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Polizeiruf 110 "Sumpfgebiete" Polizeiruf 110 "Sumpfgebiete": Hanns von Meuffels holt die Vergangenheit ein

Von Anne Burgmer 27.11.2016, 12:03
Kommissar Hanns von Meuffels fühlt sich in „Sumpfgebiete“ zunehmend beobachtet.
Kommissar Hanns von Meuffels fühlt sich in „Sumpfgebiete“ zunehmend beobachtet. BR

Köln - Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) wird im neuen „Polizeiruf 110“ mit einem Fall aus seiner Vergangenheit konfrontiert und das ist in Krimis ja selten erfreulich. Nach fünf Jahren in der geschlossenen Psychiatrie wird Julia Wendt (Judith Engel), die der Kommissar verhaftet hatte, entlassen. Sie strebt ein Wiederaufnahmeverfahren ihres Falles an. Wendt, die damals einen Brandanschlag auf ihren Mann verübt haben soll, fühlt sich verfolgt und bedroht und sucht von Meuffels‘ Hilfe. Sie will beweisen, dass sie eine Liste mit den Namen reicher Bankkunden besitzt, die Schwarzgeld in die Schweiz transferiert hatten und man sie deshalb aus dem Weg räumte. Von Meuffels glaubt ihr zunächst nicht, ist genervt und wimmelt sie ab. Dann lässt er sich doch auf ein Gespräch ein, kurz danach wird sie von einem Auto angefahren und stirbt in seinen Armen. Der Kommissar beginnt zu ermitteln und fühlt sich bald selbst verfolgt.

 Ermittler aus „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ selbst therapiebedürftig

Es ist ja schon lange kein Geheimnis mehr, dass die Ermittler im „Tatort“ oder „Polizeiruf 110“ eher selten gut gelaunte Spaßkanonen sind – von den beiden Herren in Münster vielleicht abgesehen. Der Dortmunder Kommissar Faber und sein ganzes Team kämpften jüngst mit ihren Dämonen, selbst der altgediente Münchener Kommissar Batic musste sich in seinem letzten Fall in Behandlung begeben und auch im Jubiläumsfall „Taxi nach Leipzig“ wirkten Charlotte  Lindholm und Klaus Borowski mindestens genauso angeschlagen und therapiebedürftig wie ihr Entführer. Von Ulrich Tukurs Ermittler Murot wollen wir besser gar nicht erst reden, der sprach einst mit seinem Tumor und sein letzter Fall hieß nicht ohne Grund „Es lebe der Tod“.

 Nun muss also Hanns von Meuffels dran glauben. Je länger er in der alten Geschichte wühlt, desto offensichtlicher wird es für ihn, dass Julia Wendt die Wahrheit gesagt hat. Weil er aber nicht weiß, wer alles auf dieser Liste zu finden ist, traut er auch den eigenen Kollegen nicht mehr. Er schläft schlecht, träumt häufig von der toten Frau. Matthias Brandt überzeugt einmal mehr in dieser Rolle, die im einiges abverlangt.

 Der düstere „Polizeiruf“ als Verschwörungsthriller

Alles ist grau in diesem „Polizeiruf“. Regisseurin Hermine Huntgeburth inszenierte diesen düsteren Krimi, der eigentlich ein Verschwörungsthriller ist, als Hommage ans 70er-Jahre-Kino. Holger Karsten Schmidt und Volker Einrauch schrieben das Buch nach einer Idee von Ulrich Limmer und wecken bewusst Erinnerungen an den Film „Der Dialog“ von Regisseur Francis Ford Coppola, der 1974 seinen Hauptdarsteller Gene Hackman auf eine ähnliche Reise schickte.

Musikeinsatz erzeugt merkwürdige Spannung

Selten sah man München so düster, bedrohlich und farblos (Kamera: Diethard Prengel). Was nervt, ist der doch sehr penetrante Einsatz der Musik (Christine Aufderhaar), als müsse auch dem Letzten klar gemacht werden, dass es nun spannend wird. Mit der Spannung ist das dann allerdings so eine Sache. Die kann der Film nämlich leider nicht wirklich entwickeln. Auch wundert man sich, dass niemand außer von Meuffels die doch sehr offensichtlichen Verbindungen zwischen den Beteiligten sieht. Und das Ende ist sehr merk-, weil unglaubwürdig.