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"Tatort"-Kritik "Tatort"-Kritik: "Fürchte dich" war ein Experiment an dem sich die Geister scheiden

Von Anne Burgmer 29.10.2017, 21:12
Das Geisterhaus im Tatort „Fürchte Dich“
Das Geisterhaus im Tatort „Fürchte Dich“ HR/Pressestelle

Der Fall

In einem alten Haus voller Geheimnisse lebt Kommissar Paul Brix (Wolfram Koch) mit seiner Vermieterin Fanny (Zazie de Paris). Eines Nachts stand der alte Otto Schlien (Axel Werner) nur im Nachthemd bekleidet in der Küche und wollte sich und das Gebäude anzünden – bis ihn zwei Hände plötzlich in den Garten zerrten. Panisch starrte der Alte in Richtung Dachboden. Dort fand Brix kurz darauf das Skelett eines Mädchens, das vor langer Zeit gestorben sein musste.

Die Auflösung

Eine richtige Auflösung gab es in diesem Horror-„Tatort“ nicht. Vor allem blieb die Frage unbeantwortet, ob es nun wirklich Geister waren, die da durchs Haus spukten oder ob alles vielleicht doch nur Einbildung war. Ein bisschen Licht ins Dunkel brachten die Ermittlungen dann aber doch. Das tote Mädchen war die Waise Helga.

Sie hatte in dem Haus gelebt, das Ottos Mutter nach dem Krieg zu einem Waisenheim gemacht hatte. Diese starb durch einen bösen Streich der Kinder. Sie hatten ihr erzählt, dass Otto in den Fluss gefallen sei. Beim Versuch, ihren Sohn zu retten, ertrank die Frau. Ihr Geist war es dann auch, der durch das Haus spukte. Helga war versehentlich von Otto erstickt worden, als der das Mädchen vor dem übergriffigen neuen Heimleiter verstecken wollte. Er hatte ihr die Hand vor den Mund gehalten, damit sie das Versteck nicht verriet.

Fazit

„Glauben Sie an Geister?“ fragte Kommissarin Anna Janneke (Margarita Broich) am Anfang dieses Films als Erzählerin. Wer hier einwandte, eine solche Frage habe in einem Krimi nichts zu suchen, der schaltete vermutlich gleich wieder aus. Denn „Fürchte dich“ nahm es kurz vor Halloween nicht so genau mit Genregrenzen. Der Hessische Rundfunk hat sich an den ersten Horrorfilm der „Tatort“-Geschichte gewagt.

Nebel allerorten, knarrende Dielenbretter, dunkle Keller, Fratzen, Hände, die aus dem Nichts nach Menschen greifen, Geister, die in Menschen fahren, bedrohliche Musik – Subtil war das alles nicht, was sich Andy Fetscher, der auch Regie führte, und Christian Mackrodt da ausgedacht hatten. Ihr Film erinnerte vielmehr an alte Edgar-Wallace-Filme. Logik? Brauchte es nicht. Wenn es spukt, dann spukt es eben. Das fanden viele „Tatort“-Fans sicherlich ganz gruselig, wer sich aber auf das Experiment einließ, konnte einen durchaus unterhaltsamen Abend erleben, zumal die Macher ihren Ansatz konsequent verfolgten. Verstecktes Augenzwinkern, das alles relativiert? Fehlanzeige. Eine Erklärung für all die übernatürlichen Phänomene gab es auch nicht. Mal wieder ein „Tatort“-Experiment, an dem sich sicher die Geister scheiden.