Tod von Keith Emerson Tod von Keith Emerson: Trauriger "Lucky Man"

Halle (Saale) - Nein, ein „Lucky Man“, ein glücklicher Mann, ist er wohl nicht gewesen, jedenfalls in den letzten Jahren seines Lebens nicht. Krankheiten, nervlich bedingte Lähmungen der rechten Hand, Scheidungskummer, ein abgebranntes Haus, Depressionen - da ist einiges zusammengekommen. Am Ende hat er die gefühlte Last wohl nicht mehr tragen können und wollen. Ende letzter Woche hat sich der englische Musiker Keith Emerson, wie berichtet, in seinem Haus in Santa Monica (Kalifornien) erschossen. Er wurde 71 Jahre alt.
Begnadeter Komponist und großartiger Keyboarder
Freilich, jede Todesnachricht löst Trauer aus. Wenn sie einen Künstler betrifft, dessen Werk Millionen Menschen kannten - oder wenn ein Freund aus Jugendtagen gestorben ist, den man lange nicht mehr getroffen hatte. Im Falle von Keith Emerson fällt beides zusammen, jedenfalls für Menschen, die in den 1950er Jahren geboren worden sind. Emerson ist nicht nur ein begnadeter Komponist und großartiger Keyboarder gewesen, sondern einer, der den Nerv einer Generation traf, die sich die Welt schöner und offener träumte, im Westen wie im Osten. Und die pathetische, perfekt mit Klassik und Jazz spielende Musik von Emerson, Lake & Palmer gehörte zum Soundtrack dieses Films, gleichauf mit den Stücken der früh verstorbenen Helden Jimi Hendrix und Janis Joplin.
Rockmusiker sind eigenwillige Leute
Viele Ostler werden sich erinnern können, wo und wie sie ihre erste Emerson-Platte beschafft haben. Man sprach stets nur kurz und vielsagend von Emerson und meinte damit den Gitarristen und Sänger Greg Lake sowie den Schlagzeuger Carl Palmer gleich summarisch mit, ohne die das Trio nicht so gut gewesen wäre, wie es war. Aus diesem Grund haben Musikmanager die Ende der 70er Jahre auseinandergebrochene Truppe mehrmals wieder zu vereinen versucht, aber so richtig und mit dem alten Drive hat es nicht funktioniert. Zumal zwischen Emerson und Lake soll es geknirscht haben, Rockmusiker sind eigenwillige Leute. Außerdem geht es in Bands ähnlich wie in Ehen zu: Was einmal geschieden ist, ist meist auch gefühlsmäßig entzwei.
Erste Emerson-Platte „Lucky Man“
Die erste Emerson-Platte aber, „Lucky Man“ eben, die bewahrst du im Herzen wie die erste große Liebe. Aus Ungarn und Polen wurde die Scheibe ins Arbeiter- und Bauernparadies geschleppt. 14, 15 Jahre alt waren wir damals, wollten uns die Haare wachsen lassen und trugen Hosen, deren Beine bis zum Knie eng anlagen, sich dann aber jäh weiten sollten. Dazu gab es wahlweise Deep Purple oder eben Emerson, Lake & Palmer.