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Schauspielerin Biestig, komisch, süffisant - Gisela Schneeberger wird 75

Zu manchen Schauspielern fällt einem sofort ein bestimmter Satz ein. Bei Gisela Schneeberger ist es „Immer des Gschiss mit der Elli“ aus „Monaco Franze“. Doch das Werk der Münchnerin umfasst viel mehr.

Von Cordula Dieckmann, dpa 01.10.2023, 11:04
Gisela Schneeberger wird 75.
Gisela Schneeberger wird 75. Felix Hörhager/dpa

München - Wer etwas über menschliche Eigenarten und Befindlichkeiten lernen will, sollte sich Auftritte der Schauspielerin Gisela Schneeberger ansehen. Egal ob im Theater, im Kino oder im Fernsehen: Ihre Figuren wirken lebensecht und vielschichtig, selbst wenn sie auf den ersten Blick unscheinbar daherkommen.

Das größte Geschenk für die Zuschauer ist jedoch der hintersinnige, trockene Humor, mit dem die Münchnerin immer wieder begeistert. Diesen Dienstag (3.10.) wird sie nun 75 Jahre alt.

Unvergessen ihr Auftritt als Elli in der Kultserie „Monaco Franze“, wo sie als Elli in den feschen Franz verliebt ist, auch wenn der „ewige Stenz“ eigentlich mit seinem Spatzl verheiratet ist. „Immer des Gschiss mit der Elli“, so ein Satz aus der Serie, der längst zum geflügelten Wort geworden ist, zumindest unter den vielen Fans. Und ein weiterer Höhepunkt: die Szene, in der der Franz ihr zum Abschied ein Geschenk macht, vornehm in rotes Lackpapier gewickelt, was bei der hübschen, jungen Frau große Hoffnungen auf den Inhalt weckt. Entsprechend ihre süffisante Reaktion, die Schneeberger höchst kunstvoll darbietet: „Oh, eine Seife, eine so eine schöne Seife.“

Ausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule

Einen Hang zu besonderen Auftritten hatte Schneeberger immer schon, die 1948 in Dollnstein nahe Eichstätt als Jüngste von drei Schwestern geboren wurde, nach dem Umzug der Familie aber in München aufwuchs. „In der Schule war ich der Klassenkasperl“, erinnerte sie sich mal im „Zeit Magazin“. Und auch sonst nahm sie den Unterricht offenbar nicht ganz so ernst, musste sie doch zwei Schuljahre wiederholen. 1970 mit 21 Jahren bestand sie dann aber doch das Abitur und widmete sich nach einem Ausflug an die Uni (Psychologie) fortan ihrer Leidenschaft - der Schauspielerei.

Mit einer komischen Rolle nach einem Stück von Ludwig Thoma bekam sie 1971 einen Platz an der renommierten Otto-Falckenberg-Schule für Schauspiel. Fortan ging es aufwärts mit der Karriere, der hübschen, humorvollen und umtriebigen jungen Frau. 1976 engagierte sie das Berliner Schillertheater, im Werkraum der Münchner Kammerspiele begeisterte sie an der Seite von Gerhard Polt und Dieter Hildebrandt in der Gesellschaftssatire „Kehraus“. Regie führte ihr damaliger Ehemann Hanns Christian Müller, der das Stück 1983 auch verfilmte.

Bekannt ist Schneeberger etwa für die bissige Fernsehserie „Fast wia im richtigen Leben“, die Urlaubssatire „Man spricht deutsh“ (Titelschreibweise war so), das Theaterstück „München leuchtet“ oder die ARD-Kabarettsendung „Scheibenwischer“, die mit scharfzüngigen Kommentaren zu Politik und Gesellschaft vor allem die CSU oft erzürnte. Für Doris Dörrie stand sie für die Komödie „Bin ich schön?“ vor der Kamera, mit Senta Berger drehte sie die TV-Serie „Die schnelle Gerdi“. In der Kinokomödie „Eine ganz heiße Nummer“ startete sie mit anderen Frauen aus der Provinz eine Hotline für Telefonsex. Und für Marcus H. Rosenmüller gab sie in der Komödie „Beckenrand Sheriff“ die Bürgermeisterin. Auch beim Singspiel beim Politiker-Derblecken auf dem Nockherberg wirkte sie mit.

Hängebrüste und falsche Zähne

Angst, sich lächerlich zu machen, hat Schneeberger nicht, auch Rollen jenseits gängiger Schönheitsnormen bis hin zur Hässlichkeit scheut sie nicht. So legte sie sich für die Komödie „Eine ganz heiße Nummer“ Hängebrüste und falsche Zähne zu. „Mich hat das wahnsinnig beeindruckt“, sagt ihre Mitspielerin Rosalie Thomass in der Radiosendung „Bayerisches Feuilleton“ des Bayerischen Rundfunks (BR), zu hören in der ARD-Audiothek. Thomass hat schon viele Menschen in der Filmbranche erlebt, die sehr eitel sind. Schneeberger dagegen suche danach, ihre Figur möglichst echt und menschlich wirken zu lassen.

Es ist diese Freude, in andere Menschen zu schlüpfen und sie nach genauer Beobachtung in all ihren Eigenheiten darzustellen, die Schneebergers Darbietung so authentisch macht. „Sie entdeckt an Menschen etwas, was anderen Menschen wahrscheinlich oft nicht auffällt“, schwärmt Polt gegenüber dem BR. „Die Gisela, die kann diese Unscheinbarkeit entlarven und macht daraus was, weil sie eben das Gespür dafür hat.“

Schneebergers Frauenfiguren sind mal eigenwillig und skurril, mal kantig, temperamentvoll oder warmherzig und manchmal tragisch. Dabei wirkt das alles so leicht, wenn Schneeberger etwa in der Serie „Im Schleudergang“ als Wäschereibesitzerin die Tücken des Alltags meistert. Im BR sinniert sie über die mindestens fünf Charaktere, die jeder Mensch in sich trage. Dass das nicht nur alles sympathische Seiten sind, gibt sie zu: „Was Biestiges habe ich schon auch in mir.“