Gestüt Hochstetten

Berlin - „Auf dem Rücken der Pferde liegt das Glück dieser Erde” - so lautet eine sattsam bekannte Weisheit. Ob das auch so stimmt, vermag die Erbin eines Gestüts erstmal nicht zu sagen, als sie selbiges unverhofft erbt.
Davon erzählt der Vierteiler mit dem simplen Namen „Gestüt Hochstetten”, der an diesem Samstag (20.15 Uhr) im Ersten startet. Die weiteren Teile werden an den darauffolgenden Samstagen (27.1. sowie 3. und 10.2.) gezeigt.
Die junge Heldin des Filmes heißt Alexandra (Julia Franz Richter) und arbeitet als Bäckerin in Wien. Dort erreicht sie die Nachricht vom Tode ihres leiblichen Vaters, der ihr sein Trakehnergestüt Hochstetten vererbt hat, mitsamt sämtlichen Ländereien, Stallungen und dem Herrenhaus. Wenig erbaut darüber sind ihre neuen Halbgeschwister Maximilian (Christoph Luser), Silvia (Patricia Aulitzky) und Leander (Laurence Rupp) - von deren Mutter Marie Hochstetten (Michou Friesz) ganz zu schweigen.
Zunächst will Alexandra die Abfindung (samt Erbverzicht) annehmen, die ihr Maximilian anbietet - doch als sie das Gestüt spontan besucht, ändert sie bald ihre Meinung. Sie entwickelt nicht nur Sympathien für den schwarzen Hengst Dezember, sondern auch für den Jungbauern Raphael Horvath (Aaron Karl). Als das Pferd bei einer Explosion schwer verletzt wird, kämpft Alexandra um sein Leben - und auch um ihr Erbe.
Hier gibt es alles: missratene Söhne mit ehrgeiziger Geliebter (raffiniertes Biest: Jeanette Hain), vorlaute Kinder, saftige Wiesen, stolze Pferde (samt Geflüster), ungelebte Träume und reihenweise Intrigen. Marode ist das Gestüt, von der unrühmlichen Vergangenheit bis hin zum Gedankengut der Hauptfiguren ganz zu schweigen. Das offene Ende nach vier Teilen lässt eine Fortsetzung erwarten.
„In meinen Augen ist Alexandra eine mutige, eine suchende Frau, aber auch eine, die mit dem Teilen ihrer Emotionen sehr sparsam umgeht”, sagte die 26-jährige Hauptdarstellerin Julia Franz Richter im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Ich denke, dass sie durch die Auseinandersetzung mit der Familie und der Dekonstruktion dessen, was sie bis jetzt als 'Ich' begriffen hat, immer mehr zu dem vordringt, was man unter einer eigenen Identität versteht - und dadurch auch entschlossener wird.”
Der frische Wind durch die unwillkommene Erbin tut dem Ganzen freilich ganz gut, die Hauptdarstellerin macht ihre Sache ordentlich - und Dezember auch. Prinzipiell habe die Schauspielerin da keine Berührungsängste gehabt, da sie als Kind viel Zeit auf einem Reitstall verbracht habe. Hinzu kam, dass das Pferd deutlich erfahrener im Umgang mit der Kamera gewesen sei als sie selbst.
Das allein genügt jedoch nicht - die nahezu humorfreie Geschichte (Regie: Andreas Herzog) wäre locker in einem Zweiteiler zu erzählen, und dergleichen war obendrein so ähnlich schon hinreichend zu sehen („Die Guldenburgs”, „Der Fürst und das Mädchen”). Und ob eine halbwegs modern erzählte und mühsam auf Hochglanz getrimmte Schmonzette - eine Produktion von „Servus TV”, das zum österreichischen „Red Bull Media House” gehört - an vier Samstagabenden am Stück beim Publikum ankommt, bleibt abzuwarten. (dpa)