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Neu im Kino „Better Man“ - Robbie Williams als Affe und „Arschloch“

Robbie Williams geht in seiner Filmbiografie offen mit seinen Dämonen um. Dass der Brite von einem Affen dargestellt wird, ist aber nicht die größte Überraschung des Biopics.

Von Thomas Bremser, dpa 02.01.2025, 07:00
Robbie Williams bei der Premiere.
Robbie Williams bei der Premiere. Henning Kaiser/dpa

London - „Guten Abend, ihr Pisser“: Nicht gerade auf die freundlich-britische Art begrüßt Robbie Williams seine Fans zu Beginn seiner Filmbiografie. Zu den Tönen eines seiner ersten Solohits, „Let Me Entertain You“, erklärt der Sänger, warum es „Better Man“ überhaupt in dieser Form gibt. Er wolle sich den Menschen zeigen, wie er sich wirklich sieht - offensichtlich als Affe.

Biopics über britische Weltstars hat es in den vergangenen Jahren schon einige gegeben - über Freddie Mercury, Elton John oder Amy Winehouse. Um da herauszustechen, musste sich der australische Filmemacher Michael Gracey („Greatest Showman“) also einen besonderen Kniff überlegen. 

Die Entscheidung, Williams von einem computergenerierten Affen darstellen zu lassen, habe er zusammen mit dem Sänger getroffen. Der habe sich in seiner Karriere immer wieder als Affe gefühlt, der auf die Bühne geschickt wird, um die Leute zu unterhalten. 

So verwandelt sich Robbie Williams in einen Schimpansen

So absurd die Idee wirkt, desto erstaunlicher ist, dass sie aufgeht. Schon nach wenigen Minuten dürften sich die meisten Kinogänger mit dem Anblick des tierischen Williams abgefunden haben. Das liegt vor allem an der visuellen Umsetzung der Oscar-prämierten Effektschmiede Wētā FX von „Herr der Ringe“-Regisseur Peter Jackson, der in ähnlicher Weise schon Bösewicht Gollum (Andy Serkis) zum Leben erweckte.

In „Better Man“ spielte Schauspieler Jonno Davies („Kingsman: The Secret Service“) die Szenen am Set in einem speziellen Ganzkörperanzug. Bewegungen und Mimik wurden dann später auf den Computer-Schimpansen übertragen, der die Gesichtszüge vom echten Williams hat und im Film wie selbstverständlich mit den menschlichen Darstellerinnen und Darstellern interagiert. 

Der frühe Traum vom großen Ruhm

So beginnt die Geschichte 1984 in den englischen Midlands, in Stoke-on-Trent. Der kleine Robert gilt in der Schule als Außenseiter und liebt das Showgeschäft. Zusammen mit seinem Vater himmelt er Frank Sinatra an. „Ich will kein Niemand sein“, erklärt der Junge, der im Schultheater erstmals im Rampenlicht steht. 

Als 15-Jähriger wird Robert dann als Teil einer Boyband gecastet, die zunächst in Schwulenclubs auftritt und dessen Manager schon früh prophezeit: „In fünf Jahren werden wir uns alle hassen. Aber wir werden alle stinkreich sein.“ Take That verkauft zwischen 1990 und 1996 rund 19 Millionen Alben und Singles und wird in Großbritannien zur erfolgreichsten Band seit den Beatles. 

Doch Williams, den Manager Nigel Martin-Smith „Robbie“ tauft, bleibt voller Selbstzweifel, leidet an Depressionen und ertränkt sein Unglück im Alkohol. Der Bad-Boy der Band, der sich und seine Ideen nicht ernst genommen fühlt, fliegt 1995 schließlich aus der Gruppe.

„Better Man“ zeigt, wie Williams sich Frontmann Gary Barlow, seiner Familie und der zwischenzeitlichen Freundin Nicole Appleton gegenüber als „Arschloch“ (Williams) verhält. Und wie er es dann doch zu einer einzigartigen Solokarriere schafft und sich mit seinen früheren Ichs versöhnt.

Der Kampf um die Anerkennung des Vaters

Das Herzstück des Films und den emotionalen Rahmen bildet die ambivalente Beziehung zu seinem Vater Peter Conway, der die Familie früh verlässt, um in London als Entertainer Fuß zu fassen. Der Musiker kämpft sein Leben lang um die Anerkennung seines Idols, was in einem äußerst emotionalen Finale mündet. 

„Better Man“ ist vielleicht die kreativste Filmbiografie, die es je gegeben hat und überzeugt abseits der visuellen Darstellung seiner Hauptfigur auch mit einigen hochkarätigen Musical-Elementen - etwa bei einer herzergreifenden Montage zum Superhit „Angels“. Dabei geht Regisseur Gracey, in Absprache mit dem Porträtierten, schonungslos offen mit dessen Leben um. Schließlich endet der Film nach über zwei Stunden, wie er begonnen hat - etwas ruppig: „Ich bin der allerbeste - fickt euch“.