Vampir-"Tatort" aus Bremen "Tatort" aus Bremen: "Blut" - Ein schaurig-spannender Vampir-Krimi zu Halloween

Der Fall:
Zwei junge Frauen sind nach einem Mädelsabend auf dem Heimweg. Sie verabschieden sich – kurz danach ist eine von beiden tot, die andere wird vermisst. Die Tote starb durch massive Biss-Verletzungen am Hals. Die Ermittler Inga Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) vermuten, dass sie von einem aggressiven Tier angefallen wurde. Als man jedoch die traumatisierte Freundin findet, spricht sie von einem „Vampir“, der ihre Freundin umgebracht haben soll.
Obwohl sichtlich verwundert von der Theorie, dass ein Mensch anderen Menschen brutal die Kehle zerbeißt, ermittelt Lürsen sinnvoll Schritt für Schritt. Stedefreund hingegen begibt sich auf die Spuren der Mythen um Vampire und gerät immer tiefer in einen Wissensrausch über Vampirismus – bald kann er nicht mehr zwischen Realität und Fiktion unterscheiden.
Als die Kommissare einen alten Fall untersuchen, bei dem es sich nicht – wie fälschlicherweise angenommen – um eine Hundeattacke, sondern um eine menschliche Tat gehandelt hat, stoßen sie auf ein seit 14 Jahren vermisstes Mädchen namens Nora Harding (Lilith Stangenberg) und ihren Vater Wolf Harding: als man sie und ihren Vater findet, überschlagen sich die Ereignisse.
Die Auflösung:
Aus Zuschauersicht weiß man bereits nach einigen Minuten, dass es sich bei dem vermeintlichen „Vampir“ um eine junge Frau handelt. Nach und nach wird aufgeklärt, warum sie sich für einen Vampir hält, in einen Blutrausch gerät und dann anderen Menschen tödlich in die Kehle beißt.
Die Frau namens Nora leidet seit sie klein ist an einer Sonnenallergie und musste deshalb ihr ganzes Leben in dunklen Räumen mit künstlichem Licht verbringen: Trifft sie ein Sonnenstrahl, erleidet sie starke Verbrennungen. Um ihr als kleines Kind die Angst vor der Krankheit zu nehmen, pflichtete ihre Mutter ihr bei, sie sei ein Vampir und müsse deshalb in der Dunkelheit leben. Das Dasein als Vampir hat sich über die Jahre hinweg in ihrem Kopf festgebrannt und erklärt ihr Verlangen nach Blut. Zudem sucht Nora in ihren Opfern auch einen potenziellen Gefährten, den sie durch einen Biss ebenfalls in einen Vampir verwandeln möchte, sodass die „Vampir-Linie“ fortbesteht.
Filmische Stilmittel:
In „Blut“ fällt vor allem der Spannung erzeugende Kontrast zwischen Licht und Dunkelheit sowie die unheimliche Musik auf. Auch die Settings laden zum Fürchten ein: Zum einen das düstere und unheilvolle Haus in dem die „Vampir-Frau“ lebt. Zum anderen die Nachtszenen in einem unheimlichen Park. Licht, Ton und Settings werden wie in einem Horrorfilm inszeniert.
Der neue „Tatort“ ist ein Krimi und Gruselfilm zugleich: Er spielt mit dem Grusel-Genre, das Schauer und Angst hervorrufen soll. Darüber hinaus setzt Regisseur Philip Koch häufig Schockmomente ein. In diesem „Tatort“ setzen die Macher auf mehrere Stilmittel des Gruselfilms und bauen sie geschickt in die Handlung ein – Halloween lässt grüßen.
Die beste schauspielerische Leistung:
Der neue Vampir-Kriminalfall verunsichert Kommissar Stedefreund, der sich fragt, wie sich jemand als Vampir fühlen und verhalten kann. Er bekommt immer größere Angst vor dem Unbekannten und ist irgendwann so durcheinander, dass er anfängt ins Mystische abzudriften.
Oliver Mommsen spielt den verwirrten Kommissar außerordentlich gut. Man kann mitfühlen, wie der Vampir-Mythos rund um den Kriminalfall nach und nach in die Psyche Stedefreunds eindringt und die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen.
Fazit:
Auch wenn das Vampirthema zunächst vielleicht überholt und viel zu übernatürlich ist, wirkt der „Tatort“ aus Bremen nicht abgedriftet. Die Handlung erdet die mystischen Wesen und gibt den Krimi mit Vampir-Hintergrund logisch wieder. Der Fall ist durch das Spiel mit dem Grusel-Genre enorm spannend inszeniert – als Zuschauer fragt man sich konstant, wo der nächste Schock-Moment lauert. Ein schaurig-spannender Tatort pünktlich zu Halloween.