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Fernsehen Lüge als Geschäft: Der neue ZDF-Krimi „Der Geier“

Die Vergangenheit holt viele Menschen irgendwann ein. Diese Erfahrung macht auch ein ehemaliger Kommissar, der sich in einem neuen TV-Krimiformat hoch in die Alpen verzogen hat.

Von Klaus Braeuer, dpa 15.09.2024, 06:04
Lukas Geier (Philipp Hochmair) in Aktion.
Lukas Geier (Philipp Hochmair) in Aktion. Chris Hofer/ZDF/dpa

Berlin - Früh am Morgen klopft die Polizei gegen die Holztür, der Bewohner wird aus dem Schlaf geschreckt. Lukas Geier (Philipp Hochmair) öffnet mit kajal-verschmierten Augen, vor ihm steht die Hauptkommissarin Franziska Conti (Julia Koch). Geier war früher ein Kollege, er operierte im Verborgenen und stets geheim - und er hat Menschen neue Identitäten verschafft. Dann geschah das Unglaubliche: Dem damaligen Amateurmusiker Geier gelang ein zufälliger Welthit, der ihn vermögend machte, worauf er seinen Job als Kommissar hinwarf und sich hoch über dem Gasteiner Tal in die österreichischen Alpen zurückzog. Fünf Jahre ist das her. Darum geht es in dem Krimiformat „Der Geier“. Der Pilotfilm „Die Tote mit dem falschen Leben“ ist am Montag (16.9.) um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen. Eine weitere Folge mit diesem neuen Ermittler soll demnächst gedreht werden.

Da steht nun Frau Conti und berichtet von einer erstochenen Frau, die in einem neu eröffneten Hotel gefunden wurde. Auf dem rechten Arm der Toten ist mit Kugelschreiber eine Handynummer gekritzelt worden - die von Geier. Er behauptet, sie nie gesehen zu haben, was nicht stimmt - denn er darf mit niemandem über seine Vergangenheit mit der Lüge als Geschäft sprechen. Geier hat der Frau vor 16 Jahren im Zeugenschutz eine bürgerliche Existenz als Sachbearbeiterin in einer Behörde verschafft, die bis vor kurzem gehalten hat; Einen Ehemann (Harald Windisch), Eltern und Tochter gibt’s auch.

Regisseur Christian Werner (46, „Kleine Eheverbrechen“) stellt in seinem ungewöhnlichen österreichisch-deutschen Krimi einen recht speziellen Mann in den Mittelpunkt des Geschehens. Es basiert auf dem Roman „Tutto Bene“ von Andrea di Stefano alias Stephan Lebert, der mit seinem Bruder Andreas auch das Drehbuch schrieb. Manche Dialoge sitzen nicht richtig, einige Szenen erscheinen unlogisch. Die Rückblenden hingegen sind sehr geschickt platziert, die Landschaft ist atemberaubend. Durch Bad Gastein rauscht ein beachtlicher Wasserfall mitten hindurch ins enge Tal, und eine Gondelfahrt mit Geiers Ex-Chef (Herbert Knaup) aus München gibt es auch zu sehen. Die ermordete Frau trug den Namen Elisabeth Bergner - so hieß eine berühmte österreichische Schauspielerin.

Philipp Hochmair (50, „Der Wien-Krimi: Blind ermittelt“) spielt hier einen Ex-Kommissar, der jetzt als stark geschminkter Techno-Musiker auftritt, was der Schauspieler privat mit der Band „Die Elektrohand Gottes“ übrigens auch macht. Er läuft gerne nackt durchs Bild, spielt Akkordeon - und kochen kann er ebenfalls. In kleineren Rollen sind Patricia Aulitzky als elegante Direktorin des Kurhotels und Jutta Speidel als ehemalige Verfassungsschutzpräsidentin zu sehen. Es gibt zwei weitere Tote, die Auflösung ist leider recht vorhersehbar.