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"Tatort" Der König der Gosse "Tatort" Der König der Gosse: Klischees und Vorurteile in Dresden

Von Anne Burgmer 02.10.2016, 19:47
Der ehemals Obdachlose Hansi (Arved Birnbaum) ergibt sich Kommissarin Henni Sieland (Alwara Höfels) in einer Szene des "Tatort: Der König der Gosse".
Der ehemals Obdachlose Hansi (Arved Birnbaum) ergibt sich Kommissarin Henni Sieland (Alwara Höfels) in einer Szene des "Tatort: Der König der Gosse". Gordon Mühle/MDR

Der Fall

Sozialunternehmer Hans-Martin Taubert, der sich um die Unterbringung von Obdachlosen kümmerte, stürzte von einer Brücke und überlebte nur knapp. Später fand im Krankenhaus ein weiterer Anschlag statt, dieses Mal mit tödlichem Ausgang. Die Dresdner Ermittlerinnen Henni Sieland (Alwara Höfels) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) trafen auf drei obdachlose Zeugen, die sich als Tauberts Security bezeichneten und behaupteten, er sei von der Brücke gestoßen worden. Taubert war beliebt, handelte jedoch nicht nur aus Nächstenliebe, sein Engagement machte ihn reich. Das sorgte für Spannungen mit einem Konkurrenten. Und auch Hajo Taubert (Urs Jucker) war verdächtig, schuldete er seinem Bruder doch 50000 Euro.

Die Auflösung

Verdächtige gibt es reichlich im zweiten Fall der Ermittlerinnen aus Dresden. Am Ende stellte sich heraus, dass Tauberts Konkurrent Gerald Schleibusch (Stephan Baumecker) den in Schwierigkeiten steckenden Tom Springer (Martin Walde) dazu angestiftet hatte, Taubert von der Brücke zu stoßen. Auch den Anschlag im Krankenhaus hatte er verübt.

Die Kommissarinnen

Ein Team aus zwei jungen Kommissarinnen ist grundsätzlich eine gute Idee für ein neues "Tatort"-Team, einfach, weil es diese Konstellation so noch nicht gibt. Doch die beiden Ermittlerinnen aus Dresden haben sich und ihre Rolle noch nicht gefunden. Karin Hanczewski schaute immer so angestrengt tough, dass es schon nach wenigen Szenen nervte. Und Alwara Höfels als Henni Sieland wirkte verkrampft, auch dieses merkwürdige Beziehungs-Theater mit ihrem Lebensgefährten war weder erhellend noch unterhaltsam.

Fazit

Schon den ersten Fall aus Dresden, der ziemlich unausgegoren war, schrieb Ralf Husmann. Auch „Der König der Gosse“ stammt von Husmann (mit Mika Kallwass). Doch auch dieser Krimi ist ihm wieder nicht so richtig gelungen. Zwar war er nicht mehr ganz so überdreht, doch richtig rund laufen die Dinge immer noch nicht in Dresden. Das liegt vor allem daran, dass nicht klar zu sein scheint, wie hoch der Klamauk-Level – für den hauptsächlich der eigentlich wunderbare Martin Brambach als Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel zuständig ist – denn nun eigentlich sein soll.

Das war in diesem Fall vor allem deshalb schwierig, weil „Der König der Gosse“ auf der einen Seite ein relevantes Thema aufgreift – die Vertreibung einkommensschwacher Mieter aus den Innenstädten und die Frage, wie es sein kann, dass Unternehmer sich durch die Unterbringung von Obdachlosen eine goldene Nase verdienen -, auf der anderen Seite aber eben lustig sein wollte. Das ging nur leider überhaupt nicht zusammen. Vor allem die Darstellung der Obdachlosen war eine Frechheit, weil hier so ziemlich jedes Klischee und Vorurteil verbraten wurde. Da muss in Zukunft mehr kommen aus Dresden.