«Tintentod»: Fantastischer Abschluss von Cornelia Funkes Trilogie
Hamburg/dpa. - Herz, Blut, Tod: Drei Worte nur braucht es in der Tintenwelt, um einen grausamen Fürsten umzubringen. Drei Worte, geschrieben in ein Buch mit leeren Seiten. Viele Worte auf über 2000 Seiten hat Cornelia Funke vom ersten Band bis zum jetzt erscheinenden Finale ihrer «Tintenherz»-Trilogie geschrieben. Doch ihre Sätze bringen kein Verderben, sondern Spannung, Spaß und die pure Freude an Sprache und Fantasie für Leser aller Altersstufen ab 10 Jahren.
Die 48 Jahre alte Bestsellerautorin, die vor gut zwei Jahren aus Hamburg nach Los Angeles gezogen ist, hat mit «Tintentod» die Genregrenzen der Kinder- und Jugendliteratur weit hinter sich gelassen. Trennungsschmerz habe sie bei den letzten Sätzen der Trilogie nicht gespürt, sagt sie. «Nur albernste Glückseligkeit, dass ich mich an neue Projekte machen kann.»
Fabulierkunst paart sich in ihrem Roman mit hohem sprachlichen Anspruch. Die trickreich erzählte Geschichte bietet eine Fülle funkelnder Dialoge und packender Action-Szenen. Kein Wunder, dass der Hamburger Cecilie Dressler Verlag die deutsche Startauflage schon von ursprünglich geplanten 300 000 auf 500 000 Exemplare erhöht hat. Eine kurze Einweisung für Neueinsteiger: «Tintenherz» (2003), «Tintenblut» (2005) und nun «Tintentod» feiern die Kraft der Worte und die Magie des Vorlesens. Gleichzeitig sind sie erstklassige Fantasy- und Abenteuerromane, die das Zeug zum modernen Klassiker haben. Die Hauptfiguren, der Buchbinder Mo und seine Tochter Meggie, besitzen beide die Gabe, Menschen und Wesen aus Büchern in die reale Welt herauszulesen. Im ersten Band hat das zu einem Kampf auf Leben und Tod mit dem Schurken Capricorn geführt, der aus einer Erzählung namens «Tintenherz» entschlüpfte. Im zweiten Band verschiebt sich die Handlung voll in die Tintenwelt und auch der Abschlussroman bleibt vorwiegend in dieser magischen Region.
Hier kämpfen tapfere Räuber gegen Fürsten wie den bösen Natternkopf, hier helfen zerbrechliche Glasmänner den Schriftstellern beim Federspitzen. Diese Welt voller Wunder und Schönheit, aber auch voller Grausamkeit, gerät durch etliche Eingriffe verschiedener Schreiber und Vorleser durcheinander. «Diese Geschichte ist ein Labyrinth!», stöhnt der Dichter Fenoglio, als er einen erzählerischen Ausweg aus dem Schlamassel sucht. «Es scheint, als gäbe es viele Wege, aber nur einer ist der richtige.»
Den eigentlichen Reiz dieses Fantasy-Reiches für Erwachsene aber machen die sorgfältig beschriebenen Charaktere aus. Funkes Figuren schimmern vielfältig wie die Bunten Feen im Weglosen Wald. Manche quälen sich mit widerstrebenden Wünschen, erschrecken über ihre eigenen Abgründe oder wachsen über sich hinaus. Und sie spüren intensiv Trauer, Schmerz und Sehnsucht.
«Gerade die Sehnsucht ist ja eine sehr seltsame menschliche Eigenschaft», sagt Cornelia Funke. Und vor den Widmungen zu «Tintentod» steht der poetische Satz: «Vielleicht ist alles nur durch die Sehnsucht verbunden.» Dann enthüllt die 48-Jährige mit einer Widmung, dass ihr im vorigen Jahr an Krebs gestorbener Mann Rolf das Vorbild für den tragischen Helden Staubfinger gewesen sei. Für jene Figur, den in ihrem neuen Buch die «Weißen Frauen» des Todes noch einmal davonziehen lassen, damit er der ganzen Geschichte zu einem guten Ende verhelfen kann.
Einen vierten Band wird es definitiv nicht geben, betont Funke. Für sie sei die «Reise abgeschlossen». Tröstend für Fans ist die Tatsache, dass die «Tintenherz»-Hollywoodproduktion wahrscheinlich im März nächsten Jahres ins Kino kommt. Und wenn der Film erfolgreich ist, folgen auch noch Teil zwei und drei.
Cornelia Funke
Tintentod
Cecilie Dressler Verlag Hamburg
768 S., geb., EUR 22,90
ISBN 3-7915-0476-2