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"Tatort - Ein Tag wie jeder andere" "Tatort - Ein Tag wie jeder andere": Die Zuschauer wurden geschickt getäuscht

Von Anne Burgmer 25.02.2019, 05:18
Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel), Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Sebastian Fleischer (Andreas Leopold Schadt) an der Leiche von Katrin Tscherna (Katharina Spiering). 
Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel), Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Sebastian Fleischer (Andreas Leopold Schadt) an der Leiche von Katrin Tscherna (Katharina Spiering).  BR/Bildarchiv

Im Franken-„Tatort“ „Ein Tag wie jeder andere“ wird ein Anwalt zum mehrfachen Mörder. Die TV-Kritik:

Der Fall

In Bayreuth erschießt der bisher unbescholtener Anwalt Thomas Peters (Thorsten Merten) im Gerichtssaal den Richter und flieht. Die Kommissare Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) nehmen gerade die Ermittlungen auf, als Peters wenig später eine Universitätsmitarbeiterin erschießt. Auch hier gibt es scheinbar kein Motiv. Doch die Ermittler erkennen, dass der Anwalt beide Opfer exakt zur vollen Stunde tötete.

Die Auflösung

Bereits nach einer halben Stunde war klar, dass Martin Kessler (Stephan Grossmann) den Anwalt Peters zu den Morden gezwungen hatte. Er hatte dessen Tochter entführt und gedroht, sie zu töten. Peters hatte vor einigen Jahren den Unternehmer Rolf Koch (Jürgen Tarrach) vertreten und ihm durch einen juristischen Winkelzug zum Freispruch verholfen. Dieser hatte verseuchtes Futtermittel an seine Kühe verfüttert. Die Folge war vergiftete Milch, die dazu geführt hatte, dass Kesslers schwangere Frau das Baby verlor. Nun wollte sich Kessler an Koch rächen. Den Ort, an dem er das Mädchen versteckt hielt, wollte er nur preisgeben, wenn er 15 Minuten mit Koch allein sprechen durfte. Nach langem Hin und Her stimmten die Kommissare zu. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen kam es dem Treffen, bei dem Koch auf scheinbar mysteriöse Weise starb. Wie sich herausstellte, hatte Kesslers Ex-Ehefrau diesem geholfen und Koch bereits vorher vergiftet.

Das Thema

Auf das Thema ist Drehbuchautor Erol Yesilkaya dem Bayerischen Rundfunk zufolge nach einem schrecklichen Erlebnis gekommen, das er hatte, als seine schwangere Ehefrau nur mit viel Glück einer Lebensmittelvergiftung entging. Regisseur Sebastian Marka: „Was wir essen, bestimmten wir selber – aber ist das wirklich so? Können wir uns da sicher sein?“, sagte er. „Man hört ja zum Beispiel immer wieder, Bio ist nicht unbedingt Bio. Das ist ein gutes, sehr aktuelles Thema.“

Fazit

Heißt ein Krimi „Ein Tag wie jeder andere“ ist klar, dass das Gegenteil der Fall ist. „Nicht kleckern, sondern klotzen“ war dann wohl auch das Motto, an das sich Autor Erol Yesilkaya beim Verfassen seines Buches für diesen Krimi hielt. Er hat einen rasanten und spannenden „Tatort“ geschrieben, der mehr als einmal mit den Erwartungen der Zuschauer spielte. So schien nach einer halben Stunde eigentlich alles geklärt, doch dann ging die Geschichte erst so richtig los. Geschickt eingesetzte Rückblenden führten den Zuschauer erst langsam an den Kern der Geschichte.

Bedauerlich war allerdings, dass die Figurenzeichnung allzu holzschnittartig geriet. Besonders Jürgen Tarrach hätte man gewünscht, den fiesen Unternehmer etwas vielschichtiger anlegen zu können. Das war besonders deshalb ärgerlich, weil die Rollen durchweg gut besetzt waren. Auch das nicht immer konfliktfreie Zusammenspiel der Kommissare gefiel. Ein bisschen weniger „Hannibal Lecter in Bayreuth“ hätte dem Film zudem gut getan. Trotzdem ein unterhaltsamer „Tatort“, der sich etwas traute. Und Wagner-Fans kamen auf jeden Fall auf ihre Kosten, es durfte sogar auf dem Grünen Hügel gedreht werden. Und die Musik des Komponisten untermalte eine der Schlüsselszenen.