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"Sie dürfen alles anfassen" "Sie dürfen alles anfassen": Peinliche und befremdliche Videos - Politiker zu Sexismus

21.12.2017, 08:45

Köln - Der Haussegen in Deutschland hängt schief. Treffend also, dass das Projekt Docupy, eine Zusammenarbeiten des WDR und der Bildundtonfabrik, das Hashtag #ungleichland gewählt hat, um den Ursachen auf den Grund zu gehen. Ein Thema, das im Zuge dieser Debatte natürlich nicht fehlen darf: Sexismus. Das Docupy-Team hat Politiker aus Deutschland nach ihren Erfahrungen gefragt – vor allem die Antworten männlicher Befragter, die in Videos dokumentiert wurden, sind zumindest in Teilen befremdlich.

„Sie dürfen alles anfassen“

Schon die erste Fragerunde sorgte für Aufsehen. „Wann haben Sie zuletzt einen anderen Mann auf sein sexistisches Verhalten angesprochen?“, fragte das Team Politiker wie Erhard Grundl (Die Grünen), Falko Mohrs (SPD) und Gregor Gysi (Die Linke).

Das Überraschende an den Antworten ist nicht etwa, das nur wenige Männer einzugreifen, sondern vielmehr, dass viele von ihnen gar nicht wahrzunehmen scheinen, dass Sexismus existiert. Andere wiederum glauben, dass bereits Türenaufhalten als sexistisches Verhalten wahrgenommen würde.

Dass teilweise das Gespür dafür, was Sexismus überhaupt ist, komplett fehlt, offenbart vor allem eine Szene am Ende des Videos: CDU-Politiker Thomas Heilmann lässt sich vor der Kamera von einer Frau den Kragen richten. Sein Kommentar: „Sie dürfen alles anfassen.“

Nicht aus dem Kontext gerissen

Dass diese unüberlegte Äußerung keineswegs aus dem Kontext gerissen dargestellt wurde, wie Heilmann es nach der Veröffentlichung des Videos behauptete, belegte das Docupy-Team wenige Tage später, indem es die komplette Szene auf Twitter postete.

Und das Projekt legte direkt nach mit einer zweiten Fragerunde – diesmal ohne anzügliche Ausreißer. In ihr verraten Politiker wie Stephan Brandner (AfD), Thomas Sattelberger (FDP) und Thomas Lutze (SPD), ob ihnen schon einmal sexistisches Verhalten vorgeworfen wurde. Die Antworten reichen von „Nein“ über „Ich will es nicht ausschließen“ bis hin zu „Ja, aber da kann man nichts machen als Mann“.

Die Reaktionen im Netz fallen unterschiedlich aus – und spiegeln die öffentliche Debatte. Während sich viele Nutzer entsetzt zeigen, mahnen andere dazu, die Antworten nicht überzubewerten.

Dass die bisher veröffentlichten Videoclips nur ein kleiner Ausschnitt des Filmmaterials sind, lassen die Pläne von Docupy erahnen. 2018 sollen im Fernsehen ganze drei Filme zum Thema #ungleichland ausgestrahlt werden. (ken)