Interview mit Bjarne Mädel Interview mit "Tatortreiniger" Bjarne Mädel: TV-Star über seine Rolle im ARD-Film "Wer aufgibt ist tot"

Berlin - Bjarne Mädel ist vor allem für komische Figuren bekannt, etwa als „Tatortreiniger“ im NDR. Im ARD-Film „Wer aufgibt, ist tot“ am heutigen Freitag taucht Mädel nun in einer Tragikomödie auf. Er spielt den Vertreter Paul Lohmann, der zwischen Leben und Tod schwebt und von einem Engel die Chance bekommt, seinen letzten Tag noch einmal anders anzugehen. Torsten Wahl sprach mit ihm.
Herr Mädel, jeden Morgen spielt das Radio für Paul Lohmann dasselbe Lied. Was hat Sie gereizt, in der x-ten Variante von „Und täglich grüßt das Murmeltier“ mitzuspielen?
Mädel: Mich hat vor allem interessiert, diese leichten Veränderungen zu spielen: Paul Lohmann weiß mit jedem neuen Versuch immer mehr über sein Leben. Mich reizte außerdem diese Grenze zwischen Tragik und Komik – um Leute erst zum Lachen und dann zum Nachdenken zu bewegen.
Paul Lohmann tritt anfangs als unsympathischer Angebertyp auf. Wie haben Sie das Interesse an einem solchen Helden hochgehalten?
Mädel: Ich wusste, dass da noch eine Veränderung kommt, konnte zeigen, warum er so geworden ist – das befreit innerlich.
Sie sind bekannt dafür, sich für Ihre Rollen äußerlich zu verändern. Was war das Entscheidende, um sich in einen Spießer zu verwandeln?
Mädel: Das war schon das Tragen des Anzugs, in dem ich mich privat immer unwohl fühle, wie kostümiert.
Hatten Sie für die Figur Vorbilder?
Mädel: Ich kenne natürlich Menschen, die vorgeben, dass alles in ihrem Leben in Ordnung ist. Beim 25-jährigen Abiturtreffen ist in der ersten Stunde alles wunderbar, aber nach sechs, sieben Bier heißt es, die Scheidung steht bevor, die Kinder wollen einen nicht mehr sehen und man ist hoch verschuldet. Das Bröckeln der selbst geschaffenen Fassade zu zeigen, war eine spannende Aufgabe.
Wie werden Sie mittlerweile bei solchen Treffen aufgenommen?
Mädel: Bei mir sind die Leute ganz froh, dass es zu dem Bjarne von früher keinen großen Unterschied gibt. Ich trag immer noch Jeans, Turnschuhe und Kapuzenpulli - auch innerlich.
Der Film fragt jeden Einzelnen, ob er Weichen auch anders hätte stellen können…
Mädel: Ja, ich hatte ganz deutliche Weichenstellungen: Als ich aus Amerika nach Deutschland zurückgekommen bin, als ich mich an der Schauspielschule beworben habe oder ans Theater gegangen bin. Im Moment kann ich sagen, dass ich scheinbar nicht so viele falsche Abzweigungen genommen habe.
Sie hatten ja in Amerika auch als Vertreter für Putzmittel gearbeitet. War das eine Schule für Ihre Rolle als Vertreter Lohmann?
Mädel: Es war auf jeden Fall eine Schule für den Beruf als Schauspieler. Ich musste mich auf jeden Kunden neu einstellen, mal ein bisschen angeben, mal unterwürfig tun, mal auf die Mitleidskarte setzen: Ich komme aus Deutschland und hab heute Abend nichts zu essen... Ich kann manchmal gar nicht glauben, was für Jobs ich alles schon gemacht habe: Ich habe sogar auf dem Bau gearbeitet, obwohl ich zwei linke Hände habe.
Haben Sie dabei Erfahrungen gemacht, die man nicht auf der Schauspielschule lernt?
Mädel: Absolut. Die helfen mir, auf dem Boden zu bleiben, demütig zu sein gegenüber diesem tollen Beruf.
Das hält Sie aber nicht davon ab, gegenüber den Auftraggebern von der ARD die Drehbedingungen zu kritisieren!
Mädel: Da geht es aber nicht um mein Wohlbefinden. Beim Fernsehen hast Du nur selten die Chance, eine Szene mal ganz anders zu spielen. Gerade bei Komik hängt es oft an Kleinigkeiten, und es dauert manchmal, das herauszufinden. Mir wäre es lieber, wir hätten wieder mehr Zeit – und würden dafür alle pauschal Geld verdienen.
Das Motto „Wer aufgibt, ist tot“, das Feststecken zwischen Leben und Tod, das scheint ja derzeit auch für Ihren Lieblings-Fußballverein, den HSV, zu gelten?
Mädel: Brutal! Ich weiß gar nicht, woran ich mich noch festhalten soll. Leider darf der Verein nicht in der Zeit zurück reisen. Aber vielleicht ist beim HSV, wie beim Paul Lohmann, doch noch ein bisschen Leben drin. (mz)
Der Film „Wer aufgibt, ist tot“ läuft am Freitag um 20.15 Uhr im Ersten.