Tommy Lee Jones Tommy Lee Jones: Hollywoodstar mit Ecken und Kanten

Los Angeles/dpa. - Als US-MarshalSamuel Gerard in dem Krimi «Auf der Flucht» hetzte er Dr. Kimblealias Harrison Ford nach. In der Grisham-Verfilmung «Der Klient»mimte er den ehrgeizigen Staatsanwalt Roy Foltrigg. In «Explosiv -Blown Away» legt er Bomben, in dem Western «The Missing» stellt ermit langen grauen Haaren wilden Apachen nach. Vor Jones nimmt mansich besser in Acht. Dieser zweifelhafte Ruf hängt dem Schauspielerauch dann nach, wenn die Rolle längst gespielt ist. Am kommendenFreitag (15. September) feiert Jones seinen 60. Geburtstag.
Journalisten verschreckt er oft mit bissigen Antworten. Auch Co-Stars und Regisseure hat er schon vergrault. Sally Fields schwor nachden Dreharbeiten zu «Back Roads», nie wieder mit ihm aufzutreten.«Batman Forever»-Regisseur Joel Schumacher und Jim Carrey standen mitihm auf Kriegsfuß. Doch andere halten dem gebürtigen Texaner seinentrockenen Humor zu Gute. Fernab von Hollywood lebt der zweifacheVater in dritter Ehe auf seiner Ranch in Texas. Der begeisterte Polo-Spieler, Jäger und Pferdezüchter nutzte sein riesiges Anwesen zuletztals Kulisse für sein erstes Kino-Regieprojekt, den Neo-Western «TheThree Burials of Melquiades Estrada». Es geht um Rache, Freundschaftund soziale Konflikte im amerikanisch-mexikanischen Grenzland. Beiden Filmfestspielen in Cannes (2005) wurde er zwar nicht alsRegisseur geehrt, aber als Schauspieler in seinem eigenen Film mitdem Darstellerpreis ausgezeichnet.
Er habe mehr als 50 Regisseure bei der Arbeit beobachtet und sosein Handwerk gelernt, sagte Jones über seine neue Leidenschaft. «Ichspüre eine tiefe Verbundenheit mit Schauspielern und Pferden. Und esist sehr wichtig, dass man ihnen nichts abverlangt, was sie nicht tunkönnen». Nach dieser Devise habe schon sein großes Vorbild HowardHawks Regie geführt, erklärte der Schauspieler in der «WashingtonPost».
Jones wurde am 15. September 1946 im texanischen San Saba geboren,mit indianischem Blut von seiner Cherokee-Großmutter. Als Teenagerhalf er seinem Vater in den Ölfeldern, schaffte es dann aber über einFootball-Stipendium an Elite-Schulen. An der Harvard-Universität, woer zum Zimmergenossen und Freund des späteren Vizepräsidenten Al Gorewurde, schloss er sein Englischstudium mit Auszeichnung ab.
Der Hobby-Schauspieler tingelte durch New Yorker Theater, landeteam Broadway und dann 1970 mit Hilfe seines Harvard-Freundes ErichSegal beim Film. Der hatte das Drehbuch für «Love Story» verfasst undJones eine kleine Rolle in Hollywoods größte Liebesgeschichtehineingeschrieben. Mit unzähligen Nebenrollen, vor allem alsGesetzeshüter- und -brecher, kämpfte sich Jones nach oben. Die ersteOscar-Nominierung holte er sich mit Oliver Stones Kennedy-Drama «JFK»(1991), die erste Trophäe nahm er drei Jahre später für «Auf derFlucht» entgegen.
Ein Kassen-Volltreffer gelang ihm 1997 mit der Alien-Komödie «Menin Black», wo er als Agenten-Duo mit Will Smith auf AußerirdischeJagd macht. Als ergrauter «Space Cowboy» (2000) ließ er sich vonClint Eastwood ins All schicken, als Texas Ranger musste er in «DerHerr des Hauses» (2005) eine Gruppe hübscher Cheerleader bändigen.Nach Comedy-Versuchen macht Jones nun wieder das, was er am bestenkann. Für die Coen-Brüder dreht er gerade den zeitgenössischenWestern-Thriller «No Country for Old Men» - ein Jäger findet in einemWaldstück einen Haufen Leichen, zwei Millionen Dollar und Heroin. Undder wortkarge Held muss nicht einmal seine geliebte Heimat verlassen.Gefilmt wird in Texas, gleich bei Jones vor der Haustür.