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Talk mit Serdar Somuncu bei n-tv Serdar Somuncu bei n-tv zu Recep Tayyip Erdogan: "Deutschland hat die Beziehung zur Türkei verkackt"

Von Viola Görgen 22.03.2017, 10:53
Serdar Somuncu
Serdar Somuncu Screenshot Probono TV

Nachdem die Talkshow „So!Muncu“ zu Fake-News des umstrittenen Kabarettisten Serdar Somuncu kürzlich von n-tv kurzfristig aus dem Programm genommen wurde, ist es nun doch zu einer Einigung mit dem Sender gekommen. Am Dienstagabend ging es also um das Thema „Wer hat Schuld an Erdogan?“.

Die Erwartungen dürften hoch gewesen sein, denn der Hälfte von Somuncus geladenen Talkgästen wurde aufgrund von kritischen Äußerungen ein Einreiseverbot in die Türkei auferlegt: Ünsal Arik, dem deutsch-türkischen Boxweltmeister, und dem Türkei-Korrespondenten des „Spiegel“, Hasnain Kazim. Mit am Tisch saßen außerdem Stephan Mayer, innenpolitischer Sprecher von CSU/CDU und Tayfun Bademsoy, deutsch-türkischer Schauspieler.

Multikulti-Wohnzimmer-Stimmung

Wer anlässlich des Themas mit hitzigen Diskussionen, unzähligen Nazi-Vergleichen oder gar einem folgenreichen Politikum à la Jan Böhmermann gerechnet hatte, lag falsch. Denn die Show blieb skandalfrei und moderat.

Doch zunächst holte sich der Gastgeber mit Türkei-Fähnchen, Tee und Baklava eine gemütliche Multikulti-Wohnzimmer-Stimmung ins Studio. Während der gesamten Show unterbrachen nur gelegentliche Nazi-Anspielungen und -Witze die ernsthafte Unterhaltung.

EU-Beitritt der Türkei bis auf weiteres ausgeschlossen

Dass Somuncu die Handbremse angezogen hielt, bot Raum für eine fachbezogene Diskussion: angefangen mit der Politik Mustafa Kemal Atatürks in den 1930er Jahren über die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei bis hin zur PKK und der doppelten Staatsbürgerschaft. Mehr oder weniger einig sind sich alle darüber, dass „Deutschland die Beziehung zur Türkei verkackt hat“, wie es Boxweltmeister Arik formulierte. Den EU-Beitritt der Türkei halten alle Gäste, einschließlich Somuncu, aktuell für ausgeschlossen.

Alleine Stephan Mayer von der CSU spricht sich ausdrücklich für eine „privilegierte Partnerschaft“ und auch für den Flüchtlingspakt mit der Regierung Erdogans aus. „Spiegel“-Journalist Kazim zieht ein ratloses Resumee: „Es ist alles möglich“.

Kleine Spitze mit Nationalhymne am Ende

Dann kehrt die Runde zunächst zum deutsch-türkischen „Kuschelkurs“ zurück: Die deutsche Nationalhymne erklingt – dem Motto getreu in orientalisch anmutenden Klängen. Bei der abschließenden Comedy-Nummer betritt ein vermeintlich türkischer Gast, der vor verschlossenen Türen gewartet hatte, die Bühne und hebt zu einer Rede in türkischer Sprache an. Gastgeber Somuncu unterbricht und verjagt ihn daraufhin.

Schmunzelnd löst er die Situation auf: Der Redner habe den Text der deutschen Nationalhymne auf Türkisch vorgetragen.