Tokio Hotel Tokio Hotel: Neue Töne aus «Zimmer 483»

Berlin/dpa. - Damit scheint gesichert, dass auch weiterhin hundertePubertierende ihre Idole bei Konzerten hysterisch feiern werden.Musikalisch knüpft die Platte mit dem neugierig machenden Titel«Zimmer 483» an seinen Vorgänger «Schrei» an - nur dass dermittlerweile 17 Jahre alte Sänger Bill den Stimmbruch nun hintersich hat und deutlich tiefere Töne anschlägt.
Die zwölf Songs des neuen Albums, deren Klang auch mal an den der Bands Linkin Park oder Juli erinnern, sind ein leicht ins Ohr gehender Mix aus gitarrenlastigem Rock und energischem Gesang. Gesetzt hat man dabei wieder auf das Produzenten-Team um Peter Hoffmann, Pat Benzner, Dave Roth und David Jost. Gitarrist Tom (17) betont aber: «Die Songs wurden nicht ausschließlich von anderen für uns geschrieben. Da steckt viel von uns selbst mit drin.»
Sein Zwillingsbruder Bill besingt in melancholischer Maniererneut für Teenager relevante Themen wie Liebeskummer, Einsamkeitund Rebellion. Ganz selbstbewusst sagt der wie stets geschminkte undmit Silberschmuck behängte Mädchenschwarm dann auch: «Wir können mitunserer Musik bei den Jugendlichen was bewegen. Die finden sichdarin wieder. Aber das machen wir uns gar nicht bewusst. Wir sindeinfach im gleichen Alter wie unsere Fans und uns bewegen diegleichen Sachen.»
Den Titel des Albums, «Zimmer 483», verstehen die Jungs als eineArt humorvolle Hommage an die Finca Nr. 483 in Südspanien. Dorthinwollte sich die Band im vergangenen Jahr zurückziehen, um an ihrerneuen Platte zu arbeiten. Als die Musiker ankamen, wurde der Traumvon einer Luxusbleibe in Strandnähe jedoch jäh zerstört: «Die Fincawar ein kompletter Reinfall. Das war ein halber Abriss-Bungalow undder Strand war auch nicht zu sehen», erinnert sich Bill. Trotz odergerade wegen der tristen Kulisse waren die Jungs produktiv - dererste Song des Albums «Wir sterben niemals aus» entstand - und derPlattentitel war geboren.
Echo, Bambi, Comet, Eins Live Krone, World Music Award und jüngstder European Border Breakers Award - Tokio Hotel sind einem wahrenPreisregen ausgesetzt. Ihr 2005 veröffentlichtes Erstlingswerk«Schrei» ging mehr als 400 000 Mal über die Ladentische underreichte damit Doppel-Platin-Status. Die Cover vonJugendzeitschriften wie «Bravo» und «Yam» scheinen Tokio Hotel fürsich gepachtet zu haben.
Auch jenseits der deutschen Grenze grassiert das Tokio-Hotel-Virus. In Russland, Polen und Frankreich konnte sich die MagdeburgerBand ganz oben in den Charts platzieren. Vor allem auf den Gold-Status ihres ersten Albums in Frankreich - das internationaleKünstler in der Regel nicht mit offenen Armen empfängt - sind Tom,Bill, Schlagzeuger Gustav (18) und Bassist Georg (19) stolz. Deshalbbegnügt sich die Band in diesem Jahr auch nicht mit einerDeutschland-Tour - diesmal ziehen die Jungs durch ganz Europa. Dafürwurden einige der bekannten Hits sogar ins Englische übersetzt.Schließlich soll die Tokio-Hotel-Botschaft auch im Auslandverstanden werden.
Manch einer würde nach so einem Erfolgsritt beim zweiten AlbumFracksausen bekommen. Nicht so Tokio Hotel. Ganz abgeklärt erklärtBill: «Wir machen uns den Stress nicht und zittern jetzt, dass"Zimmer 483" genauso abgeht wie "Schrei". Unter so einem Druckhätten wir gar nicht vernünftig arbeiten können. Wir wollten einfachso weitermachen wie bisher. Und jetzt schauen wir mal, waspassiert.»