"Der Bozen-Krimi" wandelt am Abgrund

Berlin - Da hat eine junge TV-Kommissarin nach drei Folgen endlich ihr Privatleben in den Griff bekommen, da droht ihr der geliebte Gatte genommen zu werden. Und das nur, weil sie ihren Job so richtig gut machen will und damit einigen üblen Leuten in die Quere kommt.
Wie es mit ihr und ihrem Leben weitergeht, das kann das TV-Publikum nun verfolgen in dem Film „Der Bozen-Krimi”, der an diesem Donnerstag (20.15 Uhr im Ersten zu sehen ist.
Die hohen Berge stehen drohend, eine Straße windet sich hindurch, ein Wagen fährt schnell dahin. Drinnen sitzen die Kommissarin Sonja Schwarz (Chiara Schoras) und ihr Mann Thomas (Xaver Hutter), als das Auto plötzlich ins Schlingern gerät und in einem Holzstapel zum Stehen kommt. Während sie nahezu unversehrt aussteigt, wird er lebensgefährlich verletzt ins Krankenhaus gebracht, wo er sodann um sein Leben ringt.
Ein Steinschlag war das nicht: Als ihr Kollege Matteo Zanchetti (Tobias Oertel) den Unfallort untersucht, findet er ein Projektil und ahnt nicht nur, dass es ein Mordanschlag war, sondern dass er auch noch ihm galt. Denn eigentlich hätte er im Wagen sitzen sollen, und nicht Sonjas Mann. Parallel dazu ermitteln Jonas Kerschbaumer (Gabriel Raab) und sein Vater (Hanspeter Müller-Drossaart) im Fall des tödlich verunglückten Sohns einer Bergbäuerin (Katja Lechthaler). Der junge Mann fuhr bei einer rasanten Abfahrt mit dem Mountainbike direkt in eine heimtückisch gelegte Nagelfalle.
Dieser Nebenhandlung hätte es gar nicht bedurft, denn das eigentliche Geschehen ist schon spannend genug. Aber vermutlich wollten Autor Jürgen Werner (sein „Tatort - Die Wacht am Rhein” lief kürzlich) und Regisseur Thorsten Näter („Verhängnisvolle Nähe”) gleich zwei Familiendramen erzählen, mitsamt ihren Unterschieden, aber auch mit ihren Gemeinsamkeiten, denn in beiden Fällen stirbt ein Mitglied der Familie - Thomas schafft es nämlich nicht. Wobei es dabei wiederum einen großen Unterschied gibt: Während Mutter und Schwestern des jungen Mannes eher erleichtert scheinen über seinen Tod, beklagt Sonja Schwarz den Tod ihres Gatten aufrichtig.
Chiara Schoras (41, „Countdown - Die Jagd beginnt”, „Tempel”) ist in nahezu jeder Szene im Bild und unzweifelhaft das Gesicht dieser Krimi-Reihe. Sie sagt im ARD-Interview, warum sie die Figur der Sonja Schwarz so gerne spielt: „Wir schauen ihr als Zuschauer ganz nah dabei zu, wie sie oder ihre Familie in die Fälle mit verwickelt sind, und daher bekommen wir eine große Einsicht in ihre emotionale Welt. Sie ist immer auf höchstpersönliche Weise involviert. Das macht es so besonders.”
Eine lineare Erzählstruktur sei immer spannender zu schauen und, wie sie finde, auch zu spielen. „Man erfährt mehr über die Figuren und kann natürlich viel besser mitfiebern”, so Schoras. „In den neuen Folgen wird es sehr traurige Momente für die Familie geben, die alles grundlegend verändern. Es ist spannend, dieser in ungewöhnlicher Konstellation zusammengewürfelten Familie dabei zuzuschauen, wie sie mit den neuen Herausforderungen umgeht.”
Das ist in der Tat ziemlich spannend, zumal in diesem Fall auch noch die Mafia samt einem Killer (den der Zuschauer allerdings schon gleich zu Beginn zu sehen bekommt) mit im Spiel ist und es immer wieder neue Wendungen gibt. Dazu kommt noch die eindrucksvolle Kulisse der Südtiroler Alpen, die von Kameramann Joachim Hasse („Am Ende die Hoffnung”, mit Thorsten Näter) immer wieder gekonnt eingefangen und in die Handlung eingewoben wird. Vor allem das Finale des Films, der mehr Tragödie ist als Krimi, ist in jeglicher Hinsicht der Gipfel. (dpa)