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TV-Tipp "Der Amoklauf von Volkhoven" TV-Tipp "Der Amoklauf von Volkhoven": Attentat mit Flammenwerfer

Von Martin Weber 02.06.2014, 14:31
Ermittler untersuchen den Flammenwerfer, mit dem Walter Seifert an einer Schule in Köln zehn Menschen tötete und viele weitere verletzte.
Ermittler untersuchen den Flammenwerfer, mit dem Walter Seifert an einer Schule in Köln zehn Menschen tötete und viele weitere verletzte. WDR/dpa Lizenz

Köln - Ego-Shooter und andere Ballerspiele gab es damals noch nicht. Aber der Wahnsinn war natürlich auch in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts schon lange in der Welt, und am 11. Juni 1964, einem heißen Sommertag, fand er in der Gestalt von Walter Seifert statt. Lange bevor Orte wie Erfurt, Littleton und Winnenden weltweit Schlagzeilen machten, gab es in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland das erste Attentat auf einer Schule.

Walter Seifert, ein ehemaliger Soldat und Polizist, lag seit Jahren im Streit mit den Behörden wegen einer Erhöhung seiner Kriegsrente, war mit sich und der Welt unzufrieden, fühlte sich hochgradig ungerecht behandelt, ließ seinen Hass heraus und schritt am frühen Morgen des 11. Juni 1964 zu seiner schrecklichen Tat. In Volkhoven, einem dörflichen Ort im Kölner Norden, betrat er den Schulhof der Volksschule, auf der er einst selbst Schüler gewesen war und lief Amok.

Mit einem Flammenwerfer attackierte Seifert spielende Kinder und zielte dann in die ebenerdigen, vollbesetzten Klassenzimmer. Unter den 380 Schülern brach Panik und Chaos aus, Seifert tötete zwei Lehrerinnen mit einer Lanze, 28 Kinder erlitten schwerste Verbrennungen, acht von ihnen starben in den folgenden Tagen an ihren Verletzungen.

Walter Seifert, der am Vortag seines Amoklaufs angekündigt hatte, dass er die Welt auf sich aufmerksam machen werde, richtete sich selbst: Auf dem Schulhof schluckte er giftiges Pflanzenschutzmittel und verstarb später im Krankenhaus. „Der Amoklauf von Volkhoven“ (WDR, 23.15 Uhr) heißt die Doku, in der der Autor Lothar Schröder anhand von bisher unveröffentlichten Polizeiakten, Behördenkorrespondenz, aktuellen Filmberichten über das Attentat und Schilderungen Betroffener den ersten Amoklauf an einer deutschen Schule rekonstruiert. Zu Wort kommen außerdem zahlreiche ehemalige Schüler und Schülerinnen, die das Glück hatten, zu überleben – und doch bis heute nicht das Leben haben, was sie gehabt hätten, wenn sie nicht wegen eines fatalem Zufalls zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen wären.