"Tatort: Unter Kriegern" "Tatort: Unter Kriegern" in der ARD: Eine Welt in der der Zweite der erste Verlierer ist

Köln - Unschuldig sieht der zwölfjährige Felix (Juri Winkler) aus, aber die Fassade täuscht. Das wird im neuen „Tatort“ aus Frankfurt schnell klar. Der Junge eifert seinem Stiefvater Joachim Voss (Golo Euler) nach und für den eiskalten Manager zählen nur Topleistungen. Wenn die beiden zusammen trainieren, treibt es der Vater auch schon mal so weit, dass sich der Junge übergeben muss.
Mit so viel Härte gegen sich und andere leitet er auch das Sportleistungszentrum, in dem auch Felix trainiert. Voss strebt einen hohen Sportfunktionärsposten an, da passt es ihm überhaupt nicht ins Konzept, dass im Heizungskeller des Zentrums die Leiche des jungen Malte Rahimi (Ilyes Raoul Moutaoukkil) gefunden wird. Verdächtig erscheint den beiden Ermittlern Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) insbesondere der vorbestrafte Hausmeister Sven Brunner (Stefan Konarske), der auffallend viel Zeit mit dem Jungen verbrachte.
Subtiler Horror und reichlich Konfliktpotenzial
Doch auch mit Familie Voss stimmt etwas nicht, das ist den Kommissaren schnell klar. Denn während Vater und Sohn nach Erfolg streben, bleibt Meike Voss (Lina Beckmann) auf der Strecke. Sie wird von beiden gedemütigt, von Liebe keine Spur. Ihren Sohn nennt sie einen Teufel, gegen den Mann hegt sie Mordfantasien.
Gewalt- und Konfliktpotenzial gibt es reichlich in „Unter Kriegern“ (Regie: Hermine Huntgeburth). Nach dem an Horror-Filme angelehnten Fall „Fürchte dich“, der viele Zuschauer verschreckte, wird der Horror hier deutlich subtiler – und damit besser – vermittelt.
Drehbuchautor Volker Einrauch präsentiert in „Unter Kriegern“ eine Welt, in der der Zweite schon erster Verlierer ist und Gefühle als Schwäche ausgelegt werden.
Die Figuren sind dabei etwas klischeehaft geraten, manche Nebenhandlung, etwa die rund um Sven Brunners Therapiegruppe, hätte es nicht gebraucht, aber die durchweg sehr guten Schauspieler – allen voran der beeindruckende Juri Winkler – und das unkonventionelle Ende machen diesen Krimi dennoch sehenswert. – „Unter Kriegern“