Til Schweiger und seine vier Kinder in «Keinohrhasen»
Hamburg/dpa. - Ausgerechnet seine jüngste Hauptdarstellerin hat Til Schweiger kurz vor dem Dreh seines neuen Films «Keinohrhasen» erst einmal einen Korb gegeben. «Sie sagte mir, dass sie nur spielen will, wenn wir allein sind», erzählt der Regisseur und Schauspieler über seine Tochter Emma Tiger (5).
«Ich habe ihr erklärt: "Schatz, mindestens ein Mann für die Kamera und einer für den Ton müssen dabei sein." Aber ihre Antwort war deutlich: "Nee, Papa, nur für Dich."» Etwas nervös kümmerte sich der 43-Jährige schnell um ein Kind, das notfalls die Rolle übernehmen könnte. «Dafür ist ein deutscher Film finanziell zu schwach auf der Brust, um einfach mal ein paar Tage die Produktion stoppen zu können. Am Ende lief aber doch alles super.»
Für die romantische Komödie, deren Deutschlandpremiere am Montagabend in Berlin auf dem Programm stand, wirkte Schweiger wieder vor und hinter der Kamera. «Im nächsten Leben würde ich allerdings sofort Regie führen wollen», sagt der Star aus Filmen wie «Manta, Manta», «Der bewegte Mann» und «Knockin' On Heaven's Door». «Die Schauspielerei macht Spaß. Aber egal, was für ein Star man auch ist, man hat überhaupt keinen Einfluss auf das Endprodukt.» Dennoch würde der in Berlin lebende Filmemacher, der mehrere Jahre in Hollywood arbeitete, auch jetzt noch nicht komplett die Seiten wechseln. «Als Schauspieler verdient man viel mehr Geld mit weniger Arbeit», meint der vierfache Vater.
In «Keinohrhasen» ließ Schweiger alle seine vier Kinder, die mit seiner von ihm getrennt lebenden Ehefrau Dana in Hamburg wohnen, mitspielen: Valentin (12), Luna (10), Lilli (9) und Emma Tiger. «Sie haben selbst gefragt, wurden aber alle gecastet», berichtet er und gesteht: «Ich hatte wahnsinnigen Schiss vor dem Dreh mit Kindern - mehr als vor meiner Stunt-Szene.» Bei dem Stunt stürzt Schweiger als Boulevardreporter Ludo durch das Glasdach eines Hotels, von dem aus er mit Paparazzo Moritz (Matthias Schweighöfer) den Heiratsantrag von Wladimir Klitschko an Yvonne Catterfeld beobachtet. Ludo wird zu 300 Stunden Sozialarbeit verurteilt, die er in einem Kindergarten unter der Aufsicht von Leiterin Anna (Nora Tschirner) ableistet.
«Man kann Kinder nicht inszenieren wie Erwachsene», sagt der Regisseur, der wie schon bei «Barfuß» zugleich auch Produzent und Co-Autor war. «Vor allem funktionieren Kinder nicht immer so, wie man sich das vorstellt. Wenn Kinder keine Lust mehr haben, dann ist es vorbei.» Deshalb hielten sich bei den Dreharbeiten im Kindergarten auch immer erwachsene Darsteller für alternative Szenen bereit, «für den Fall, dass den Kindern die Lust vergeht». «Doch dann war das eine super Zeit», sagt Schweiger, der vor dem Kinostart (20. Dezember) von «Keinohrhasen» - einen Tag nach seinem Geburtstag - eine «nervöse Vorfreude» empfindet. «Bei solchen Filmen bin ich immer ganz zuversichtlich, dass sie funktionieren werden.»
Anders als bei seinem Thriller «One Way» vor einem Jahr. «Vor dem Start hatte ich am meisten Angst. Leider wurde der Film kein Erfolg, was mich schon sehr traurig gemacht hat», sagt er. «Was mir damals sehr geholfen hat, war, dass ich im Kopf schon "Keinohrhasen" gedreht habe.» Bereits jetzt sitzt er an der Fortsetzung der Komödie, deren Titel ein von Ludo im Kindergarten gebastelter Stoffhase ohne Ohren liefert. Schweiger selbst stand gerade - erneut mit einer Tochter - für den Kinofilm «Phantomschmerz» vor der Kamera und will im Sommer 2008 mit Rick Kavanian eine «im Mittelalter spielende Buddy-Comedy» drehen.
An eine Fortsetzung seines Erfolges «Der bewegte Mann» glaubt er nicht mehr, wohl aber an «Manta, Manta 2». «Am liebsten so emotional wie "Rocky Balboa" - nur lustiger. "Manta, Manta" ist schließlich nach wie vor mein populärster Film.»