Helen Dorn - Verlorene Mädchen

Berlin - Die erste Tote gibt es schon, da ist noch keine Minute um. Helen Dorn stürmt in eine Wohnung, die Waffe im Anschlag, begleitet von etlichen Kollegen vom LKA.
Doch für die junge Frau, die dort auf dem Boden liegt, ist es zu spät. Sie hat eine Überdosis Crystal Meth geschluckt. „Wo bleibt der Notarzt?”, schreit Dorn. Da ist die Szene zu Ende - und der Zuschauer weiß, der Notarzt kann hier auch nichts mehr machen.
Aber er weiß auch: Helen Dorn (Anna Loos), Kommissarin beim Landeskriminalamt, wird den Typen finden, der für den Tod der Frau verantwortlich ist und nicht ruhen, bis er seine gerechte Strafe bekommt. Wenn es nur wenig gibt, worauf in dieser Welt noch Verlass ist, dann darauf. Das ZDF zeigt „Helen Dorn - Verlorene Mädchen” an diesem Samstag um 20.15 Uhr.
Den zweiten Toten gibt es wenig später: Da hat der Drogenpate Gogol Freigang und nutzt die Gelegenheit zu einem Treffen mit einem alten Freund im Restaurant. „Ich habe von einem toten Mädchen gehört”, sagt er und guckt ernst. Ein Wink mit den Augen, und Sekunden später erstickt sein Sohn Nikolai den Freund des Vaters mit einer Plastiktüte. Schön ist das nicht. Aber Gogol ist überzeugt, hintergangen worden zu sein. Und da versteht ein Drogenpate nun mal keinen Spaß. Gogol schon gar nicht.
Es gibt noch einige Leichen mehr. Der Drehbuchautor Mathias Schnelting und der Regisseur Alexander Dierbach erzählen diesmal eine ziemlich brutale, aber auch ziemlich spannende Geschichte. Und Anna Loos überzeugt wieder einmal in der Rolle der abgeklärten Kommissarin, die immer ihr Ding macht, sich nichts sagen lässt und am Schluss Recht behält.
Bei einer Razzia in einem Club fällt ihr Mila (Tara Fischer) auf, eine 16-Jährige, die behauptet, 19 zu sein, was Helen Dorn natürlich sofort durchschaut. Der junge Dealer, der dort Crystal verkauft und gefasst wird, heißt Martin (Andreas Helgi Schmid) und lebt auch nicht mehr lange. Genauso wenig wie der schmierige Dr. Helmut Kurtz (Hary Prinz), den Schnelting mit groben Strichen als Ekelpaket zeichnet.
Er ist der Anwalt von Gogols Mafia-Clan und Milas Vormund. Ganz nach dem Vorbild von Lisbeth Salander in Stieg Larssons legendärer Trilogie missbraucht der Anwalt Mila, die mit ihrer kleinen Schwester Hannah im Heim lebt, immer wieder. Wenn sie Geld haben will, muss sie sich vergewaltigen lassen. Das bekommt Milas Freundin Jasmin (Emma Bading) mit und schlägt ihr vor, Kurtz zu erpressen - und schon bald stecken die beiden Teenagerinnen in echten Schwierigkeiten.
Es ist ein Samstagabendkrimi, der alles hat, was Krimifans brauchen: Verrat und Verfolgungsszenen, tragische Figuren wie Gogol oder die Ehefrau des toten Anwalts (Aglaia Szyszkowitz), unerwartete Wendungen und viel Gefühl. So viel, dass Helen Dorn auch einmal die Tränen kommen, als sie ihrem Vater (Ernst Stötzner), dem alten abgebrühten Ex-Kommissar, von den toten Mädchen erzählt.
Ansonsten ist Anna Loos (46) als Helen Dorn gewohnt cool und schlagfertig, diesmal auch gegenüber einer arroganten BKA-Zicke, die ihr blöd kommt und dafür so abgebürstet wird, wie sie es verdient. Und Gogol gegenüber, den sie am Schluss im Knast besucht und ein paar unschöne Wahrheiten erzählt. Ach ja, mit Nikolai, den Yasin el Harrouk genial böse und gemein spielt, nimmt es kein gutes Ende. Nur so viel vorab. (dpa)