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Jan Böhmermann für Grimme-Preis nominiert Jan Böhmermann für Grimme-Preis nominiert: Auf #Varoufake folgt #Verafake

Von Anne Burgmer 18.01.2017, 19:09
ZDF-Moderator und Satiriker Jan Böhmermann
ZDF-Moderator und Satiriker Jan Böhmermann dpa

Es war das meist diskutierte TV-Ereignis des vergangenen Jahres in Deutschland, doch für eine Grimme-Preis-Nominierung hat es für Jan Böhmermann und sein Schmähgedicht über den türkischen Ministerpräsidenten Erdogan dennoch nicht gereicht.

Grämen muss sich der Satiriker trotzdem nicht, denn zwei seiner Beiträge sind im Rennen um den renommierten Fernsehpreis. Statt #Varoufake, für das er im vergangenen Jahr gewann, heißt es dieses Mal #Verafake. In der Kategorie „Unterhaltung“ ist das Neo Magazin Royale für seinen Beitrag über die Arbeitsweise der RTL-Show „Schwiegertochter gesucht“ mit Moderation Vera Int-Veen (daher das Hashtag) für einen Spezialpreis nominiert.

Außerdem kann sich der Beitrag „Einspielerschleife“ aus der Sendung vom 7. April Hoffnung machen – da er mit diesem auf die Diskussion über seine Erdogan-Satire reagierte, spielte diese indirekt also doch eine Rolle.

So viele Einreichungen wie noch nie

Insgesamt sind 81 Produktionen und Einzelleistungen für den 53. Grimme-Preis nominiert. Aus mehr als 1000 Einreichungen wählten die Kommissionen in den Kategorien Fiktion, Unterhaltung, Kinder und Jugend sowie Information und Kultur die Nominierten aus.

So viele Produktionen gingen seit Beginn des Wettbewerbs im Jahr 1964 noch nie ins Rennen um den Grimme-Preis. „Im Bereich Kinder und Jugend hat sich das Kontingent im Vergleich zum vergangenen Preisjahr mehr als verdoppelt“, sagte Frauke Gerlach, Direktorin des Grimme-Instituts. Das sei ein positives Signal. „Die Sender haben die junge Zielgruppe zunehmend im Blick, wenn es um die Entwicklung und Fortsetzung von Formaten und Angeboten geht.“

Die Kategorie Kinder und Jugend wurde im Jahr 2016 eingeführt. Nominiert sind unter anderem das ZDF/3sat-Format „Ab 18!“ und zwei Spezialsendungen (Flüchtlinge und Polen) der „Sendung mit der Maus“ (WDR).

Gesellschaftspolitische Inhalte dominieren

In den Kategorien Fiktion und Information und Kultur dominieren in diesem Jahr gesellschaftspolitische Stoffe wie „Der Fall Barschel“ (ARD Degeto) und die Spielfilm-Trilogie „Mitten in Deutschland: NSU“ (SWR / WDR / BR / ARD / Degeto / MDR). Auch Flüchtlings- und Migrationsthemen spielen eine große Rolle. Darunter der NDR-Film „45 Min: Protokoll einer Abschiebung“ und die rbb-Dokumentation „And-Ek Ghes...– Eines Tages“.

Die beiden nominierten Serien im Bereich Fiktion stammen vom ZDF: „Ku’damm 56“ und „Morgen hör ich auf“ mit Bastian Pastewka in der Hauptrolle. Auch zwei „Tatort“-Folgen – „Auf einen Schlag“ (MDR), „Die Wahrheit“ (BR) – können sich Hoffnung machen. Außerdem der Polizeiruf 110 „Und vergibt uns unsere Schuld“ (BR) mit Matthias Brandt.

Privatsender haben es schwer

Privatsender haben es traditionell schwer beim Grimme-Preis. Auch in diesem Jahr hat es nur in einer Kategorie für Nominierungen gereicht. In der Unterhaltung sind insgesamt fünf Formate von Privaten in der engeren Auswahl. Zweimal ist Pro Sieben nominiert: „Applaus und raus“ und „Die beste Show der Welt“ mit Joko und Klaas. Vox schickt die Kochshow „Kitchen Impossible“ mit Tim Mälzer ins Rennen.

Und im Bereich Innovation könnte die Tele5-Sendung „Ville de Bock zeigt: Boccia Boccia“ (Tele 5) gewinnen – eine 72-minütige Sendung in Zeitlupe mit Friedrich Lichtenstein. „Weil wir eben auf Quote auch mal scheißen...“, kommentierte Tele 5-Chef Kai Blasberg die Nominierung.

Den meisten Fernsehzuschauern unbekannt ist vermutlich das Quartett von Rocketbeans TV, die mit ihrem Umzug von Twitch – einem Live-Streaming-Portal, das zur Übertragung von Videospielen genutzt wird – zu Youtube nominiert sind.

Die Preisträger des 53. Grimme-Preises werden Anfang März bekannt gegeben. Die Verleihung findet am 31. März im Stadttheater in Marl statt.