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Dokumentation Dokumentation: ZDF zeigt Fall des Leipziger Musikers Stefan Arzberger vor New Yorker Gericht

Von Martin Weber 16.05.2016, 20:10
Stefan Arzberger verlässt in New York ein Justizgebäude, Januar 2016
Stefan Arzberger verlässt in New York ein Justizgebäude, Januar 2016 dpa

Halle (Saale) - Er empfindet es wie einen Albtraum, aus dem es kein Erwachen mehr gibt: Seit gut einem Jahr wird der deutsche Musiker Stefan Arzberger in den USA festgehalten, weil er sich wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten muss. An die Nacht, in der das alles passiert ist, hat der angesehene Geiger des renommierten Leipziger Streichquartetts nach eigener Auskunft keinerlei Erinnerung mehr.

Dienstagabend ab 22.15 Uhr sendet das ZDF die packende Dokumentation „Eine verhängnisvolle Nacht“ aus der Reihe „37 Grad“. Sie behandelt den merkwürdigen Fall, der international für Furore gesorgt hat, und schildert den in New York gestrandeten deutschen Musiker Stefan Arzberger als einen zuweilen von Verzweiflung übermannten Beschuldigten, der sich aber auf die Hilfe von Angehörigen, Freunden und Unterstützern verlassen kann.

Seit mehr als einem Jahr wird der Fall Arzberger vor einem New Yorker Gericht verhandelt, und dabei geht es um die alles entscheidende Frage: Was genau geschah in jener Frühlingsnacht 2015 im New Yorker Hudson Hotel?

Folgenschwere Nacht

Arzberger und seine Kollegen vom Leipziger Streichquartett, die sich auf einer Tournee durch die USA befanden, waren an einem konzertfreien Tag mittags in New York eingetroffen. Gegen 20 Uhr verließ Arzberger das Hotel, aß ein Steak, kehrte zurück und beschloss später, noch einmal zum Times Square zu schlendern.

Zu später Stunde machte er sich auf den Rückweg ins Hotel - und an das, was dann geschah, kann sich der Musiker laut eigener Aussage beim besten Willen nicht mehr erinnern. Die Überwachungskamera des Hotels zeigt Arzberger, wie er um 3.52 Uhr in Begleitung einer großen schwarzen Frau die Lobby des Hotels betritt, kurze Zeit später verließ diese Person das Hotel allein mit Arzbergers Tablet-Computer unter dem Arm.

Wie sich später herausstellte, handelte es sich bei der Begleiterin um eine einschlägig vorbestrafte Prostituierte, die noch in derselben Nacht versucht hatte, mit von Arzberger geklauten Kreditkarten Geld abzuheben.

Am nächsten Morgen wurde der Sicherheitsdienst des Hotels darüber informiert, dass ein nackter Mann durch den neunten Stock irre und an Türen klopfe. Eine 64-jährige Amerikanerin öffnete und erblickte Arzberger. Der Musiker drängte sie ins Zimmer zurück und würgte sie.

Arzberger wurde verhaftet, vor Gericht gestellt und gegen eine hohe Kaution auf freien Fuß gesetzt. Er darf New York allerdings nicht verlassen, ihm droht wegen versuchten Mordes eine Freiheitsstrafe von bis zu 25 Jahren. Dabei deuten diverse Indizien eindeutig darauf hin, dass Arzberger in jener Nacht unter Drogen gesetzt wurde und somit im Sinne der Anklage unschuldig ist.

Stefan Arzberger darf sich in New York zwar frei bewegen, fühlt sich aber verständlicherweise trotzdem gefangen – die Ausreise nach Deutschland ist ihm verwehrt. Die Familie, Freunde, Kollegen, aber auch völlig fremde Musikliebhaber in Deutschland und den USA unterstützen den Geiger jedoch, wie Filmemacher Daniel Harrich in seinem Beitrag zeigt. Vor allem sie geben Stefan Arzberger die Hoffnung, die er in seiner Situation so dringend braucht.

Die Reportage „Eine verhängnisvolle Nacht“ beginnt um 22.15 Uhr im Programm des ZDF. (mz)