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Höhle der Löwen Höhle der Löwen: Pferdeschwänze to-go und überflüssige Dienstleistungen im Amt

10.10.2017, 20:58
Die Jury der Gründer-Show „Die Höhle der Löwen“
Die Jury der Gründer-Show „Die Höhle der Löwen“ dpa

Wie in jeder Folge staunen die Löwen diese Woche nicht nur über ungewöhnliche Ideen, sondern auch über die interessanten Köpfe dahinter. In der sechsten Folge der aktuellen Staffel kommen besonders sehr junge Gründer in „Die Höhle der Löwen“. Außerdem freuen sich die Investoren über den perfekten Pferdeschwanz, gepimpte Pizzen und sportliche Familienpower.

Viele Tränen: „pony puffin“

Den emotionalsten Auftritt der sechsten Folge legte wohl Elena Musiol als Gründerin von „pony puffin“ hin. Die 33-jährige PR-Frau hat ein Produkt entwickelt, das jeder Frau unabhängig von der Haarstruktur einen vollen Pferdeschwanz ermöglichen soll. Der Weg zum „pony puffin“ war lang: Ihr Mann Julian musste mitansehen, wie sie mit Korken oder Knetmasse ihre Frisur in Form brachte. Doch nun gibt es den pinken Stöpsel, der zwischen den Haaren verschwindet. Die Gründer wollen 49 Prozent ihrer Firma für 65.000 Euro verkaufen und suchen nicht nur einen Investor, sondern einen nahezu gleichberechtigten Gesellschafter.

„Mit Pferdeschwänzen habe ich mich noch nie beschäftigt“, gibt Frank Thelen zu und erntet Gekicher von seinen männlichen Mitlöwen. Zwar schwärme er für blonde Haare, die Dicke des Zopfes habe ihn aber noch nie bewegt. Deshalb winken er und auch Carsten Maschmeyer schnell ab. „Ich könnte ihr Produkt überall auf der Welt verkaufen“ wirft Teleshopping-Queen Williams selbstbewusst ein. „Natürlich möchte ich bei Ihnen investieren.“ Sie will das Angebot annehmen, genau wie Ralf Dümmel.

„Ich muss die ganze Zeit schon heulen“, flüstert die sichtlich bewegte Musiol ihrem Mann beim Rausgehen zu. Während das Paar sich berät, säuselt Williams in Richtung Konkurrenz: „Ich weiß, dass ich das besser kann, Ralf. Nicht dass ich gleich weine, wenn du mir das wegnimmst.“ Aber es gibt nur Freudentränen auf beiden Seiten– die Gründer wollen Williams als Partnerin in ihrer Firma.

Wertvollster Deal für „parce“

Die drei Gründer von „parce“ versprechen ein smartes und intelligentes Zuhause. Eugen Pflüger, Nikolaj Klebert und Malte Janduda haben einen Zwischenstecker für Geräte wie Kaffeemaschinen, Lampen und Ventilatoren entwickelt, mit dessen Hilfe jeder via Handy seine Haushaltsgeräte steuern kann. Den ersten Rückschlag musste das junge Start-up bereits verkraften: Nach drei Monaten auf dem Markt mussten sie ihr Produkt wegen Problemen offiziell zurückrufen. Das sei brutal für eine junge Firma, bestätigt Dümmel. Doch der Stecker wurde weiterentwickelt und funktioniert im Gegensatz zu vielen Konkurrenzprodukten mit WLAN statt mit Bluetooth.

Die Idee ist prädestiniert für den Technikfreund Frank Thelen. Nach einer kurzen Feedback-Runde kann er als einziger Löwe den technischen Ausführungen der drei Münchnern folgen, die 500.000 Euro Kapital für 10 Prozent ihrer Firma benötigen. Thelen geht gleich in die Verhandlungen, doch die Gründer wollen auf keinen Fall die Mehrheit ihrer Firma in fremden Händen wissen. Am Ende einigen sie sich mit Thelen auf 15 Prozent für 400.000 Euro Kapital.

