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Versteckte Botschaft oder peinlicher Fauxpas? Edeka: Nazi-Symbole in Edeka-Spot #Zeitschenken?

24.11.2016, 11:26
Ausschnitt aus dem Edeka-Video
Ausschnitt aus dem Edeka-Video Screenshot Youtube/Edeka

Köln - Der Lebensmittelhersteller Edeka hat für seine witzigen bis rührenden Werbevideos in den vergangenen Jahren viel Zuspruch erhalten. In diesem Jahr ist das anders.

Der aktuelle Spot „#Zeitschenken“ handelt vom vorweihnachtlichen Stress, in dem die Eltern wegen der ganzen Vorbereitungen aufs Fest oder ihren eigenen Bedürfnissen ihre Kinder vernachlässigen. Der Clip steht allerdings stark in der Kritik, weil darin Nazi-Symbole enthalten sein sollen.

Aufregung um Nummernschilder

Zu Beginn der Sequenz fährt ein Auto mit dem deutlich sichtbaren Kennzeichen „MU-SS 420“ vor. Was in der ersten Wahrnehmung die Hintergrundmusik („Muss noch dies, muss noch das“) untermalen soll, lässt aus mehreren Gründen Raum für Missverständnisse offen.

Zum einen ist die Kombination „SS“ auf Fahrzeugkennzeichen in Deutschland wegen der Assoziation zur Nazi-Zeit verboten. Denn die Abkürzung steht für „Schutzstaffel“, eine der mächtigsten Organisationen im nationalsozialistischen Regime unter Adolf Hitler. „Da das verboten ist, ist es nicht vertretbar, das in einem Werbespot zu nutzen, auch wenn es sich um ein fiktives Kennzeichnet handelt“, erklärt Extremismus-Expertin Sabine Bamberger-Stemmann von der Landeszentrale für politische Bildung in Hamburg im Interview mit dem Manager-Magazin.

Dabei sagt sie, dass auch die Zahl „420“ durchaus falsch verstanden werden kann: „Die 420 ist eine aus dem angelsächsischen Raum stammende, in rechten Kreisen auch hierzulande gängige Abkürzung für Hitlers Geburtstag am 20. April.“

Potenzial für Missverständnisse

Doch auch das zweite im Werbevideo vorkommende Nummernschild („SO-LL 3849“, 0:32 Min.) bietet Missverständnis-Potenzial, da insbesondere die Zahlenkombination laut Bamberger-Stemmann ebenfalls in der rechtsextremistischen Szene Verwendung findet. So stehe die Zahl „84“ – entsprechend der Buchstabenabfolge im Alphabet – für „Heil Deutschland“, analog dazu die „39“ für „Christliche Identität“ oder „Christian Identity“.

„Dies bedeutet in rechten Kreisen im Umkehrschluss Antisemitismus. Damit ist die Aussage klar. Diese rechtsextremen Codes sind leicht im Internet recherchierbar. Werbung für rechtsradikale Produkte und Ideen nutzt die Codes oft“, erklärt die Extremismus-Expertin, die „angesichts der Häufung“ nicht an einen Zufall glaubt.

Edeka entschuldigt falschen Eindruck

Auf Nachfrage dieser Zeitung wollte sich die verantwortliche Werbeagentur „Jung von Matt“ aus Hamburg nicht zu den Anschuldigungen äußern und verwies für eine Stellungnahme auf den Kunden, also Edeka. „Bei dem Autokennzeichen 'MU-SS' handelt es sich um ein Fantasiekennzeichen, angelehnt an den Titelsong in unserem Spot. Wir bedauern es, wenn hier ein falscher Eindruck erweckt wurde. Dies lag keinesfalls in unserer Absicht“, sagte Gernot Kasel, Abteilungsleiter Mitarbeiter- und Medienkommunikation bei Edeka, dem Branchendienst „Horizont“. (kop)