"Tatort" aus Berlin Berliner "Tatort": Überraschendes Ende löst Konstrukt aus Gerüchten auf

Der Fall
„Amour fou“ – so lautet der aktuelle Berliner Tatort, indem es um jede Menge Gerüchte geht. Gerüchte um einen grausamen Tod, um einen verschwundenen Schüler und um eine sehr offene, für einige fast schon provokante Schwulenehe. Ort des Geschehens ist der Neuköllner Rollbergkiez. Denn dort findet die Polizei den toten Lehrer Enno Schopper in einem Laubgarten. Viel ist von der verbrannten Leiche nicht mehr übrig.
Die Ermittler müssen in ihrem fünften gemeinsamen Fall also erst einmal mit Vorurteilen aufräumen. Nur so gelingt ihnen ein klarer Blick auf die verzwickte Situation zu werfen. Drehbuchautor Christoph Darnstädt lässt die Zuschauer bis zur letzten Szene im Dunkeln tappen.
Die Auflösung:
Erst in der letzten Szene findet der Fall ein sinnvolles Ende. Und so erfährt der Zuschauer, dass es sich bei der verbrannten Leiche nicht um Enno Schopper, sondern um Durans Vater Rado Bolic handelt. Der gewalttätige Vater ist als Krimineller bei den Behörden bereits bekannt. Er wollte sich nach einem misslungenen Deal nach Kroatien absetzten und zwar mit seinem Sohn Duran. Denn auch Bolic hatte von den Gerüchten um eine sexuelle Beziehung zwischen Duran und Enno gehört. In einer Nacht-und-Nebelaktion klingelt er an der Tür des Lehrerpaares, um „sein Eigentum“ mitzunehmen. Dabei ging er mit dem Messer auf Enno los. Dieser wehrte sich und tötete Rado Bolic. Diese Geschichte wird ihnen niemand glauben, denken Armin, Duran und Enno. Der pädophile Lehrer, sein eifersüchtiger Ehemann und der naive Schüler – keine glaubhafte Kombination. Und so lassen sie alle im Glauben, dass es sich bei der verbrannten Leiche um Enno handelt, während dieser mit Duran nach Frankreich verschwindet.
Die Ermittler:
Ein richtiges Team sind Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) noch immer nicht. Immer wieder geraten die beiden Berliner Kommissare aneinander – auch wenn sie am Ende erfolgreiche Arbeit leisten. Sie verirren sich zu Beginn der Ermittlungen im Labyrinth aus Vorurteilen und Gerüchten rund um Lehrer Enno und seinen Schüler Duran. Doch letztendlich haben sie das richtige Gespür und kommen der Lösung des Falls mit jeder Szene einen Schritt näher. Auch mit Hilfe der engagierten Hospitantin Anna Feil (Carolyn Genzkow). Drehbuchautor Christoph Darnstädt lässt die Zuschauer bei diesem schwierigen und vor allem sensiblen Thema bis zur letzten Szene im Dunkeln tappen.
Fazit:
„Amour fou“ lautet der Titel dieses Berliner Tatorts, in dem die Gerüchteküche um eine angebliche Liebesaffäre zwischen einem gutmütigen Lehrer und seinem Schüler scheinbar von jedem zum Brodeln gebracht werden kann. Eine der größten Herausforderungen für die Kommissare und Zuschauer ist es, sich nicht in dem wirren Konstrukt aus Gerüchten zu verlieren. Auch eine tolerante Großstadt wie Berlin ist von diesem Phänomen nicht befreit. Gerade dieses Paradoxon macht die Folge sehenswert. Der Spannungsbogen gerät zwischendurch ins Stocken, denn der Zuschauer meint zu wissen, wie der Fall endet. Die Auflösung kommt dann etwas plötzlich.