Große Konkurrenz um „Mioolio“

700 Millionen Tiefkühlpizzen werden in Deutschland jährlich im Supermarkt verkauft. Statt sich als italienischer Pizzabäcker darüber zu ärgern, will Luigi Stella das Fertigprodukt mit zusätzlichem Knoblauch und Chili besser machen. Sein Öl gibt es bereits in Portionsbeuteln im Supermarkt zu kaufen, um zuhause damit die Pizza zu pimpen. Dagmar Wöhrl erklärt sich zur Chili-Expertin („Ich habe immer mein eigenes Chili dabei“) und bescheinigt Stella und seinem Partner Taner Gecer ein Spitzenprodukt. Williams verzieht wegen der Schärfe eher das Gesicht.

Nach der standardmäßigen „Es geht uns nicht um ihr Geld, sondern um ihre Erfahrung“-Floskel bekommen die Unternehmer gleich drei Angebote: Williams nimmt den Vorschlag von 30.000 Euro für 15 Prozent an, Dümmel will 25,1 Prozent für 30.000 Euro und Wöhrl ist bereit, 40.000 Euro für 25,1 Prozent Firmenanteil zu geben. Obwohl es scheinbar der schlechteste Deal ist, entscheiden sich Stella und Gecer für ihren Wunschlöwen Dümmel.

Familienpower beim Start-Up „Sywos“

Schon als Familie Goehringer ihr Fitnessgerät vorstellt, geht Dagmar Wöhrl sichtbar das Herz auf: ein Familienunternehmen. Vater Rainer und Tochter Ariane sind beide studierte Wirtschaftsingenieure und haben ein spezielles Fitnessgerät für unterwegs und für das Büro entwickelt. Das Gerät wiegt nicht mehr als ein Tablet, für jedes Training gibt es passende Übungen. Mutter Sandra ist auch mit an Bord und muss gleich einige kritische Nachfragen zur Effektivität des Geräts beantworten. Maschmeyer winkt sofort ab: (noch) keine Kunden, kein Umsatz, das Logo und der Name gefallen ihm nicht.

Doch Wöhrls Stunde hat geschlagen: „Ich bin auch in einem Familienunternehmen. Mein Sohn ist sehr sportlich. Und wenn ich jetzt kein Angebot abgebe, kriege ich zuhause Ärger.“ Statt der angebotenen 10 Prozent will sie 15 Prozent von „Sywos“ für 100.000 Euro. Sie sticht Dümmel aus und kriegt den Zuschlag. Ein neues Familienmitglied ist gefunden.

Flops: „Goodsmith“ und „erledigungen.de“

Selten scheitern die Deals in der „Höhle der Löwen“ an den Sympathien für die engagierten Jung-Unternehmer. Viel häufiger kommen die Gründer zu früh: Sie können keine konkreten Zahlen präsentieren, haben noch keinen Umsatz generiert oder kaum potentielle Kunden an Land gezogen. So geschehen bei „Goodsmith“ aus München. Der 25-jährige Simon Salowsky und der 22-jährige Bennet Klein wollen den Reitsport mit einem temporären Hufschutz fürs Pferd revolutionieren. Für ihren Pitch bringen sie auch gleich „Devil“ mit, der seine „Schuhe“ ohne Eisen und Nägel den Gründern präsentiert. Von den Löwen möchten die Gründer 250.000 Euro für 15 Prozent.

Dümmel fällt mit Blick auf das Pferd nur eine Frage ein: „Welcher Teufel hat euch beraten, euer Unternehmen so hoch zu bewerten?“ Thelen, Dümmel und Maschmeyer erteilen den jungen Unternehmern einige Lektionen in Firmengründung, Marktzugang und Umgang mit Investoren. Rat ist aber alles, was Salowsky und Klein bekommen – keiner der Löwen steigt ein.

Mit einer ganz anderen Idee scheitert der ebenfalls junge Sebastian Simon. Der 26-Jährige bietet auf seiner Website „erledigungen.de“ an, Behördengänge zu übernehmen. Anstatt seine Zeit mit Warten zu vergeuden, bucht der Kunde online die gewünschte Dienstleistung und lässt von der Abholung der Unterlagen über die Ausfüllhilfe bis hin zur lästigen Warteschlange auf dem Amt alles von einem „Erlediger“ machen. Doch auch hier ist der Umsatz den Löwen zu gering. Internetpapst Thelen winkt aus einem weiteren Grund ab: „Ich hasse Behördengänge. Aber ich bin der Meinung, dass die Politik hier handeln muss. Wir müssen ein digitales Land werden. Dann ist ihr Geschäft überflüssig.“