«Topographie des Terrors» «Topographie des Terrors»: NS-Dokumentations-Zentrum wird neu ausgeschrieben

Berlin/dpa. - Der Bau des NS-Dokumentationszentrums «Topographiedes Terrors» in Berlin wird neu ausgeschrieben. Der Entwurf desSchweizer Architekten Peter Zumthor sei vom Tisch, sagteKulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) am Dienstag. Wegender weiteren drohenden Kostensteigerung übernehme der Bund dieFederführung für das Projekt. Berlin bleibe aber zur Hälfte an derFinanzierung beteiligt. Eine Realisierung der anspruchsvollenZumthor-Pläne würde den Kostenrahmen von 38,8 Millionen Eurosprengen, hieß es. Zumthor reagierte laut «Berliner Zeitung»(Mittwoch) überrascht und verärgert über das Aus für sein Projekt.
Zumthors Entwurf berge ein Kostenrisiko von mindestens drei bisfünf Millionen Euro, sagte Weiss. Darin enthalten seien aber nichtdie Betriebskosten für den anspruchsvollen Bau. Dies gehe aus einerMachbarkeitsstudie hervor, deren Ergebnis am Dienstag von einerExpertenkommission des Bundes und des Landes Berlin vorgelegt wordensei. Ein Neubau werde günstiger als das Festhalten am Zumthor-Entwurf. Der erste Spatenstich soll nun in zwei Jahren erfolgen.Wiederum zwei Jahre später, 2008, soll das Zentrum eröffnet werden.
«Ich bin außerordentlich überrascht. Es hat noch nie so wenigGrund gegeben wie heute, das Projekt aufzugeben», sagte ArchitektZumthor der «Berliner Zeitung». Er sei gekränkt, dass er nichtangehört worden sei und stattdessen Behauptungen öffentlich gemachtwürden, die so nicht stimmten. Der Architekt kündigte an zu prüfen,ob er Ansprüche gegen den Bund und das Land Berlin anmelden undmöglicherweise einklagen werde.
Die Bauarbeiten im Zentrum Berlins waren nach drastischenKostenüberschreitungen und dem Konkurs beteiligter Baufirmen schonvor Jahren eingestellt worden. Auf dem Gelände stehen nur drei nackteTreppentürme. «Wir können dieses Kapitel nicht unendlich langeweiterschreiben», begründete Weiss die Entscheidung. Der Neuanfangsei mit der Berliner Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) undKultursenator Thomas Flierl (PDS) vereinbart worden.
«Wir verabschieden uns von einer Vorstellung, die lange verfolgtwurde», sagte Junge-Reyer. Nun ergebe sich eine neue Chance für denhistorisch belasteten Ort, an dem einst die Zentralen von Gestapo undSS ihren Sitz hatten. Mit der Diskussion um den Bau drohte nachEinschätzung Flierls auch die Stiftung «Topographie des Terrors» inVerruf zu geraten. In Zukunft solle das Gelände und nicht der Bau imMittelpunkt stehen. «Wir wollen kein Zumthor zwei», betonte Flierl.«Wir wollen das Gelände sprechen lassen und nicht ein Denkmal bauen»,sagte der geschäftsführende Stiftungsdirektor, Andreas Nachama.
Zumthor hatte für das Dokumentationszentrum einen filigranen, 125Meter langen Bau mit tausenden von Weißbetonstäben vorgesehen. Aufdem Gelände steht eine provisorische Ausstellung, die jedes Jahr vonzehntausenden Menschen besucht wird.