"Tatort" Vorschau "Tatort" Vorschau: Boerne und Thiel ermittlen im Umfeld des Münsteraner Zoos

Köln - Der neue Münster-„Tatort“ mit dem Titel „Schlangengrube“ wirft ziemlich viel in einen Topf: Tiere, Mäzenatentum, Kochen, Medien und natürlich Mord, ohne den es ja nun einmal nicht geht.
Ermitteln im Umfeld des Münsteraner Zoos
Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan-Josef Liefers) und Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) ermitteln im Umfeld des Münsteraner Zoos. Die sehr reiche Förderin des Tierparks kommt in ihrer Wohnung zu Tode.
Vordergründig ein Treppensturz, doch findet Boerne bei der Obduktion der Leiche eine von Injektionen kräftig perforierte Bauchdecke. Der Tod der Mäzenin ist ein herber finanzieller Einschnitt für den Zoo, der zudem mit dem mysteriösen Verschwinden von exotischen Tieren kämpft.
Zoo-Direktor Dr. Schönweis (Felix Förtler, der eine frappante Ähnlichkeit mit dem echten Münsteraner Zoo-Chefs Dr. Thomas Wilms aufweist) und Tierarzt Dr. Gremlich (Dirk Martens) wirken leidlich gefasst bis nervös.
Kreis der Verdächtigen
Reichlich nervös ist auch Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Grossmann), die im selben Haus wie das Mordopfer wohnt, diesem in Nachbarschaftsstreits oft mit ihrer Reibeisenstimme die Meinung gegeigt hatte und deshalb gar zum Kreis der Verdächtigen gehört.
Diesen Umstand weidet Staatsanwältin Ungewitter, gespielt von Tessa Mittelstaedt, die einige Jahre lang die Assistentin Franziska von Ballauf und Schenk im Kölner Tatort mimte, genüsslich aus. Denn beide Juristinnen spekulieren offenbar auf den alsbald freiwerdenden Job des Oberstaatsanwalts, da kommt ein Mord im Haus der Konkurrentin gerade recht.
„Übertötetes Rinderfilet nach Art des Axtmörders“
Derweil plant Rechtsmediziner Boerne eine Karriere als TV-Koch. Er hat das Format „Boerne kocht“ ersonnen, in dem er erst in seinem Leichenkeller tote Menschen untersucht und im Anschluss auf dem Obduktionstisch seine kulinarischen Kreationen präsentiert, denen er so schillernde Namen gibt wie „Übertötetes Rinderfilet nach Art des Axtmörders“. Nun ja.
Boerne schmeißt sich nach Kräften an den Medienmogul und exzentrischen Gourmet Dr. Richard Stockmann (Robert Hunger-Bühler) heran, von dem er hofft, dass er das Konzept „Boerne kocht“ produziert. Stockmann ist die Verbindung zu Dokumentarfilmer Henry Schlör (Thomas Arnold), der ebenfalls auf Geld vom Magnaten hofft. Der eigentlich ambitionierte Naturfilmer Schlör hält sich derweil mit einer seichten Tier-Dokusoap über Wasser, die er – na klar - im Münsteraner Zoo dreht.
Im Tierpark stimmt etwas nicht
Spätestens als das Testament der reichen, aber toten Tierfreundin gestohlen wird und sich eine Fahrradmechanikerin als deutlich mittellosere Schwester des Mordopfers herausstellt, die überdies auch Kontakte zu Zoo-Mitarbeitern pflegt, merken Thiel und Boerne, dass im Tierpark irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht.
Thiel ermittelt dort undercover als Tierpfleger und erfährt allerhand Merkwürdigkeiten. Schließlich kommen alle Handlungsstränge zusammen: Der Zoo, der Gourmet, die vielen nervösen Menschen, das Geld der Mäzenin.
„Schlangengrube“ ist ein skurriler Fall
„Schlangengrube“ ist ein skurriler Fall, wie er typisch ist für die Ermittler aus Münster. Ein Plot, der ganz klassisch zunächst zerfasert, um sich am Ende zu einem Bild zu vereinen. Die Handlung ist schlüssig, vielleicht ein wenig zu schlüssig, was den Spannungsbogen merklich flach hält.
Kommissar Thiel ist diesmal nicht ganz so knurrig. Rechtsmediziner Boerne parliert in gewohnt schöner Blasiertheit, wobei ihm die verschnöselte Haute-Cuisine-Grammatik außerordentlich zu Pass kommt. Es gibt reichlich - aber zum Glück längst nicht mehr so viele wie früher – kleine Albernheiten, etwa wenn sich die junge und die alte Staatsanwältin mit gleicher Toupierfrisur anzicken.
Und wenn auf dem Obduktionstisch neben der getötet Mäzenin ein genauso mit einem grünen Tuch bis zum Hals bedeckter toter Pinguin aus dem Zoo liegt, dann ist das auch ein bisschen süß.
Solide Abendunterhaltung
Die Folge ist solide Abendunterhaltung, die angenehm vor sich hin pluckert. Derart entspannt könnte Anne Will im Anschluss an den Tatort auch Donald Trump, Jutta Dittfurt, Wolfgang Bosbach und Beatrix von Storch über das Thema „Treiben Migrantinnen in Deutschland die Denuklearisierung Israels voran“ diskutieren lassen, es würde einen nicht aus der Ruhe bringen.
Sonntag, 27. Mai, 20.15 Uhr, ARD. Darsteller: Axel Prahl (Frank Thiel), Jan Josef Liefers (Karl-Friedrich Boerne), Felix Vörtler (Dr. Schönweis), Dirk Martens (Dr. Gremlich), Thomas Arnold (Henry Schlör). Regie: Samira Radsi