Liebe Geld und Macht - Maximilian I.

Wien - Zuletzt herrscht weise Einsicht: „Am Ende meines Lebens, nach fast 30 Kriegen, muss ich gestehen, dass ich damit mehr dem Teufel als dem lieben Gott gedient habe.” Der Kaiser ist in dem Arte-Doku-Drama „Liebe, Geld und Macht - Maximilian I.” an diesem Samstag (20.15 Uhr) ein grübelnder, zerknirschter, leiser Regent. Im Rückblick zieht er eine gemischte Lebensbilanz.
Seine Ehe mit der reichen Maria von Burgund rettet die Habsburger vor dem Bankrott, seine Kriege übersteigen die Einnahmen, die finanzielle Abhängigkeit von der Augsburger Bankiersdynastie Fugger überschattet die Ära. Und doch: Maximilian I. (1459-1519) legt den Grundstein für den Aufstieg des Hauses Österreich zur europäischen Großmacht. Dabei verkörpert der feinsinnige Johannes Silberschneider als Kaiser eher den Poeten Maximilian als den kriegslüsternen Strategen. Auf zu viel Realitätstreue - der Kaiser litt wegen einer Fehlstellung des Unterkiefers an einem Sprachfehler - verzichtet die Doku gnädig.
Mit teils erlesenen Bildern und einer gegen Ende arg betulich ruhigen Erzählweise widmet sich die 50-minütige Produktion von Manfred Corinne und Michaela Ronzoni dem „letzten Ritter”, wie Maximilian I. auch genannt wurde. Aufgewachsen am Hof in Wiener Neustadt als Sohn von Friedrich III. (Tobias Moretti) tauchte der künftige Kaiser in die alte Sagen- und Ritterwelt ein und wird im Laufe seines Lebens Unsummen für höfische Turniere ausgeben. Dabei spricht zunächst nichts für ein glanzvolles Dasein.
Anschaulich reiht sein Vater Birne (Frankreich), Apfel (Burgund), Nuss (Österreich), Nussschalen (deutsche Kurfürsten) nebeneinander. „Dieser Apfel hat eine Tochter und diese Nuss einen Sohn. Mit Burgunds Reichtum könnten wir endlich regieren”, lautet Vaters Ansage.
Die bald vereinbarte Apfel-Nuss-Ehe des Thronfolgers mit Maria von Burgund erweist sich als guter Griff. Beide vergöttern einander. Doch dann beendet ein tödlicher Reitunfall der erst 25-jährigen Maria das Glück - und ruft Frankreich auf den Plan, das seine Hand nach dem durch Tuchindustrie und Handel so reichen Burgund ausstreckt.
Jeder Herrscher versuchte mittels Gewalt oder Heirat sein Territorium und die Zahl seiner Untertanen, wichtig als Soldaten und Steuerzahler, zu vergrößern. Maximilian, der nach dem Tod seines Vaters das Heilige Römische Reich seit 1493 regierte, war mit seiner Heiratspolitik erfolgreich. Sein Enkel Karl V. wird dank der spanischen Kolonien in Übersee ein Reich regieren, in dem die Sonne nicht untergeht.
Die Dokumentation legt viel Wert auf den privaten Kaiser. Weniger Raum ist für Themen wie die Reichsreform und die Gründung des Reichskammergerichts. In diesem Sinne erfährt der Zuschauer auch, dass Maximilian erwartungs- und standesgemäß auch im Bett eifrig war. „Die Lenden haben nicht zwingend etwas mit Liebe zu tun”, rechtfertigt er die Zeugung seiner vielen außerehelichen Kinder, sieben davon mit einer Mätresse. (dpa)