Hätten Sie es gewusst? Dinner for One: Das gibt es bei Miss Sophie zu essen

Halle (Saale) - Was Miss Sophie da so zu sich nimmt? Weiß doch jeder: Suppe mit einem unaussprechlichen Namen, Fisch und Hühnchen (Chicken!) und zum Abschluss Fruits, Früchte. Das kommt auf den Tisch beim „Dinner for One“.
Auch die Getränkebegleitung kann jeder Fan im Schlaf herunterbeten: Sherry, Weißwein, Champagner und Port. Für Butler James kommt noch ein kräftiger Schluck Blumenwasser aus der Vase hinzu. Aber jetzt mal ehrlich, Hobbyköche und Gourmets: Suppe, Fisch, Huhn und Früchte? Eine ziemlich dürftige Beschreibung für ein opulentes Dinner. Da will der Genießer mehr wissen.
Das Menü aus „Dinner for One“ wird in Restaurants nachgekocht
Mag sein, dass das der Grund dafür ist, dass auch am Silvesterabend 2016 mit Sicherheit in so manchem Lokal oder auf dem einen oder anderen Esstisch zu Hause genau dieses Menü nachgekocht wird. Um zu zeigen, was so alles geht.
Und wie schön: Die vagen Angaben im Fernsehsketch lassen jede Menge kreativen Spielraum für die Bestückung der Teller. Eine Steilvorlage für jeden, der gern den Kochlöffel schwingt. Ein bisschen Fantasie, handwerkliches Grundgeschick und milde gestimmte Gäste - für Letzteres sorgt der reichliche Alkohol -, und nichts kann schief gehen am letzten Tag des Jahres.
Erster Gang bei „Dinner for One“: Mulligatawny Soup
Wichtigste Frage zum Start: Was zum Teufel ist eigentlich dieser Zungenbrecher namens Mulligatawny Soup, die zugleich einzige konkret benannte Speise?
Dass sie auf dem Teller einer britischen Lady landet, hängt mit der kolonialen Vergangenheit Großbritanniens zusammen. Die Bezeichnung ist sozusagen die „eingeenglischte“ Form verschiedener tamilischer Begriffe.
Tamil ist die Muttersprache von heute knapp 70 Millionen Menschen in Südindien und auf Sri Lanka, beides einst britische Kolonien. Das kompliziert klingende Wort lässt sich mit „Pfefferwasser für Kolonialherrscher“ übersetzen, das eben jenen vorgesetzt wurde. Diese Bessergestellten konnten sich schließlich eine solche Spezialität leisten.
Zu Miss Sophies Lebzeiten jedenfalls war die Suppe bereits etabliert. Für Kolonialbeamte wurde sie sogar gern im Speisewagen der Zugstrecke zwischen Bombay und Kalkutta serviert und nicht weniger erfolgreich im Mutterland der Eroberer.
Gebraucht werden für die Zubereitung eine Brühe, vorzugsweise vom Geflügel, und jede Menge Gewürze. Heute wird zudem oft mit Kokosmilch verfeinert, Mangos können hineinkommen, auch Rosinen sind möglich. Und statt eines halben Dutzends verschiedener Gewürze wie Kurkuma, Ingwer, Chili und so weiter tut es eine gute Curry-Mischung. Einig sind sich einschlägige Empfehlungen darin: Mulligatawny Soup zu kochen ist simpel.
Grundregel für den dazu zu servierenden Sherry: Kalt genießen! George Sandeman, Nachfahre des Gründers von Sandeman-Sherry, rät zu Kühlschranktemperatur. Die geringe Erwärmung beim Einschenken mache das Getränk dann perfekt. Extreme Kühlung - wie mitunter empfohlen - verhindere dagegen die Geschmacksentfaltung. Alles klar für den ersten Gang?
Zweiter Gang bei „Dinner for One“: Fisch
Miss Sophie möchte nun den Fisch. Obwohl im Sketch keine spezielle Sorte benannt wird, heißt es immer wieder, es sei North Sea Haddock auf dem Teller - auf Deutsch Schellfisch. Naja.
