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TV-Tipp "Der Kommissar" TV-Tipp "Der Kommissar": Ermitteln mit Cognac und Schnittchen

Von Martin Weber 04.06.2014, 12:15
Kommissar Herbert Keller (Erik Ode, r.) mit seinem Assistenten Kriminalhauptmeister Harry Klein (Fritz Wepper).
Kommissar Herbert Keller (Erik Ode, r.) mit seinem Assistenten Kriminalhauptmeister Harry Klein (Fritz Wepper). Screenshot Youtube Lizenz

Köln - Wenn es im deutschen Fernsehen ein Genre gibt, bei dem Quantität ganz klar vor Qualität geht, dann ist es das der Krimiserien. Mit dem „Tatort“ lassen sich Millionen Zuschauer gerne am Sonntagabend von Ermittlerteams in die neue Woche sedieren, die mitunter aus unlustigen Clowns (Münster), einfältigen Kommissaren (u.a. Kopper aus Ludwigshafen und etliche mehr) oder aus Gestalten bestehen, die allenfalls so etwas Ähnliches wie Schauspieler sind (Til Schweiger, Hamburg).

Neben schlichten Vorabend-Schmunzel-Krimis findet sich in Ausnahmenfällen gute Krimiware (to name only two: „Unter Verdacht“, „Mord mit Aussicht“), und wer wissen will, wie das alles so richtig anfing mit Krimis im deutschen Fernsehen, ist in der Nacht von Sonntag auf Montag bei ZDFneo goldrichtig.

Ab 23.15 Uhr huldigt der Digitalspartensender der Serie „Der Kommissar“, die von Ende der 60er bis 1976 im ZDF lief und, obwohl das Farbfernsehen längst erfunden war, konsequent in Schwarzweiß ausgestrahlt wurde. In „Der Kommissar“ kann man bestaunen, dass früher (natürlich) nicht alles besser (Schauspieler, Drehbücher, Verbrecher), vieles aber doch sehr anders war. Das Erzähltempo ist gemächlich, und der Umgang mit Rauschwaren verschiedener Provenienz ist beachtlich.

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Kommissar Herbert Keller raucht eigentlich immer und überall (Ausnahme: wenn er schläft oder sein Frühstücksei isst), seine Kollegen tun es ihm gleich, und Alkohol gibt es immer und überall in rauen Mengen. Kein Bier vor vier gilt in „Der Kommissar“ nicht; Dujardin, „Racke rauchzart“ (ein seinerzeit sehr beliebter Whisky) und andere geistige Getränke sind ebenfalls immer vorrätig.

Dass bei derartigem Rauschwarenkonsum die Aufklärungsquote konsequent bei 100 Prozent liegt, ist mindestens so erstaunlich wie das Credo, welches die Ermittler bei ihrer Arbeit verinnerlicht haben: Das wärmste Jäckchen ist immer noch das Cognäckchen. Sekretärin Rehbein wird von ihrem Chef mit großer Selbstverständlichkeit „Rehbeinchen“ genannt, und wenn es beim Mörderfangen mal ein bisschen später wurde, hat sie den Herren Kommissaren gerne mal ein paar Schnittchen serviert.

Die Titelmelodie (komponiert von Herbert Jarczyk) der Serie klingt immer noch phantastisch, nach Jarczyks frühem Tod steuerte unter anderem Peter Thomas die Musik bei, und in „Das Messer im Geldschrank“, der Auftaktfolge zur langen „Kommissar“-Nacht (insgesamt laufen sechs Folgen am Stück), ist unter anderem ein Jaguar E-Type Coupé der Serie 1 zu bestaunen – fraglos eines der schönsten Autos, das jemals gebaut wurde. Erbauliche Nostalgierunde.