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"Hart aber fair" zu Hartz IV "Hart aber fair" mit Frank Plasberg zu Hartz IV: Michael Müller schlägt solidarisches Grundeinkommen vor

Von Eliana Berger 26.03.2018, 21:28

Köln - Eines haben Frank Plasbergs Gäste in seiner Talkshow „Hart aber Fair“ an diesem Abend fast alle gemeinsam: Sie können von Phasen der Armut in ihrem Leben erzählen. Seien es die Nachkriegserfahrungen des Ökonomen Hans-Werner Sinn. Sei es der Sommer, in dem Sozialunternehmerin Sina Trinkwalder als Studentin der Strom abgedreht wurde. Seien es die Berichte von Berlins Bürgermeister Michael Müller aus seiner Zeit in der väterlichen Buchdruckerei.

Die Frau, die an diesem Abend eingeladen ist, um über ihre finanzielle Situation zu sprechen, ist aber eine andere: Die Hartz IV-Empfängerin Sandra Schlensog. Nachdem Gesundheitsminister Jens Spahn für seine Aussage, Hartz IV bedeute nicht Armut, viel Kritik einstecken musste, initiierte sie eine Online-Petition. Spahn solle selbst einmal einen Monat von Hartz IV leben. Bis zum Montagabend fand sie für diese Forderung mehr als 180.000 Unterstützer.

Schlensog: „Hartz IV fördert Kinderarmut“

Plasbergs Sendung steht an diesem Abend ganz im Lichte Spahns umstrittener Aussage: „Hartz gleich arm – geht diese Rechnung auf?“ Sandra Schlensog sagt gleich zu Beginn, der Satz sei zu knapp berechnet. Hartz IV fördere Kinderarmut, stelle die Empfänger an den Rand der Gesellschaft. Sie könne ihrem Sohn keine Ausflüge bezahlen oder Zeltlager mit den Freunden. Und: „Es liegt nicht nur am Menschen, dass er keine Arbeit findet.“ Sie habe 19 Jahre lang gearbeitet, bevor sie zur Hartz-IV-Empfängerin wurde.

Der CDU-Abgeordnete Alexander Krauß, der die Runde neben Sinn, Trinkwalder, Müller und Schlensog an diesem Abend komplettiert, hält am bestehenden System fest. Er möchte weniger über Leistungen reden, als über die Möglichkeiten, Menschen in Arbeit zu bringen. Dafür bemüht er – auch wenn es ein wenig durcheinandergerät – ein chinesisches Sprichwort: „Gib einem Mann einen Fisch und du ernährst ihn für einen Tag. Lehre einen Mann zu fischen und du ernährst ihn für sein Leben.“ Auch der Ökonom Hans-Werner Sinn argumentiert in diese Richtung: „Jeder, der arbeiten will, muss arbeiten können und damit genug zum Leben haben. Ich glaube, da sind wir uns alle einig.“

Einigkeit gibt es an diesem Abend tatsächlich in vielen Dingen. Kritik an bürokratischen Hürden, die Bedeutung der sozialen Teilhabe und Würde von Leistungsempfängern – das sind Schlagworte, gegen die in der Runde niemand argumentieren kann und will. 

Müller schlägt solidarisches Grundeinkommen vor

Zwei Meinungslager gibt es dennoch in der Sendung: Trinkwalder, Schlensog und Müller, die Ungerechtigkeit von Hartz IV betonen; Krauß und Sinn, die das System positiver bewerten. Hinzu kommt für ein kurzes Gespräch die Erzieherin Nadine Arens, die für einige Jahre gut von Hartz IV leben konnte. 

Reibung gibt es auch dann, wenn Trinkwalder und Krauß über die Stigmatisierung von Arbeitslosen sprechen. Michael Müllers Vorschlag eines solidarischen Grundeinkommens trifft dagegen gleichermaßen auf verhaltene Zustimmung und verhaltene Ablehnung. 

Am Ende dürfen sich dann alle entscheiden, mit wem aus der Runde sie am liebsten einen Tag gemeinnützige Arbeit leisten würden. Es ist der Ökonom, der den Riecher fürs Geld zeigt: Er wählt Frank Plasberg – denn der verdiene vermutlich von den Anwesenden das meiste Geld. Weit vom Hartz IV-Satz entfernt dürfte das Gehalt in jedem Fall liegen.