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Das Jenke-Experiment

04.09.2016, 22:01
Jenke von Wilmsdorff geht dahin, wo es wehtut. Foto: Christian Charisius
Jenke von Wilmsdorff geht dahin, wo es wehtut. Foto: Christian Charisius dpa

Berlin - Jenke von Wilmsdorff hat schon vieles ausprobiert. Er hat versucht, systematisch Kilo für Kilo abzuspecken, fünf Tage lang im Rollstuhl zu sitzen, fünf Tage durchzukiffen oder einen Monat lang jeden Tag Alkohol in sich hineinzukippen. Seine Selbstversuche gehen an Grenzen und sind gewissermaßen sein Markenzeichen.

RTL hat sie unter dem Titel „Das Jenke-Experiment” im Programm. Drei Staffeln liefen bereits. Vier neue Folgen stehen nach rund eineinhalb Jahren Pause an, der Auftakt ist am Montag (5. September) um 20.15 Uhr.

Was bei anderen abgedroschen klingt, stimmt für ihn in gewisser Hinsicht: Der RTL-Reporter geht dahin, wo es wehtut. Vorsichtig formuliert sind die „Jenke-Experimente” nicht unumstritten. Kritik daran gab es immer wieder - kein Wunder, wenn im Fernsehen etwa zu sehen ist, wie ein Mann sich mit Longdrinks zuschüttet, bis er nicht mehr stehen kann. Von Wilmsdorffs Projekte klingen oft waghalsig. Und nicht immer scheint ganz sicher zu sein, dass kein Risiko der Selbstgefährdung besteht, auch wenn im Zweifelsfall für ärztliche Begleitung gesorgt ist.

Von Wilmsdorff sieht sich nicht als TV-Abenteurer: „Ich bin nicht der tollkühne, angstfreie Gefahrensucher”, sagt er. „Ich würde nichts machen, von dem ich nicht überzeugt bin, dass es eine gesellschaftliche Relevanz hat.”

Bei den vier neuen Folgen hat er sich ganz unterschiedliche Themen ausgesucht. In der ersten geht es erneut um Drogen, in der zweiten um Demenz, in der dritten um die Erfahrung, im Gefängnis eingesperrt zu sein und in der letzten um Essstörungen.

Gleich die erste Folge dürfte für einigen Diskussionsstoff sorgen. Es ist gewissermaßen eine Neuauflage. Schon einmal hat von Wilmsdorff ausprobiert, wie sich Drogenrausch anfühlt. Beim ersten Mal ging es ums Kiffen, diesmal testet er die Wirkung verschiedener Drogen von LSD bis Ritalin und probiert aus, wie gut er ein ganzes Wochenende lang auf Ecstasy durchs Partyleben kommt.

Auch diesmal geht von Wilmsdorff zu einem „Arzt seines Vertrauens”, bevor er Ecstasy nimmt. Und er betont, selbst bisher noch nie so eine Pille eingeworfen zu haben. Für von Wilmsdorff wird es das längste Wochenende seines Lebens, 48 Stunden feiert er durch, ohne Schlaf. „Ich habe überhaupt kein Zeitgefühl”, sagt er zwischendurch. Man sieht ihn selbstvergessen auf der Tanzfläche. „Das Ecstasy überschwemmt mich mit Euphorie”, erzählt er in die Kamera.

Aber der Selbstversuch ist nur das Eine. Der RTL-Reporter ordnet seine Erfahrungen immer ein, spricht beispielsweise mit Experten wie dem Toxikologen Prof. Volker Auwärter vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Freiburg, die einschätzen, wie gefährlich solche Drogen sind. Und er besucht unter anderem eine Suchtfachklinik, in der er sich mit einem Mädchen unterhält, deren Mutter drogenabhängig ist und mit einer Frau, die 20 Jahre lang Heroin gespritzt hat und nicht davon loskommen konnte. Dass Drogenkonsum oft brutale Folgen hat, wird dabei schnell klar.

Von Wilmsdorff hält das Experiment mit den Drogen trotzdem für das mit dem größten Aufregerpotenzial. Sorgen, dass es Zuschauer dazu motivieren könnte, so etwas selbst ausprobieren zu wollen, hält er für unbegründet: „Natürlich gibt es eine Phase, wo man denkt, wow, was passiert denn jetzt mit dem Körper? Und wenn man wie ich Erstanwender von Amphetaminen ist, dann überwältigt das einen natürlich, weil es Reaktionen und Empfindungen zeigt, die man in dieser Intensität vorher nicht hatte”, erzählt er von seinen Erfahrungen. „Das kippt aber relativ schnell.” Und ihm sei auch bewusst gewesen, dass so ein Zustand gefährlich sei. (dpa)