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  7. "Sturm-Tatort"-Kritik: "Tatort"-Kritik: "Sturm" in Dortmund ist konsequent erzählt und durchweg spannend

"Sturm-Tatort"-Kritik "Tatort"-Kritik: "Sturm" in Dortmund ist konsequent erzählt und durchweg spannend

Von Anne Burgmer 17.04.2017, 19:46
Dortmunder Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann)
Dortmunder Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) WDR Presse und Information/Bildk

Der Fall

In der Dortmunder Innenstadt wurden mitten in der Nacht zwei Streifenpolizisten erschossen. Als sich Hauptkommissar Faber (Jörg Hartmann) in der Umgebung umschaute, sah er einen Mann, der in einer Bank hektisch zu arbeiten schien. Dieser weigerte sich, die Tür zu öffnen. Faber schlug das Fenster ein und verschaffte sich Zutritt. Mohammed Hövermann (Felix Vörtler) war Konvertit, trug einen Sprengstoffgürtel und überwies gerade Millionen auf Konten in arabischen Ländern. Doch dann stellte sich heraus, dass der Familienvater zu der Tat gezwungen wurde, weil seine schwangere Frau und Tochter bedroht wurden.

Die Auflösung

Früh zeichnete sich ab, dass Mohammed Hövermann Opfer und nicht Täter war. Wer hinter der Erpressung stand, überraschte dann aber. Sein Sohn aus erster Ehe hatte die Jugendlichen angestachelt und ihnen weisgemacht, die Tat diene dem Kampf gegen Ungläubige, in Wirklichkeit wollte er nur seine Firma, die vor dem finanziellen Aus stand, retten. Den Anschlag am Schluss hatte er allerdings nicht zu verantworten. Er hatte die Kontrolle über die Jungs verloren.

Die Vorgeschichte

Islamisten, die mit einem Auto in eine Menschenmenge rasen – diese Szene aus dem Dortmunder „Tatort“ war den ARD-Verantwortlichen zu nahe an der grausamen Wirklichkeit des Anschlags auf dem Berliner Weihnachtsmarkt. Deshalb wurde der Film vom ursprünglich geplanten Ausstrahlungstermin an Neujahr auf Ostermontag verschoben. Doch auch der neue Sendeplatz wurde diese Woche in Frage gestellt. Der Anschlag auf den Bus des BVB am Dienstag löste erneute Diskussionen über den „Tatort“ aus. Zu nah schien vielen erneut die Wirklichkeit der Fiktion gekommen zu sein. Dieses Mal blieb die ARD aber bei der Ansetzung. „Der „Tatort“ kann aufgrund seiner zeitaktuellen inhaltlichen Ausrichtung der Realität nicht ständig ausweichen“, begründete WDR-Fernsehspielchef Gebhard Henke die Entscheidung.

Die Ermittler

Die privaten Spannungen zwischen den Kommissaren, die in den bisherigen Fällen immer einen großen Raum eingenommen hatten, spielen in „Sturm“ kaum eine Rolle. Schon vorher war bekannt, dass Stefan Konarske mit diesem Fall seinen Abschied als Kommissar Daniel Kossik feiern würde. Konarske hat seinen Lebensmittelpunkt nach Paris verlegt. Die Drehbuchautoren schenkten ihm einen Abschied mit Wucht. Man kann davon ausgehen, dass er die Schussverletzungen nicht überleben wird.

Fazit

Sönke Lars Neuwöhner und Martin Eigler haben einen Krimi geschrieben, der fast in Echtzeit erzählt wurde. Das hatte den erfreulichen Effekt, dass lange Erklär-Passagen oder andere Szenen, die wenig bis nichts zur Handlung beigetragen hätten, vermieden wurden. Regisseur Richard Huber inszenierte einen konsequent erzählten, durchweg spannenden „Tatort“, der für manche Diskussionen sorgen wird. Einzig die etwas konfuse Vater-Sohn-Geschichte als Hintergrund für den Amoklauf der Jugendlichen hätte es nicht gebraucht.