Neben der Spur: Todeswunsch

Berlin - Wer zum Wochenstart viel Spannung mit ein bisschen Grusel will, muss am Montagabend das ZDF einschalten. Der Sender setzt seine erfolgreiche Krimireihe „Neben der Spur” um den Hamburger Psychiater Johannes „Joe” Jessen mit der dritten Folge „Todeswunsch” (20.15 Uhr) fort.
In der Hauptrolle brilliert mal wieder Ulrich Noethen. Doch der gesamte Cast, Regie, Kamera und Buch haben frei nach dem gleichnamigen Roman des Bestsellerautors Michael Robotham einen packenden Psychothriller gemacht. Der blickt zwar in menschliche Abgründe, setzt aber nicht auf Effekthascherei.
Eines Abends steht Sina, eine Schulfreundin seiner Tochter, vor Jessens Tür, am ganzen Körper mit Blut beschmiert - und läuft davon. In ihrem Kinderzimmer liegt ihr Vater, ein strenger Polizist, abgestochen mit einer Schere. Auf der wiederum sind Sinas Fingerabdrücke. Für die Ermittler ist der Fall schnell klar.
Doch Jessen glaubt an die Unschuld des Mädchens. Als einziger kann er einen Draht zu dem verstörten Teenager (überzeugend: Mala Emde) aufbauen. Da er Sina kennt, ist er aber eigentlich der Falsche für den Job. Es ist einer von vielen Konflikten, die Drehbuchautor Mathias Klaschka eingebaut und Regisseur Thomas Berger in Szene setzt. Mit der Zeit wird der Psychiater mehr und mehr zum Ermittler - gegen die offizielle Anweisung der Polizei. Auch mit seiner schwangeren Frau und seiner Tochter gerät er in Streit, als er sich immer intensiver mit Sina beschäftigt.
Das frühreife Mädchen mit Lolita-Attitüde hatte eine Affäre mit einem Lehrer - und ihr Vater dunkle Geheimnisse. Sinas Schwester sagt an einer Stelle: „Er hat uns nicht geschlagen, wenn Sie das meinen. Aber das heißt nicht, dass er uns nichts angetan hat.” Die Kommissare finden Reste seines Spermas auf Sinas Bett.
Während durch Jessens Arbeit immer mehr Verwicklungen und der eine oder andere unerwartete Tatverdächtige ans Tageslicht kommen, geraten er und seine Familie selbst in Lebensgefahr. Drohanrufe und Mordversuche bleiben nicht folgenlos. „Für jemanden, der den Menschen helfen soll, haben Sie ganz schön viele Feinde”, wundert sich Kommissar Vincent Ruiz (Juergen Maurer), der sich nach und nach auf die Seite des Psychiaters schlägt und ihm am Ende - nach der letzten Wende in dem 90-minütigen Spielfilm - das Leben rettet.
Kombiniert ist das unschöne Geschehen mit umso schöneren Bildern (Kamera: Frank Küpper). Hier das unscharfe Windspiel, das unschuldig klimpert. Da Kamerafahrten unter den Decken von Tiefgaragen, Krankenhausgängen und den metallgitternen Fluren einer Bibliothek.
Die Reihe „Neben der Spur” ist ein Beweis, dass deutsches Fernsehen Krimi kann. Und das kommt an: Die erste Folge erzielte im Februar vergangenen Jahres mit 6,06 Millionen Zuschauern schon eine beachtliche Quote. Anfang 2016 legte der zweite Teil mit 6,78 Millionen Zuschauer - was gut einem Fünftel Marktanteil entsprach - noch einen drauf. Und die gute Nachricht: Der vierte Film mit dem Arbeitstitel „Dein Wille geschehe” ist schon im Kasten. Neben Noethen und Maurer spielen dann auch Ronald Zehrfeld und Tanja Schleiff mit. (dpa)