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Mutmaßlicher Anschlag

Neu im Kino „Hundschuldig“: Eine Tragikomödie mit Biss

Kann ein Hund schuldig sein? In der Komödie kämpft eine Anwältin um das Leben eines Vierbeiners, der drei Menschen gebissen hat. Skurril, berührend und zum Nachdenken.

Von dpa 13.02.2025, 07:00
Laetitia Dosch als Avril Lucciani und Hund Cosmos in einer Szene des Films "Hundschuldig".
Laetitia Dosch als Avril Lucciani und Hund Cosmos in einer Szene des Films "Hundschuldig". -/Weltkino /dpa

Paris - Avril ist eine leidenschaftliche Anwältin, die einen scheinbar aussichtslosen Fall übernimmt: die Verteidigung von Cosmos. Der Hund ist der treue Begleiter des sehbehinderten Dariuch und ein Wiederholungstäter. Er hat drei Frauen gebissen und soll eingeschläfert werden. Obwohl die Chancen auf Freispruch nahezu aussichtslos sind, kann Avril Cosmos' traurigen Augen nicht widerstehen. Sie beschließt, den vierbeinigen Mandanten zu retten.

„Hundschuldig“ ist der erste Film von Laetitia Dosch. Die französisch-schweizerische Schauspielerin ist auch Co-Autorin und Hauptdarstellerin in der extravaganten Komödie, in der es um die Frage geht: Sollte ein Hund, der beißt, zum Tode verurteilt werden? Der Vierbeiner wird wie ein Straftäter vor Gericht geführt, was dem Film einen Hauch von Absurdität verleiht. 

Mischung aus Burleske und Gesellschaftssatire

Der Prozess droht, aus dem Ruder zu laufen. Die „Affäre Cosmos“ entfesselt die Massen und spaltet die Öffentlichkeit: einerseits die Tierschützer, andererseits die extremen Rechten, die entschlossen sind, den Hund zu einem Symbol der Unsicherheit im Land zu machen. 

Während die von Dosch gespielte Avril versucht, den Status des Hundes neu zu definieren, will die Anwältin aus dem gegnerischen Lager um jeden Preis die Einschläferung des Wiederholungstäters. Zwischen der vermeintlichen Frauenfeindlichkeit des Hundes und den Analysen des brillanten Hundeverhaltensforschers Marc werden die Anhörungen und Kontroversen immer bizarrer. 

Komödie als Kulisse

Der Film ist voller abgedrehter und humorvoller Szenen - etwa als Experten unterschiedlicher Länder und Religionen den Vierbeiner vor Gericht begutachten. Oder als Cosmos zu einem Lied der französischen Chansonnière Véronique Sanson herzzerreißend mitjault. 

In der Komödie will die 44-Jährige tiefgründige Fragen nach der Herrschaft des Menschen über die Tiere stellen. Aber auch über die Möglichkeit für Tiere, die gleichen Rechte wie Menschen zu erhalten. Sie stellt sogar eine Parallele zwischen der Art und Weise her, wie Frauen und Hunde in der Gesellschaft betrachtet werden - als Eigentum. In der Vielzahl der Themen verliert sich jedoch manchmal die Handlung des Films.

Cosmos, der Star

„Hundschuldig“ (im Original „Le Procès du chien“) ist ein absurd-komischer Film, der mit Biss zum Nachdenken über Speziesismus anregt, eine Anschauung, nach der der Mensch allen Tierarten überlegen ist. 

Zum Erfolg des Films tragen auch die Schauspieler bei, allen voran Dosch, die ihre Originalität und Exzentrizität schon öfter unter Beweis gestellt hat wie mit ihrem Theaterstück „Hate“, in dem sie nackt im Duo mit einem Pferd auftritt oder in ihrem Podcast „Radio Arbres“. In der Sendung ergreifen die Zuhörer für ihre Pflanzen das Wort. 

Der eigentliche Star in dem Film ist jedoch Kodi alias Cosmos, ein Hund der Rasse Griffon. In Cannes, wo der Film 2024 in der Sonderreihe „Un Certain Regard“ gezeigt wurde, gewann er den Hundepreis Palm Dog.