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Blond oder brünett? Tatort Bausünden aus Köln: Klischeehaftes Frauenbild und mäßige schauspielerische Leistung

Von Michael Kohler 22.01.2018, 06:00
Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, l.) und Freddy Schenk (Dietmar Bär, r.) mit der Geschäftsführerin des Hotels (Alexandra von Schwerin)
Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, l.) und Freddy Schenk (Dietmar Bär, r.) mit der Geschäftsführerin des Hotels (Alexandra von Schwerin) WDR Presse und Information/Redak

Köln - Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt ermittelten im Kölner Tatort „Bausünden“ im Fall einer getöteten und einer verschwundenen Frau.

Der Fall

Eine Hotelangestellte liegt zerschmettert auf dem Fußweg unter ihrem Balkon, und eine geheimnisvolle Frau, die im Hotel der Toten Fesselsex unter der Dusche hatte, ist verschwunden. Die Spur führt die Kölner Ermittler Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) zum Ehemann der Verschwundenen, einem Ex-Bundeswehr-Soldaten mit Hang zum Detektivspielen, und über diesen in ein schickes Kölner Architekturbüro. Dieses versucht in Katar ein ganz großes Rad zu drehen, während es kurz vor der Pleite steht. So führt dann eins zum anderen, nämlich Korruption zu Sex und Erpressung, und endet beinahe zwangsläufig mit Mord.  

Die Auflösung

Die verschwundene Ehefrau ist gar nicht tot, sondern nur untergetaucht, um ihrem männlichen Opfer vorzugaukeln, er hätte sie beim wilden Fesselsex getötet. Gänzlich überraschend kommt diese Wendung nicht, sie wird aber so spät eingeführt, dass es auch schon wieder egal ist.

Den einzigen Mord des Films hat also der Architekten-Jüngling um der eigenen Karriere willen begangen. Aber dieser Fall war eigentlich nur Nebensache und wurde auch genau so aufgelöst.  

Das stach heraus

Während die meisten Darsteller dieses Tatorts ihre Rollen mehr oder weniger vom Blatt spielten, hat irgendjemand Max Hopp und Anke Retzlaff erlaubt, ihren Figuren Tiefe zu verleihen. Beide holen aus ihren Kurzauftritten das Maximum an Schauspielerei heraus: Hopp verleiht dem erpressten Liebhaber, der glaubt, dass er ein Mörder ist, die lüsterne Verzweiflung eines reuigen Sünders, und Retzlaff spielt die junge, als Zeugin befragte Hotelangestellte als verschüchterte Landpomeranze, die sich beim Reden über Sex vor Peinlichkeit windet wie ein Aal. Beides ist sehr eindrucksvoll, und doch bleibt vor allem der Eindruck, die Beiden seien im falschen Film.

Fazit

Die alte Hollywood-Farbenlehre gilt im deutschen Krimi immer noch: Brünette Frauen sind verlässlich und anschmiegsam, Blondinen dagegen das reinste Gift für Männerherzen – vor allem wenn sie in sexueller Hinsicht keine Grenzen kennen. Es ist geradezu mitleiderregend mit anzusehen, wie sich die Susanne Baumann verfallenen Männer abrackern, nicht auch noch das letzte bisschen Würde zu verlieren, und am Ende stehen sie doch als Betrogene da.

Aber Vorsicht: Da sich Jana Pallaske nur eine Perücke überziehen muss, um von der guten zur bösen Schwester zu mutieren, steckt der Teufel offenbar in jeder Frau.