Umstrittener TV-Abend Schirachs "Terror"-Film: Politiker wollen den Film "Terror"in der ARD stoppen

Köln - Es ist eines der spannendsten TV-Projekte der kommenden Monate. Doch schon Wochen vor der geplanten Ausstrahlung sorgt die Verfilmung des umstrittenen Theaterstücks „Terror“ von Ferdinand von Schirach für Diskussionen. Die Liberalen Liberalen Gerhart Baum und Burkhard Hirsch wollen den Schirach-Film und die anschließende TV-Diskussion bei „Hart aber fair“ stoppen.
Das Theaterstück ist derzeit eines der meistgespielten in Deutschland: Ein Kampfpilot der Luftwaffe muss sich vor Gericht verantworten, weil er trotz anderslautender Befehle ein von Terroristen gekapertes Flugzeug abgeschossen hat, das in ein voll besetztes Stadion zu fliegen drohte. Über die Schuldfrage lässt Schirach das Publikum entscheiden. Bei den Aufführungen stimmte es bisher fast immer für einen Freispruch des Piloten und entschied damit grundgesetzwidrig.
In einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ forderten Gerhart Baum und Burkhard Hirsch die ARD auf, das Stück im Fernsehen abzusetzen. „In meinen Augen ist das Effekthascherei mit einem Vorgang, bei dem es um die Menschenwürde und die Wahrung der Grundrechte, die Substanz der Bundesrepublik geht“, sagte der ehemalige Bundestags-Vizepräsident Hirsch. Ex-Bundesinnenminister Baum appellierte an den ARD-Programmchef Herres: „Lassen Sie das!“
Das Erste will am geplanten TV-Abend festhalten
Das Erste will allerdings an dem geplanten Fernsehabend mit dem verfilmten Theaterstück „Terror“ und anschließender TV-Diskussion festhalten. Die von den früheren FDP-Bundespolitikern aufgeworfenen Fragen seien hochspannend und ein bereichernder Debattenbeitrag, erklärte ARD-Programmdirektor Volker Herres. Genau deshalb habe der Sender die Verfilmung auch so eng mit 'hart aber fair' verknüpft. Denn hier sei das geeignete Forum, in dem sowohl das Zuschauervotum als auch die Hintergründe und sachlichen Grundlagen des Stücks von Ferdinand von Schirach (selbstverständlich inklusive der verfassungsrechtlichen Seite) aus unterschiedlichster Perspektive beleuchtet, bewertet und gewichtet werden können.
„Gerade darin liegt ja der Reiz des Abends“, schreibt Herres in einer Pressemitteilung. Das Gerichtsdrama Ferdinand von Schirachs sei weder fragwürdig noch populistisch.
„Schirach bringt die Leute dazu, eine falsche Entscheidung zu treffen und sie in die Wirklichkeit zu transponieren“, kritisierte dagegen Gerhart Baum. Das Karlsruher Bundesverfassungsgericht hatte 2005 ein Luftsicherheitsgesetz der damaligen rot-grünen Bundesregierung für verfassungswidrig erklärt, das bei einer Flugzeugentführung den militärischen Abschuss und damit die Tötung der Passagiere erlaubte. Hirsch hatte die Verfassungsbeschwerde damals maßgeblich ausgearbeitet mit dem Argument, dass Menschenleben nicht gegen Menschenleben aufgewogen werden können.
Das Theaterstück soll am 17. Oktober um 20.15 Uhr ausgestrahlt werden. Nach den Schlussplädoyers kann das TV-Publikum abstimmen. Nach der Urteils-Verkündung diskutiert Moderator Frank Plasberg den Fall in „hart aber fair“. (red)