es der vierte Fall.
Hoffentlich hat Kommissar Brix (Wolfram Koch) keinen Mundgeruch, denn er befragt Zeugen und Verdächtige am liebsten mit der eigenen Nase im Gesicht des anderen. Ob er dabei die Angst des IT-Genies Nils Engels (Jan Krauter) riechen kann?
Engels hat in seinem Keller einen revolutionären Algorithmus entwickelt, hinter dem die halbe IT-Welt her zu sein scheint, und ganz nebenbei das Haus seiner Großeltern zu einer Festung ausgebaut. Als Paul Brix mit seiner Kollegin Anna Janneke (Margarita Broich) vor der Tür steht, braucht Engels keine zehn Sekunden, um das Bild der Überwachungskamera mit den Personalakten der Polizisten abzugleichen.
Aber warum stehen die beiden Mordermittler überhaupt vor Engels Haustür? Eine Leiche gibt es nämlich nicht, wenn man mal davon absieht, dass der IT-Paranoiker gleich in der ersten Filmszene eine verirrte Schildkröte platt tritt und sich in seiner Tiefkühltruhe tote Katzen stapeln. In der gutbürgerlichen Nachbarschaft des Wendehammers ist er damit zum bestgehassten Mann weit und breit aufgestiegen, und als dann der nette Herr Abendroth (Joachim Bißmeier) spurlos verschwindet, sind sich alle darüber einig, dass Engels dahinter steckt. Erstaunlicher Weise genügt das den sichtlich unterbeschäftigten Kommissaren, um dem von Verfolgungswahn geplagten Engels auf den Pelz zu rücken. Was tut man nicht alles, um mal aus dem Büro zu kommen.
Tatort „Wendehammer“: Gags zu Beginn lustig, später peinlich
Die Autoren dieses Frankfurter „Tatort“ versuchen sich auf recht ungewöhnliche Weise am Genre des Paranoia-Thrillers: Einerseits geht es um die Allgegenwärtigkeit von Schnüffel-Software und andererseits um den alltäglichen Stellungskrieg am Gartenzaun. Das funktioniert eine Weile als Komödie ziemlich gut, weil die Nachbarn angenehm schrullig (bis dusselig) sind und sich die Schauspieler ohne Schuldgefühle jeweils auf das nächstbeste Klischee stürzen: Die Opernsängerin zersingt natürlich Gläser und hat immer einen Mops dabei; die Krimiautorin besitzt zu viel Fantasie und das sprechende Hauscomputer-System hört auf den kessen Namen Cassie.
Irgendwann ist das den Autoren aber nicht mehr genug und sie beginnen, eine ganz große Intrige um die globale IT-Sicherheit zu spinnen. Da wird es dann teilweise richtig peinlich, und der Quatsch, der am Anfang noch lustig war, geht einem zusehends auf den Geist.
So können Sie den Tatort „Wendehammer“ sehen
Tatort: Wendehammer, ARD – 20.15 bis 21.45 Uhr oder in der Mediathek, D 2016, Regie: Markus Imboden, Darsteller: Margarita Broich, Wolfram Koch, Jan Krauter, Cornelia Froboess