Thüringen Thüringen: Rettung für das Schwarzburger Zeughaus

Schwarzburg/dpa. - Knapp eine Million Euro hat die Sanierungdes Schwarzburger Zeughauses verschlungen, doch der Weg bis zurEröffnung als bundesweit einzigartiges Museum ist steinig. Noch indiesem Jahr werde die Planung für den Wiederaufbau des Torhauses nachhistorischem Vorbild fertiggestellt, sagte der Direktor der StiftungThüringer Schlösser und Gärten, Helmut-Eberhard Paulus, im Gesprächmit der Nachrichtenagentur dpa. Das Gebäude, das einst von denNationalsozialisten abgerissen wurde, wird für Serviceeinrichtungenwie Kasse, Toilette, Klimaschleuse und Museumsshop gebraucht. Woherdas Geld von rund 3,6 Millionen Euro genau kommen soll, ist nochunklar. Paulus: «Wir müssen jetzt Überzeugungsarbeit leisten.»
Der Wiederaufbau des Torhauses sei auch für die Statik desZeughauses wichtig, betonte Paulus. «Das wird aber keine eins zu einsRekonstruktion wie bei der Frauenkirche in Dresden.» Vielmehr solldas Gebäude in gleicher Form und Gestalt, jedoch insgesamt etwaskleiner neu erstehen.
Im Zeughaus - so der Plan - wird künftig die Waffensammlung derSchwarzburger Fürsten präsentiert, die noch auf Schloss Heidecksburgin Rudolstadt untergebracht ist. Sie umfasst rund 4000 Rüstungen,Harnische sowie Hieb- und Stichwaffen - die ältesten stammen aus dem15. Jahrhundert. Wenn diese über Generationen gewachsene Sammlung,die einen Querschnitt über mehrere Jahrhunderte biete, an ihrenangestammten Platz zurückkehre, entstehe ein einzigartiges Museum inDeutschland, betonte Paulus. Im deutschsprachigen Raum gebe esVergleichbares nur in Solothurn (Schweiz) und Graz (Österreich).Zeughaus und Exponate sollen ein «Raumkunstwerk» ohne störendeVitrinen bilden.
«Wir müssen nächstes Jahr zu Stuhle kommen und es müssen dannerste Entscheidungen fallen», erläuterte Paulus. Bisher gilt das Jahr2015 als Ziel für die Eröffnung des Museums. «Mir ist es aber lieber,es wird erst 2016 oder 2017 fertig, als wenn es an der Zeitschienescheitert.» Denn Paulus hat seinen Blick schon auf ein weitereswichtiges Ereignis gerichtet: 2019 jährt sich die Unterzeichnung derWeimarer Verfassung zum 100. Mal. Unterschrieben wurde sie am 11.August 1919 von Reichspräsident Friedrich Ebert in Schwarzburg,wodurch die erste Demokratie auf deutschem Boden begründet wurde.
«Schwarzburg ist ein wichtiger Ort der Verfassungsgeschichte»,konstatierte Paulus. «Vielleicht nicht ganz so bedeutend wie dieFrankfurter Paulskirche, weil hier kein Parlament getagt hat, aber essind immer wieder Initiativen zur Konstitutionalität von Schwarzburgausgegangen.» Zudem verwies er darauf, dass das heutige Grundgesetzauf die Weimarer Verfassung aufbaue. Deshalb ist eineSonderschau imHauptgebäude des Schlosses angedacht, die dann zu einer Gedenkstättedeutscher Verfassungsgeschichte ausgebaut werden kann.
Gemeinsam mit dem Zeughaus und dem Kaisersaal soll sich dasSchloss so zu einem Touristenmagnet für die Region entwickeln. Dochzunächst gilt es, Geld für das Torhaus und die Museumsausstattung,deren Kosten mit weiteren 1,7 Millionen Euro veranschlagt werden,aufzutreiben. Schwierig sei, dass das Projekt über die klassischeDenkmalfinanzierung hinausgehe. «Das stoßen wir an die Grenzenunserer bürokratischen Förderrichtlinien», stellte Paulus fest.Dennoch zeigte er sich optimistisch angesichts positiver Signale ausErfurt und Berlin. «Das Projekt ist als national bedeutsamanerkannt.»