1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Tierisch: Tierisch: Fallenmuseum gibt Einblick in Fangtechniken

Tierisch Tierisch: Fallenmuseum gibt Einblick in Fangtechniken

Von Birgit Reichert 02.08.2005, 07:20
Der achtjährige Dominik begutachtet bei seinem Besuch im Mausefallenmuseum in Neroth bei Daun eine irische Lochfalle (Foto: dpa)
Der achtjährige Dominik begutachtet bei seinem Besuch im Mausefallenmuseum in Neroth bei Daun eine irische Lochfalle (Foto: dpa) dpa

Neroth/dpa. - Über einen Zeitraum von mehr als 100Jahren entstanden in den Händen der Nerother die Drahtfallen, die inganz Deutschland zuschnappten. Die Eifeler waren beim Fallenbindenganz besonders erfinderisch, wie ein kleines, liebevolleingerichtetes Mausefallenmuseum im Dorf zeigt.

In den Räumen der alten Dorfschule steht das ganze Fang-Sortiment:Von der automatischen Wasserfalle über die Korbfalle bis zur irischenLochfalle. «Die war ganz besonders rabiat», sagt Horn. Bis zu zwölflecker duftende kleine Löcher, die nebeneinander in einen Holzscheitgebohrt waren, verführten die Mäuse zum tödlichen Biss: Ihnen wurdeein Eisenring um den Hals gequetscht. Dieses Modell wurde bevorzugtvon irischen Kunden bestellt. 1960 gingen beispielsweise 2000 Stückfür je 56 Pfennig nach Irland - Porto und Verpackung inklusive.

Zu den beliebtesten Fängern zählte aber die längliche Kastenfalle,auch «Hinnesje» genannt, deren Klappe zuschlug, wenn die Maus amLeckerbissen schnupperte. Die Rundfalle erinnert an eine Käseglocke,in die die Maus über eine sich verjüngende Einstiegsröhre gelocktwird. Die großen Falltürfallen, die mehrere Mäuse gleichzeitig fangenkonnten, waren vor allem für Speicher und Speisekammer gedacht.

«Die meisten Fallen waren Lebendfänger», sagt Horn, die heute alseiner der wenigen im Dorf noch regelmäßig Fallen bindet. «Das hat denMäusen aber auch nicht geholfen», meint Kollegin Sieglinde Buhrke.Noch in der Falle seien sie im Wasser ertränkt worden. Schließlichkonnten die kleinen Nager für Müller, Bäcker, Metzger und Bauern diereinste Plage sein.

Bis in die fünfziger Jahre hat Neroth von Mausefallen gelebt. Dassdas Dorf auf die Maus gekommen ist, haben die Einwohner ihremfrüheren Lehrer Theodor Kläs zu verdanken, der 1832 auf der Suchenach Arbeit in die Slowakei kam und dort das Handwerk erlernte. Erbrachte sein Wissen zurück in die Heimat. Bereits 1840 habe «dasganze Dorf am Draht geschafft», sagt Horn. Die Eifeler warenerfindungsreich: Auch Tortenauskühler, Siebe oder Reibeisenentstanden in Heimarbeit. Für Neroth war das Handwerk ein Segen. Ohnediese Arbeit hätten viele Bewohner auswandern müssen.

Die «Mousfallskrämer» zogen monatelang durch ganz Deutschland, umihre Waren zu verkaufen. Sogar bis Königsberg (heute Kaliningrad)wanderten sie. «Neroth war damals ein reines Weiberdorf», erzähltHorn. Die Männer waren unterwegs, und die Frauen arbeiteten zu Hausemit Draht. Seit 1960 wurde das Drahtwarengeschäft unrentabel. Diemaschinelle Herstellung wurde als Konkurrenz zu stark. Aber erst 1979schloss in Neroth der letzte Drahtwarenbetrieb.

Im Mausefallenmuseum bekommen die Besucher einen Eindruck von derharten Arbeit des Drahtbindens. Es beherbergt die letzte Original-Werkstatt mit selbst entwickelten Maschinen. Jedes Jahr kommen rund3000 Besucher zu der Mausefallen-Pilgerstätte. Olaf Benning aus dembrandenburgischen Herzberg ist einer von ihnen. Und er istbegeistert: «Ich würde gerne ein paar Fallen mitnehmen, aber ich habezu Hause noch bessere Fallen: drei Katzen.»

Das Museum ist mittwochs von 14.00 bis 16.00 Uhr, freitags von 15.00bis 17.00 Uhr geöffnet. Auf Anfrage wird auch außerhalb der regulärenZeiten geöffnet. Der Eintritt kostet 2 Euro. Kinder ab sieben Jahrenzahlen 1 Euro.