Almuth und Rita - Zwei wie Pech und Schwefel

Berlin - Mit Freundschaften ist das so eine Sache. Sie können über Jahre hinweg gut gehen, wenn man sie denn richtig pflegt. Manchmal muss man aber auch regelrecht darum ringen, oder Menschen müssen geradezu zu einer Freundschaft getragen werden.
Darum geht es in der Komödie „Almuth und Rita - Zwei wie Pech und Schwefel”, die an diesem Freitag (20.15 Uhr) im Ersten zu sehen ist. Sie ist die Fortsetzung des Films „Almuth und Rita”, der vor fast drei Jahren - im Januar 2014 - im Ersten zu sehen war.
Almuth (Senta Berger) hat Geburtstag (den wievielten, bleibt ihr Geheimnis) - was für die Münchner Zahnärztin im Ruhestand kein besonderer Anlass ist. Den Strauss mit Lilien kauft sie daher gleich selbst, die Anrufe ihrer Tochter lässt sie auf dem Anrufbeantworter auflaufen. Die kleine Idylle in ihrer schönen Altbauwohnung gerät jedoch jäh ins Wanken, als unvermittelt ihre Putzfrau Rita (Cornelia Froboess) samt Mann Werner (Hansjürgen Hürrig), Hund Pankow (der natürlich sofort aufs Sofa springt) und einer reich verzierten Torte in der Tür steht.
Tags darauf wird Almuth von ihrem Verehrer Klaus (Wolfram Berger) in einem weißen Citroen DS zum Golfspielen abgeholt, und dabei überreicht er ihr eine „Kleinigkeit” (ein Perlencollier und eine Videobotschaft). Almuth wirkt darüber recht irritiert. Das ist sie erst recht, als Rita nicht wie gewohnt zum Putzen erscheint: Ihr Mann ist nächtens im Bett plötzlich verstorben. Natürlich versucht Almuth, der in Tränen aufgelösten Rita in deren chaotischer Wohnung beizustehen. Doch dann taucht ausgerechnet Almuths Tochter Kathrin (Patricia Aulitzky) samt ihren beiden Kindern bei ihr auf; auch sie ist das heulende Elend, hat sie doch ihren Mann beim Fremdgehen mit seiner Buchhalterin erwischt.
Die beiden Hauptdarstellerinnen haben natürlich wahre Paraderollen erwischt. Senta Berger (75, „Unter Verdacht”) gibt die ziemlich korrekte und kontrollierte, unterkühlt-distanzierte Almuth, die zwar pflichtbewusst, aber eben auch ziemlich unbeholfen, dazu vollkommen unromantisch ist und höchst ungern aus ihrem geregelten Ruhestand ausbrechen möchte. Cornelia Froboess (73, „Ostwind”) spielt die bodenständige, herzensgute und spontane Putzfrau Rita, die ihr Herz auf der Zunge trägt und recht forsch in ihrem quietschebunten Renault Twingo durch die Stadt kurvt.
Und natürlich verbietet es ihr Stolz, von Almuth etwas Geld anzunehmen, als sie angesichts der Beerdigungskosten in Geldnöte gerät (sie versetzt gar Werners Manschettenknöpfe). Und das, obwohl der Zedernsarg aufgrund von Transportschrammen heruntergesetzt ist. Kurzum: Die beiden kosten ihre Rollen so richtig aus und zeigen, was sie drauf haben.
Regisseur Nikolai Müllerschön (58, „Letzte Ausfahrt Sauerland”, „Frauen”) hat auch schon den ersten Teil gedreht und hier nochmals etwas aufgedreht. Sein Film ist sehr unterhaltsam, teilweise sehr komisch (die Szene in der Oper ist köstlich), teilweise sogar satirisch (mit Spitzen gegen die ehemalige DDR und den Sozialstaat). In der Mitte geht ihm ein wenig die Puste aus, die Musik ist leider zu penetrant, um am Ende wird es etwas unglaubwürdig: Ritas Wohnung wird gekündigt, und Almuth reist ihr in den Osten nach. Natürlich raufen sich die beiden völlig ungleichen Frauen doch wieder zusammen, bei einem Spaziergang an der Isar - sie erkennen, dass sie sich brauchen, und sogar die Manschettenknöpfe tauchen wieder auf. Somit steht einem dritten Teil nichts mehr im Wege. (dpa)