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"Nachbarn" aus Köln Tatort "Nachbarn" aus Köln: Jeder Jeck ist anders aber alle haben Dreck am Stecken

Von Michael Kohler 26.03.2017, 19:45
Schenk und Ballauf beobachten aus dem Auto heraus, was sich in der Nachbarschaft es Ermordeten tut.
Schenk und Ballauf beobachten aus dem Auto heraus, was sich in der Nachbarschaft es Ermordeten tut. WDR Presse und Information/Bildk

Köln - Wenn das Wort „Nachbarn“ blutrot den Bildschirm füllt, darf man sich mindestens auf verzweifelte Hausfrauen, vor Geilheit grenzdebile Ehemänner und auf ein paar ordentliche Morde freuen. In dieser Hinsicht hielt der Kölner „Tatort“ weitgehend Wort und garnierte die Zersetzung des gutbürgerlichen Milieus auch noch mit dem schleichenden Gift eines ungesühnten Verbrechens.

Im Grunde beginnt nämlich alles damit, dass ein Familienvater seine 18-jährige Stieftochter schwängert; die Ehefrau kommt dahinter, verlangt von ihrer Tochter, das Kind abzutreiben, worauf die ihre Mutter lieber umbringt und der liebestolle Stiefvater die Leiche im Garten vergräbt. Dumm nur, dass Jahre später der ordnungsliebende und auch sonst ziemlich unausstehliche neue Nachbar die Grundstücksgrenze neu ziehen lässt und die Leiche danach plötzlich in dessen Gemüsebeeten liegt. So kommt eines zum anderen und schon fliegt der Ordnungsfanatiker tot von der Brücke. 

Die Auflösung

Lief nach ziemlich klassischem Krimi-Strickmuster ab: Erst waren alle verdächtig, dann nur noch einer – und der war es natürlich nicht. Stattdessen wandert mit der fragilen Frau ein hübsches Klischee ins Kittchen. Hätte man sich denken können, aber wie bei jedem besseren Krimi ist es auch hier beinahe egal, wer der Mörder ist. Trotzdem war es durchaus eine Wohltat, im „Tatort“ mal wieder halbwegs solide Polizeiarbeit zu sehen. Kommissar Zufall wurde jedenfalls nicht gebraucht.

Das war gut

„Manche Dinge passieren einfach“, sagt die überführte Doppelmörderin über ihre Missetaten. Ein guter Schlusssatz, in seiner furchtbaren Harmlosigkeit geradezu eines Claude Chabrol würdig. Auch das Arsenal moralisch zerlumpter oder einfach nur todunglücklicher Bürgertypen war schön anzusehen: Der eine schwängert seine Stieftochter, der andere ist nichts als Fassade, der nächste will seine Nachbarin zum Sex erpressen und das Ehepaar nebenan straft einander nur noch mit Verachtung. Das war alles gut gespielt, nicht allzu sehr übertrieben und führte geradewegs zu der ewiggültigen Erkenntnis: Jeder Jeck ist anders, aber alle haben Dreck am Stecken.

Das war mittelgut

Eigentlich keine schlechte Idee: Dietmar Bär wird in einer komödiantischen Parallelhandlung in einen Nachbarschaftsstreit um einen nachts lauthals krächzenden Papagei geschickt. So wie es dann inszeniert war, wirkte diese komische Ausflucht aber etwas aufgesetzt – und nicht besonders witzig. Herumalbern oder an den eigenen Unzulänglichkeiten scheitern können andere „Tatort“-Teams deutlich besser. Das wussten wir allerdings schon vorher.

Was sagt uns das über Köln?

Eigentlich nichts. Dafür lernen wir eine Menge andere Dinge über Männer (sind Schweine), Haustiere (schmecken lecker) und Mord (bleibt niemals ungesühnt).