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DHDL-Investorin im Interview Judith Williams im Interview: Vox-Gage kein Grund bei DHDL mitzumachen

17.10.2017, 13:24
Judith Williams ist Investorin bei der Vox-Gründershow „Die Höhle der Löwen“ und Selfmade-Millionärin.
Judith Williams ist Investorin bei der Vox-Gründershow „Die Höhle der Löwen“ und Selfmade-Millionärin. dpa

Halle (Saale) - Bei der Vox-Gründer Show „Die Höhle der Löwen“ tritt Judith Williams unter anderem neben Carsten Maschmeyer als Investorin auf, um jungen Start-Ups finanziell auf die Beine zu helfen - und um im Gegenzug durch Firmenanteile weiter Geld zu machen.

Die 46-Jährige hat mit eigenen Kosmetik-, Mode- und Schmucklinien bereits das geschafft, wovon die Jungunternehmer der Vox-Show noch träumen.

Der Mitteldeutschen Zeitung erzählte die Selfmade-Millioärin, warum eine Show wie „Die Höhle der Löwen“ wichtig für Deutschland ist und ob sich ihr persönlicher Einsatz tatsächlich finanziell auszahlt. Das Interview führte MZ-Redakteurin Ina Bongartz:

Liebe Frau Williams, warum ist eine Show wie „Die Höhle der Löwen“ notwendig? Ist die Gründerszene in Deutschland so schlecht zugänglich für junge Unternehmer?

Judith Williams: Laut Bundeswirtschaftsministerium wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 282.000 Unternehmen gegründet. Das klingt auf den ersten Blick gut, aber im gleichen Zeitraum wurden 311.000 Firmen geschlossen. Wir haben also 29.000 Unternehmen weniger als im Jahr davor. Dieser Trend ist bedenklich. Wir brauchen wieder mehr Gründer. Die Höhle der Löwen ist die erste Fernsehsendung in Deutschland, die Lust macht, Unternehmer zu werden.

DHDL bei Vox: Judith Williams nicht wegen der Gage dabei

Was bringt DHDL für Sie als Unternehmerin außer PR und die Gage von Vox? Lohnt sich Ihr Einsatz tatsächlich finanziell?

Judith Williams: Die Gage ist in der Tat für keinen Löwen ein Grund, sich bei DHDL zu engagieren. Aber junge Gründer und besonders junge Gründerinnen zu unterstützen, ein eigenes Unternehmen an den Start zu bringen, ist für mich eine sehr schöne Aufgabe. Natürlich habe ich als Geschäftsfrau das Ziel, ein Start-Up auch wirtschaftlich erfolgreich zu machen.
Ein Beispiel ist Little Lunch, ein kleines Start-Up-Unternehmen aus Augsburg, das leckere Suppen ohne Konservierungsstoffe anbietet. Nach dem Einstieg von Frank Thelen und mir haben wir innerhalb von ein paar Wochen über 500.000 Suppen verkauft und über zwei Millionen Euro Umsatz gemacht. Jetzt verkaufen wir eine Million Suppen pro Monat. Little Lunch ist damit das erfolgreichste Start-Up von "Die Höhle der Löwen" und die Zahlen gehen weiter steil nach oben.  Aber auch viele andere Start-Ups entwickeln sich sehr positiv.

Haben Sie je einen Deal bereut? Wie gehen Sie mit Fehlentscheidungen um?

Judith Williams: Wer wachsen will, muss seine Komfortzone verlassen. Damit steigt automatisch das Risiko, auch mal eine Fehlentscheidung zu treffen. Aber nur über Fehler lernen wir, es beim nächsten Mal besser zu machen. Bereut habe ich keinen Deal, aber die eine oder andere Zusage in der Show, einen Deal abzuschließen. Manchmal offenbart die genaue Prüfung, dass das Unternehmen doch ganz anders da steht, als es der Gründer in der Show erzählt hat. Oder der Gründer rückt später von einem Deal ab, weil er meint, die PR aus der Show garantiere ihm nachhaltigen Erfolg.

Als Löwin in der Show treten Sie stets perfekt gestylt auf. Wie wichtig ist, Ihrer Erfahrung nach, gutes Aussehen für Frauen auf deren Weg die Karriereleiter hinauf?

Judith Williams: Das ist kein Frauenthema, sondern gilt auch für Männer. Angemessene Kleidung ist für mich ein Zeichen von Höflichkeit und Respekt. Es muss keine teure Mode sein, aber wenn ein Unternehmer bauchfrei oder im Schlapperlook zu einem Geschäftstermin kommt, zeigt das, dass er das Thema und seine Gesprächspartner nicht ernst nimmt.  Ein absolutes No Go.

Welche Fehler sollten Frauen vermeiden, wenn Sie finanzielle Unabhängigkeit erreichen wollen?

Judith Williams: Die Zeiten, dass sich die Frau einen Ernährer sucht und dafür das Heimchen am Herd gibt, sind hoffentlich vorbei. Finanzielle Unabhängigkeit ist Freiheit. Aber diese Freiheit muss man sich auch als Frau selbst erarbeiten. 

Judith Williams bei  Die Höhle der Löwen: „Das größte Hindernis sind wir Frauen meist selbst"

Sie sind nicht nur erfolgreiche Unternehmerin, sondern auch Mutter zweier Kinder. Wie schaffen Sie den Spagat zwischen Karriere und Familie?

Judith Williams: Das größte Hindernis sind meist wir Frauen selbst. Wir wollen immer perfekt sein. Als Ehefrau, als Mutter und im Job, aber das geht nicht. Wenn meine Töchter mich brauchen, bin ich immer für sie da. Das hat oberste Priorität. Aber es gibt keinen Grund, warum nicht mein Mann mal die Kinder aus der Schule oder vom Ballett abholen kann. Oder die Nanny. Sprich: Liebe Frauen, setzt euch mit dem Streben nach Perfektion nicht selbst unter Druck. Und lasst auch mal eure Männer den vielleicht besten Kuchen für die nächste Kindergartenparty backen.

Neben Geld und Durchhaltevermögen - Was brauchen Jungunternehmer auf jeden Fall, um auf lange Sicht erfolgreich zu sein?

Judith Williams: Den klaren Fokus auf das eine Ziel. Wer ein Unternehmen gründen will, darf sich für keine Arbeit zu schade sein oder von einer ausgeglichenen Work-Life-Balance träumen. Wichtig sind auch kleine Auszeiten, um den Unternehmensverlauf zu analysieren. Bin ich noch auf dem richtigen Weg? Was war gut? Was war schlecht? Wie mache ich es besser? Geld ist meistens gar nicht entscheidend.

Judith Williams „In Die Höhle der Löwen sitzen nur Alpha-Menschen"

In der neuen Staffel von DHDL sind Sie nicht mehr die einzige Frau auf der Investoren-Seite. Wie empfinden Sie die Teilnahme von Dagmar Wöhrl? Oder anders gefragt: Wie groß ist der Konkurrenzgedanke unter den Investoren?
Judith Williams: Ich freue mich sehr, über die weibliche Unterstützung. Dagmar Wöhrl ist eine wunderbare Frau. Klar ist aber: In Die Höhle der Löwen sitzen nur Alpha-Menschen. Und jeder Löwe versucht, den besten Deal zu machen. Das macht die Sendung auch so spannend. (mz/ibo)