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Fernsehen Eiskalt oder unschuldig? Ein „Tatort“ über Teenager

Bei einer Party stolpert ein Jugendlicher über einen Toten. Die verzweifelte Suche nach Hilfe endet unter einem Lastwagen - nicht der einzige Schock für die Dresdner „Tatort“-Kommissare im neuen Fall.

Von Simona Block, dpa 01.02.2025, 06:30
Partyszene aus der „Tatort“-Folge „Herz der Dunkelheit“. Der Dresdner „Tatort“ läuft am 2.2.
Partyszene aus der „Tatort“-Folge „Herz der Dunkelheit“. Der Dresdner „Tatort“ läuft am 2.2. Steffen Junghans/MadeFor/MDR/dpa

Dresden - Ein Haus voller Teenager, im Schummerlicht tanzend unter einer Discokugel. Es herrscht Feierstimmung, wird getrunken, geknutscht und gekokst. Nur Marlin (Max Wolter) blitzt immer wieder ab, weil er „rumstresst“, wie Kevin (Filip Schnack) stöhnt. Als er sich verzieht und im Poolhaus aufs Klo geht, sitzt ihm sein Freund Janosz in der Dusche gegenüber - tot. 

Nicht die einzige harte Nuss im neuen Fall für Karin Gorniak (Karin Hanczewski), Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) und ihren Chef Peter Michael Schnabel (Martin Brambach). 

Der „Tatort“-Krimi „Herz der Dunkelheit“ läuft an diesem Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten. Dieser Dresdner Fall wurde von der ARD kurzfristig anstelle eines „Polizeiruf 110“-Films aus Magdeburg ins Programm gehoben.

Als die Ermittler mitten in der Nacht in dem Anwesen ankommen, ist die Party der Abi-Klasse in vollem Gange, die Dusche leer und Marlin von einem Sattelzug überfahren. Und Janosz ist verschwunden? „Dem war schlecht, der ist gegangen“, sagt Maya (Katharina Hirschberg), die in der Villa zu Hause ist - und die Anderen nicken. 

Und Marlin, der Außenseiter, habe fantasiert, wie es jetzt heißt. Einer nahm ihm das Handy weg und unterbrach seinen Notruf, der die Beamten auf den Plan gerufen hat. Einbildung oder Vertuschung? Das fragen sich Gorniak und Gröschel. Immerhin, die Spurensicherung findet Blut, Blut von Janosz.

Zwei Tote und ein Gefühl, aber eine Mauer des Schweigens

Die Geschichte aus der Feder der „Tatort“-erfahrenen Autoren Claudia Garde und Ben von Rönne entwickelt sich in meist düsterer Stimmung, lässt Betroffene und Ermittler teils fassungslos und entsetzt innehalten. 

Die Ermittler um Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel (Martin Brambach) haben zunächst keine Beweise. Janosz könnte genauso gut abgehauen sein und Marlin, der im Krankenhaus stirbt, einfach verunglückt. Aber Gorniak hat es im Gefühl: „Es geht um Mord“. Dabei ist sie diesmal ganz privat involviert, sie durchlebt eine Zerreißprobe, beruflich und persönlich: Romy (Charlotte Krause), die Tochter ihres neuen Freundes Paul (Hannes Wegener), war auch bei der Party. 

„Sie lügt und er deckt sie“, rechtfertigt sie die Grenzüberschreitungen gegenüber Romy und ihrem Freund. Gorniak hat bei einem Date im Zimmer der 17-Jährigen „spioniert“. „Sie war mit Janosz zusammen und schwanger!“ Schnabel indes ringt nicht nur mit der aufgesetzten Coolness der Teenager, sondern auch mit seiner Ermittlerin. „Frau Gorniak, was war denn das für ne Aktion“, schimpft er, als Romy bei einer spontanen Befragung zusammenbricht. „Wenn Sie Privates und Berufliches nicht trennen können, sind Sie raus.“

Letzter Einsatz für Karin Hanczewski

Gorniak aber macht weiter, sie ist sich ganz sicher, dass die Anderen etwas mit der Sache zu tun haben. Dann wird eine abgerissene Hand in einer Höhle im Elbsandsteingebirge gefunden. Ist es die von Janosz? Regisseurin Garde hat vor die Szene, in der die Ermittler sie sich anschauen, Bilder der von Morgennebel durchzogenen, zerklüfteten Felslandschaft gelegt. Das mildert den Augenzeugenbericht von Schnabel an Winkler, ehe er sich übergibt. 

Vor allem das junge Darsteller-Ensemble spielt überzeugend ihre eigentlich traumatisierten und fragilen Figuren, die aber nichts zu erschüttern scheint - bis zum Schluss. Für die Ermittler setzt sich das Puzzle nur langsam und durch die Beharrlichkeit von Gorniak zusammen, die sich nicht beirren lässt in ihrem Gefühl. Deren Darstellerin Karin Hanczewski darf sich in ihrem letzten „Tatort“-Einsatz auch noch einmal gefühlvoll und verliebt zeigen. Am Schluss spricht sie ihrem Chef auf den Anrufbeantworter: „Ich brauche eine Pause.“