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Mini-Serie „Das Haus am Hang“ - Ein Leben gerät ins Rutschen

Ein Mordprozess in Japan: Eine junge Mutter wird zur Schöffin berufen und mit ungeahnten Fragen konfrontiert. Davon erzählt eine Mini-Serie auf Arte.

Von Klaus Braeuer, dpa 05.06.2024, 14:46

Berlin - Eine liebevolle japanische Mutter führt ein scheinbar sorgloses Leben, bis sie es gründlich zu überdenken beginnt. Auslöser ist ein Strafprozess um Kindsmord, an dem sie teilnimmt. Zu sehen ist das in einer Mini-Serie mit dem Titel „Das Haus am Hang“. Sie läuft an diesem Donnerstag ab 21.40 Uhr auf Arte, komplett mit allen sechs Folgen am Stück.

Überraschend kommt dieser amtliche Brief ins Haus: Risako Yamazaki (Ko Shibasaki) wird als Ersatz-Laienrichterin in einem Mordprozess berufen. Mizuho (Miki Mizuno) ist angeklagt, ihr acht Monate altes Baby in der Badewanne getötet zu haben. Anfangs empfindet Risako eher Verachtung für die Angeklagte, doch im Verlauf des Prozesses sieht sie bei ihrer eigenen Familie erstaunliche Parallelen zu den Angehörigen der angeklagten Mizuho. 

Risakos Mann Yoichiro (Seiichi Tanabe), der sich daheim gern bedienen lässt, treibt allein die Sorge um, ob seine Frau ihren Pflichten als Gattin und Mutter weiter voll umfänglich nachgehen kann. Er würdigt seine Frau ständig herab und will sie sogar psychisch untersuchen lassen, während die Erziehung ihrer oft quengeligen dreijährigen Tochter zunehmend die Großmutter übernimmt. Risako verändert sich. Sie beginnt, Alkohol zu trinken und oft jähzornig zu reagieren.

Die differenziert aus mehreren Perspektiven beleuchtete Serie des japanischen Regisseurs Yukihiro Morigaki (41,„Goodbye, Grandpa!“) regt nicht nur die Hauptfigur (sehr nuanciert gespielt von Ko Shibasaki) zum Nachdenken an. Die Angeklagte wird von einem Großteil der Geschworenen und in der Presse als „narzisstische Tussi“ abgestempelt. Die Schöffin ist geschockt von zahlreichen Enthüllungen, erkennt aber neben ihrer eigenen Hilflosigkeit auch die Hilflosigkeit der Angeklagten.

In dem Justiz- und Gesellschaftsdrama aus dem Jahr 2019 geht es um Überforderung und Missstände - und um die Einsamkeit von Müttern im japanischen Patriarchat, in einem erschreckend lieblosen Alltag. Vor Gericht (Richter und Anwälte sind allesamt männlich) treten merkwürdig anmutende Rollenvorstellungen für die Frau und Mutter in der Gesellschaft zutage. Schließlich ergeht ein erstaunlich umfassendes Urteil, und nachdem vieles ins Rutschen geraten ist, findet Risako einen neuen Weg für sich und ihr künftiges Leben.