Paola Felix: Kurt ist das Glanzlicht meines Lebens

St. Gallen - Der Fernsehmoderator Kurt Felix (1941-2012) wäre am 27. März 75 Jahre alt geworden. Einem Millionenpublikum bekannt wurde er mit «Verstehen Sie Spaß?».
Er hat die ARD-Unterhaltungsshow, deren Markenzeichen Filmstreiche mit der versteckten Kamera sind, erfunden und in den 1980er Jahren gemeinsam mit seiner Ehefrau Paola präsentiert. Am 27. März, 20.15 Uhr, erinnert das SWR-Fernsehen an Felix und dessen Sendungen, am Tag darauf dann das Schweizer Fernsehen. Auch seine Ehefrau blickt gerne zurück, wie sie in St. Gallen in der Schweiz in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur sagte.
Frage: Kurt Felix wäre 75 Jahre alt geworden. Was sind Ihre Gedanken?
Antwort: Kurt ist immer in all meinen Gedanken. Zu seinem Geburtstag fällt mir sein Lebensmotto ein, weil es mit der Zahl 75 zu tun hat: 25 Jahre lernen, 25 Jahre arbeiten, 25 Jahre genießen. Die letzten 25 Jahre mit dem Genießen gingen nicht mehr ganz in Erfüllung. Aber wir haben gelebt und durften nach unserem Rückzug aus dem Berufsleben eine wunderbare Zeit miteinander verbringen und genießen.
Frage: In Deutschland ist «Verstehen Sie Spaß?» auch 36 Jahre nach dem Start noch immer erfolgreich. Warum?
Antwort: Viele Filme von damals sind Klassiker geworden. Auch wenn sie heute etwas Patina angesetzt haben, der Humorgehalt ist immer noch vom Feinsten. Weil die Späße nicht auf Schadenfreude getrimmt waren, sondern auf Situationskomik. Sie werden auch heute regelmäßig im Programm eingesetzt und im Internet millionenfach abgerufen.
Frage: Was war damals die Idee hinter der Show?
Antwort: Sie war weltweit die erste Sendung, die mit konstanter Boshaftigkeit auch Prominente mit der versteckten Kamera hinters Licht geführt hat. Das war Kurts geniale Idee, mit der die Sendung ins Samstagabendprogramm gehievt wurde und Rekord-Einschaltquoten erlangte. Es freut mich, dass diese Sendung, in der wir in den 80er Jahren gemeinsam vor der Kamera standen, im Gegensatz zu vielen großen Shows aus der damaligen Zeit immer noch erfolgreich ist.
Frage: Wäre dies damals auch ohne Kurt Felix gelungen?
Antwort: Kurt war beim Drehen der Filme immer dabei - auch mit dem Herzen. Er hatte eine detaillierte Vorstellung, wie ein Gag zu funktionieren hatte. Er war ja auch der Autor und Entwickler der meisten Kamera-Späße. Er wollte diese haargenau so umsetzen, wie er sich diese in schlaflosen Nächten oder einsamen Bergwanderungen ausgedacht hatte. Die Arbeit hinter der Kamera war seine Haupttätigkeit. Sie hat ihn tief beglückt und ihm unheimlich Spaß gemacht. Der Job als Moderator war dann das Sahnehäubchen oben drauf.
Frage: Wie hat er sich selbst bezeichnet?
Antwort: Fernsehmacher. Und das ist tatsächlich die richtige Bezeichnung. Kurt kreierte viele Sendungen, die zum Teil heute noch laufen. Die Jass-Sendung, die er 1968 für das Schweizer Fernsehen erfand, ist die älteste Unterhaltungssendung im deutschsprachigen Europa, die immer noch im Programm ist. Und Teleboy, der Vorläufer von Verstehen Sie Spaß? ist bis heute die Sendung mit den höchsten Einschaltquoten in der Geschichte des Schweizer Fernsehens.
Frage: Nun gibt es Erinnerungssendungen. Was halten Sie davon?
Antwort: Es gibt so vieles über Kurts Schaffen und Wirken beim Fernsehen zu berichten, und gerne erinnere ich mich an die Zeit, in der wir gemeinsam vor der Kamera standen. Ich schätze es sehr, dass es zu seinem 75. Geburtstag diese Sendungen in Deutschland und in der Schweiz gibt. Es ist eine große Wertschätzung Kurt gegenüber, die mich sehr berührt und für ihn freut. Für die Fernsehzuschauer werden sicherlich viele Sendungen von Kurt unvergessliche Glanzlichter bleiben. Für mich ist Kurt das Glanzlicht meines Lebens.
ZUR PERSON: Paola Felix (65) machte als Sängerin und TV-Moderatorin Karriere. Von 1983 bis 1990 moderierte sie gemeinsam mit ihrem Mann Kurt (1941-2012) die ARD-Unterhaltungsshow «Verstehen Sie Spaß?». Die beiden galten als das Traumpaar des deutschen Fernsehen der 1980er Jahre. 1990 zogen sie sich aus dem Berufsleben zurück. Paola Felix lebt in St. Gallen in der Schweiz, ihrem Geburtsort. (dpa)