In der Greenpeace-Liste haben außer Karpfen alle Fische rote Kreuze, was bedeutet: nicht empfehlenswert. Zum Glück hat der Schellfisch ein kleines grünes Häkchen - Ausnahmen sind zugelassen. Heißt für den Kunden: nachfragen, wo und wie das Tier gefangen wurde. Hand- oder Langleine, aus dem Nordwestatlantik oder der östlichen Georges Bank? Dann ist alles in Ordnung. Die Georges Bank liegt übrigens im Norden vor den USA und Kanada. Wer keinen Schellfisch von dort erwischt, hat jetzt zumindest gelernt, wo das ist.
Bei der Zubereitung gibt es keine Diskussionen. Schellfisch als klassischer Kochfisch harmoniert in erster Linie mit Senfsoße. Daran kann übrigens durchaus ein Schluck Weißwein kommen. Getrunken wird er schließlich auch dazu.
Eine nähere Sortenempfehlung gibt es nicht, es genügt, dass er trocken ist. Gemeinhin gilt für die gedünstete Zubereitung eines Fisches ein Weißburgunder als passende Ergänzung. Da ist der Saale-Unstrut-Liebhaber im Vorteil, gehört doch gerade diese Sorte mit dem vollmundig-eleganten Geschmack zu den charakteristischen Weinen des hiesigen Anbaugebietes. Das dürfte Miss Sophie verborgen geblieben sein . . .
Dritter Gang bei „Dinner for One“: Hühnchen
Kommen wir zur Königsklasse, dem Hauptgang: Hühnchen, also. Und Champagner. Wer mal was Ungewöhnliches probieren möchte, wählt als Beilage vielleicht Minz-Erbspüree. Auf jeden Fall bleibt so die englische Note gewahrt, und schön grün sieht es außerdem aus.
Falls vom Weißwein noch etwas übrig ist, kann der auch gleich ins Püree. Damit alles miteinander harmoniert, gart der Hobbykoch seine Gemüse-Beilage am besten in Champagner. Das ist kein Witz, sondern ein ernstgemeinter Vorschlag aus dem Netz zum Nachkochen des Dinners.
So unerschöpflich wie das Thema Hühnchen-Rezepte - wofür er sich wirklich entscheidet, überlassen wir jetzt mal der Fantasie des jeweiligen Küchenchefs -, ist auch das Thema Champagner. Dafür aber zugleich um ein Vielfaches amüsanter, wenn Sie verstehen. Hinweis: Da es jede Menge Sorten gibt, sollte man beim Verkosten sehr viel Sorgfalt walten lassen.
Champagner heißt das edle Getränk nur dann, wenn es wirklich aus der Champagne kommt. Für andere nette Sprudelwässer gilt, dass sie nach der Champagner-Methode erzeugt sein können, aber dennoch nicht so heißen dürfen. Die Einzelheiten bezüglich der Methoden und Bezeichnungen sind für Laien ziemlich kompliziert. Ziehen wir es an dieser Stelle mal vor, es beim Trinken zu belassen, statt genau zu erklären, wie nun die Kohlensäure in die Flasche gekommen ist.
Vierter Gang bei „Dinner for One“: Dessert mit Früchten
Den Schlusspunkt setzt im Fernsehen Butler James - beim Dinner ist es das Dessert. Some Fruits, ein paar Früchte, heißt es. Etwas dürfig, nicht wahr? Bis hierher ordentlich eingestimmt, ist das Aufpeppen für Gourmets allerdings ein Kinderspiel.
Rotwein-Eiscreme dazu? Geht selbstverständlich. Likörschaum? Aber ja doch. Cognac-Sahne? Lecker! Und dazu einen Port! Beim Alkoholgehalt sind wir jetzt bei maximal 22 Prozent angekommen, vermutlich wird er deshalb meist nur in der 5 cl-Version ausgeschenkt.
Wer es noch schafft, sollte vielleicht vor dem Rückzug ins Obergeschoss nach dem Koch schauen - schließlich müsste die Küche nach diesem Dinner einem Flaschenlager gleichen. (mz)